Demos der polnischen Opposition "Wir haben genug"
In mehreren polnischen Städten haben Oppositionsanhänger für einen Regierungswechsel demonstriert. Allein in Warschau sollen es mehr als eine Million Menschen gewesen sein. In zwei Wochen wird in Polen gewählt.
Zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Polen haben Hunderttausende Menschen gegen die Politik der nationalkonservativen Regierungspartei PiS demonstriert. Dicht gedrängt zogen die Teilnehmer durch das Zentrum von Warschau. Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift "Wir haben genug und wollen Veränderung" und "Gemeinsam haben wir Kraft".
Ein Sprecher der Stadtregierung von Warschau sagte, geschätzt eine Million Menschen hätten sich an der Kundgebung beteiligt Dies sei die größte Demonstration in der Geschichte der Hauptstadt, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung dem Portal Onet.pl. Auch in anderen Städten gab es heute Kundgebungen.
Zu dem "Marsch der Millionen Herzen" hatte die liberalkonservative Bürgerkoalition (KO) aufgerufen, die aus der früheren Regierungspartei Bürgerplattform des jetzigen Oppositionsführers Donald Tusk hervorgegangen ist. Die Demonstration wird auch vom Linksbündnis Lewica unterstützt. "Diese Kraft kann durch nichts mehr aufgehalten werden", sagte Tusk. "Niemand in den Reihen der Macht da oben soll sich Illusionen machen. Dieser Wandel ist unvermeidlich."
Der polnische Oppositionsführer Donald Tusk hofft darauf, nach der Wahl mit seinem Bündnis die PiS-Regierung ablösen zu können.
Angaben über Teilnehmerzahlen variieren
Tusk hatte bereits zum Auftakt der Veranstaltung von fast einer Million Teilnehmern gesprochen, die Nachrichtenagentur PAP berichtete unter Berufung auf inoffizielle Informationen der Polizei stattdessen von knapp 100.000 Demonstranten.
Teilnehmenden des Marsches waren in ganz Polen Busse zur Verfügung gestellt worden, um sie nach Warschau zu bringen. Die Polizei riegelte einige Straßen für den vier Kilometer langen Marsch ab. Bei einer ähnlichen Veranstaltung im Juni hatten nach Angaben von Organisatoren rund 500.000 Menschen teilgenommen.
PiS in Umfragen weiter deutlich vorn
Polen wählt am 15. Oktober ein neues Parlament. In allen Umfragen führt bislang die seit 2015 regierende nationalkonservative PiS. Sie könnte allerdings zur Regierungsbildung einen Koalitionspartner benötigen - und diesen in der ultrarechten Konfederacja finden.
Zuletzt hatten Äußerungen der PiS-Regierung zu einem etwaigen Stopp von Militärhilfen für die Ukraine für Irritationen gesorgt. Zudem brachte ein Skandal um illegale Visavergaben an Migranten die für einen harten Kurs in der Migrationspolitik stehende rechtskonservative Regierung in Bedrängnis.
Die liberale Bürgerplattform von Oppositionsführer Tusk liegt in Umfragen auf dem zweiten Platz. Sie hofft, mit der Demonstration ihre Anhänger so zu mobilisieren, dass es doch noch zum Sieg bei der Parlamentswahl reicht und es gelingt, die PiS abzulösen. Der 66-jährige Tusk war bereits polnischer Ministerpräsident und später auch EU-Ratspräsident.