BDI-Chef zu Güterverkehr per Bahn "Das halte ich für illusorisch"
Mit Zielen hat die Ampel bislang schlechte Erfahrungen gemacht: Wohnungsbauziel verfehlt, für das E-Auto-Ziel sieht es nicht gut aus und die Marke für den Ausbau des Güterverkehrs auf der Schiene wackelt auch. Zumindest nach Ansicht des BDI.
Das Regierungsziel für mehr Güterverkehr auf der Schiene ist aus Sicht der Industrie unrealistisch. Das Bündnis aus SPD, Grünen und FDP strebt an, dass 2030 ein Viertel des Gütertransports mit der Bahn abgewickelt werden soll. "Das halte ich für illusorisch", sagte Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Dafür müsste ein Drittel mehr Güter auf die Schiene. Und zwar ein Drittel eines Transportvolumens, das weiter wachsen wird."
BDI-Chef Russwurm: "Definitiv zu wenig Kapazität."
Derzeit gebe es im deutschen Schienennetz "definitiv zu wenig Kapazität". Die Infrastruktur sei überlastet und sanierungsbedürftig, Genehmigungen und der Bau bräuchten zu lange. "Wenn wir über zusätzliche Strecken oder Gleise an bestehenden Strecken sprechen, dauert es von der ersten Idee bis zum ersten Zug Jahrzehnte", sagte Russwurm.
Zu langsam und zu unpünktlich
Im vergangenen Jahr wurde nach Daten der Bundesnetzagentur 19,8 Prozent des Güterverkehrs mit Zügen abgewickelt. Russwurm verlangte mehr Tempo beim Ausbau der Bahn - vor allem mit Blick über die Grenzen hinweg: "In Europa wächst die Schieneninfrastruktur, aber wir in Deutschland stehen massiv auf der Bremse", sagte er.
Der BDI-Chef kritisierte außerdem eine sinkende Pünktlichkeit im deutschen Güterverkehr. Firmen würden zwar mit einem gewissen Vorlauf und Puffern bei dem Bezug von Teilen oder Vorprodukten planen, sagte Russwurm den Funke-Zeitungen. "Aber natürlich kann es nicht der Anspruch einer führenden Wirtschaftsnation wie Deutschland sein, dass Unpünktlichkeit quasi zur Regel wird."
Masterplan Schiene
Bereits 2017 wurde der Masterplan Schienengüterverkehr auf den Weg gebracht. Die aktuelle Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hatte im Koalitionsvertrag 2021 das Ziel bekräftigt, den Anteil der Schiene am Verkehr in Deutschland bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern. Dies werde "konsequent umgesetzt", hieß es aus dem FDP-geführten Bundesverkehrsministerium. Dazu bedarf es aber massiver Investitionen. Die Kosten könnten sich laut Bahnchef Richard auf gut 80 Milliarden Euro belaufen.
Ein Teil der Mittel soll auch aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen, den das Bundesverfassungsgericht Anfang Dezember gekippt hatte. Als Reaktion auf das Urteil plant der Bund nun auch, das Eigenkapital der Bahn zu erhöhen.