Zloty steigt stark Polen-Euphorie am Devisenmarkt
Am Devisenmarkt gewinnt die Landeswährung Zloty nach der Parlamentswahl in Polen deutlich an Wert. Experten erwarten nun positive Folgen für die polnische Wirtschaft.
Die Polen haben gewählt - und am Devisenmarkt scheint der Sieger schon festzustehen. Zwar werden verbindliche Wahlergebnisse erst morgen erwartet. Doch schon als die ersten Hochrechnungen reinkamen, wonach eine Koalition der Oppositionsparteien eine Mehrheit erzielen konnte, ging es für den polnischen Zloty direkt steil nach oben.
Bis zu zwei Prozent betrugen die Zuwächse zum Dollar und Euro. Bereits in den Wochen zuvor, als Umfragen die Möglichkeit eines solchen Wahlausgangs nahegelegt hatten, war die polnische Währung deutlich gestiegen.
Hoffnung auf milliardenschwere EU-Gelder
Doch warum fällt die Reaktion des Devisenmarktes auf die Parlamentswahl in Polen so positiv aus? In der kurzfristigen Betrachtung ist es sicherlich die Aussicht auf eine Freigabe der milliardenschweren EU-Mittel, die den Zloty aufwerten lässt. Brüssel hatte die Gelder wegen Missachtung der "Regeln der Demokratie" durch die bisherige Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sperren lassen.
Nun könnte der frühere EU-Ratspräsident und Oppositionsführer Donald Tusk eine neue Regierung schmieden - und den Dauerstreit mit Brüssel beenden. Analysten der Schweizer Großbank Unicredit halten es für wahrscheinlich, dass Polen eine Pro-EU-Wende vollziehen und die umstrittene Justizreform rückgängig machen werde.
"Polexit"-Gefahr vom Tisch
Doch das allein ist nicht der Grund für den steigenden Zloty-Kurs. "Eine weitere Legislaturperiode unter PiS-Regentschaft - womöglich noch in Zusammenarbeit mit rechtsextremen Kräften - hätte die Möglichkeit, dass Polen endgültig und unumkehrbar in Richtung einer autokratischen Staats- und Gesellschaftsform abdriftet, erhöht", erklärt Ulrich Leuchtmann, Devisen-Experte der Commerzbank. "Mittel- bis langfristig hätte dieser Weg Polen wohl aus der EU herausgeführt."
Solche Aussichte wären Gift für Investitionen. Nun, da ein möglicher "Polexit" vom Tisch zu sein scheint, gibt es zusätzliche Gründe, in dem Land zu investieren und damit für Kapitalimporte. Das stärkt wiederum den Zloty-Kurs.
Polnische Aktien und Anleihen gefragt
Auch an den Aktien- und Anleihemärkten reagierten die Anleger positiv auf den Wahlausgang in Polen. So zog der polnische Leitindex WIG20 über drei Prozent an. Auch polnische Staatsanleihen waren gefragt. Im Gegenzug fiel die Rendite deutlich - der Risikoaufschlag zehnjähriger Papiere zu deutschen Bundesanleihen sank auf den tiefsten Stand seit etwa einem Jahr.
Die Aussicht auf eine radikale politische Kehrtwende beim östlichen Nachbarn hat derweil auch bei der deutschen Wirtschaft Hoffnungen geweckt. Der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, sieht in den gestiegenen Chancen auf eine europa- und auch deutschlandfreundlichere Regierung in Polen ein "ermutigendes Zeichen".
Polen ist heute der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands - noch vor Italien oder dem Vereinigten Königreich. So führte Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von 90,6 Milliarden Euro nach Polen aus. Zum Vergleich: 2012 hatte sich der Wert der Exporte nach Polen noch auf 41,8 Milliarden Euro belaufen.