US-Börsen und DAX im Minus Technologiekonzerne sorgen für schlechte Stimmung
Schwächelnde Tech-Werte und steigende Anleiherenditen haben die Börsen heute unter Druck gesetzt. Die Wall Street und auch der DAX schlossen im Minus - trotz EZB-Zinspause und starker US-Konjunktur.
Kursverluste bei großen Technologiekonzernen und anziehende Anleiherenditen haben die Aktienmärkte ins Minus gedrückt. Dazu kommt die weiter unsichere Lage im Nahost-Konflikt. Positiv ausgefallene Konjunkturdaten grenzten die Verluste an der Wall Street allerdings etwas ein.
So hatte sich das US-Wirtschaftswachstum im Sommer deutlicher als erwartet beschleunigt. Im dritten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal auf das Jahr hochgerechnet um 4,9 Prozent. Das ist das stärkste Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt seit sieben Quartalen. Der Leitindex Dow Jones schloss 0,76 Prozent tiefer bei 32.784 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 dagegen verlor satte 1,9 Prozent.
Bereits gestern hatte insbesondere das enttäuschend verlaufene Cloud-Geschäft der Google-Mutter Alphabet die US-Technologiebörse fast 2,5 Prozent ins Minus geschickt. Am Donnerstag drückte nun vor allem Meta auf die Stimmung. Die Aktien der Facebook-Mutter brachen zeitweise um knapp sieben Prozent ein und sackten auf den tiefsten Stand seit Ende August. Der Konzern rechnet im kommenden Jahr mit höheren Ausgaben und regulatorischem Druck. Auch die Papiere anderer Technologieriesen wie Microsoft und Nvidia lagen im Minus.
Ein negativer Faktor für die Märkte bleiben zudem die anziehenden Renditen der US-Bonds. "Weiter steigende Anleiherenditen in den USA sorgen für Nervosität an den weltweiten Börsen und verhindern auch beim Deutschen Aktienindex eine Fortsetzung der Erholung", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe hatte nach jüngsten Konjunkturdaten erneut knapp die Fünf-Prozent-Marke erreicht. Das macht Aktien für Anleger im Vergleich zu Anleihen weniger interessant.
Auch am deutschen Aktienmarkt gingen die Anlegerinnen und Anleger kein Risiko ein. Der DAX ging knapp 1,1 Prozent tiefer bei 14.731 Punkten aus dem Handel. Hohe Kursverluste der Aktien von Siemens Energy und auch der Siemens-Papiere hatten ihn zeitweise bis auf 14.655 Punkte abrutschen lassen. Damit hatte sich der Leitindex wieder dem Tief vom Montag bei 14.630 Zählern genähert - dem niedrigsten Kurs seit Mitte März.
Ein Rückfall darunter könnte den Abwärtsdruck Analysten zufolge noch erhöhen. Aktuell steht der Index zwar darüber, liegt aber dennoch unter der charttechnischen Unterstützung bei 14.800 Punkten.
Siemens Energy prüft derzeit nach eigenen Angaben "verschiedene Maßnahmen" zur Stärkung der Bilanz. Hierfür führe man Gespräche unter anderem mit der Bundesregierung und mit Banken. Die Titel brachen im Tagesverlauf um mehr als 30 Prozent ein und fielen auf niedrigsten Stand seit dem Börsengang vor drei Jahren. In ihrem Sog verloren auch die Aktien von Siemens knapp fünf Prozent. Der Konzern zählt mit einem Börsenwert von fast 100 Milliarden Euro zu den Schwergewichten im DAX, sodass die Kursverluste das Barometer überdurchschnittlich stark beeinflussen.
Auch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) konnte den Abwärtstrend im DAX nicht stoppen. Die Währungshüter legten nach zuletzt zehn Zinserhöhungen eine Pause ein und lassen die Zinsen erstmals seit Juni 2022 unverändert. Nach dem Treffen der Notenbank konnte der Leitindex seine Verluste am Nachmittag nur leicht eingrenzen. Zu groß bleibt die Unsicherheit an den Märkten - und der Kursverlust bei Siemens Energy.
Der Euro wurde durch die Zinsentscheidung der EZB derweil kaum bewegt. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0535 Dollar gehandelt und damit etwas niedriger als am Vorabend. Bereits vor der Zinsentscheidung war sie unter Druck gefallen. Im US-Handelsverlauf konnte der Euro schließlich wieder zulegen. Rund eine Stunde vor dem Börsenschluss an der Wall Street kostete er 1,0562 Dollar.
Die Unsicherheit nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel treibt die Anleger am Ölmarkt um. Die Entscheidung des israelischen Militärs, die geplante Bodenoffensive in Gaza vorerst aufzuschieben, drückte den Preis für Nordsee-Rohöl und leichtes US-Öl um jeweils mehr als zwei Prozent auf 88,23 und 83,27 Dollar pro Barrel (159 Liter).
In der deutschen Exportindustrie hat sich die Stimmung im Oktober nach dem Rückschlag im Vormonat etwas aufgehellt. Das Barometer für die Exporterwartungen stieg auf minus 6,9 Punkte, wie das ifo-Institut mitteilte. Im September war es mit minus 10,8 Punkten auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 abgerutscht. "Die Exportwirtschaft bleibt aber weiterhin eher zurückhaltend bei den Erwartungen", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Viele Unternehmen sehen eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten."
Amazon hat im vergangenen Quartal dank seines Handelsgeschäfts und der Cloud-Sparte Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Die Erlöse wuchsen im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 143,1 Milliarden (135,5 Mrd Euro), wie Amazon nach US-Börsenschluss mitteilte. Unter dem Strich sprang der Gewinn von 2,9 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 9,9 Milliarden Dollar hoch.
Mercedes-Benz hat im dritten Quartal aufgrund von Lieferproblemen und härterem Wettbewerb deutlich weniger Gewinn eingefahren. Der bereinigte Betriebsgewinn sank von Juli bis September um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, wie der Autobauer mitteilte. Im Hauptgeschäftsfeld Pkw sackte die Rendite um rund zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 12,4 Prozent ab.
Der Volkswagen-Konzern hat im dritten Quartal doppelt soviel Gewinn gemacht wie ein Jahr zuvor. Allerdings waren dafür vor allem milliardenschwere Abschreibungen im Vorjahreszeitraum verantwortlich. In den Monaten Juli bis September dieses Jahres habe das Ergebnis nach Steuern bei 4,35 Milliarden Euro gelegen, teilte das DAX-Unternehmen mit. Im Vorjahresquartal hatte das Ende einer Kooperation bei Software rund um autonomes Fahren für eine Belastung von 1,9 Milliarden Euro gesorgt.
Rheinmetall hat durch den Rüstungsboom nach der russischen Invasion in der Ukraine im dritten Quartal mehr verdient. Auf Basis vorläufiger Zahlen habe der Düsseldorfer Konzern von Juni bis September ein operatives Ergebnis von 191 Millionen Euro eingefahren, das über den Markterwartungen von 165,4 Millionen Euro liege, teilte Rheinmetall am Vorabend nach Börsenschluss mit. Der Umsatz liege im Quartal bei 1,76 Milliarden Euro.
Der amerikanisch-deutsche Industriegaskonzern Linde schraubt trotz eines Umsatzrückgangs im dritten Quartal seine Gewinnprognose für dieses Jahr zum dritten Mal nach oben. Der Umsatz habe von Juli bis September wechselkursbedingt mit 8,16 Milliarden Dollar um sieben Prozent unter dem Vorjahr gelegen, teilte Linde mit. Dabei sei es dem Weltmarktführer gelungen, die Preise um fünf Prozent zu erhöhen, das Volumen sei um zwei Prozent zurückgegangen.
Der US-Pharmakonzern Merck & Co hebt angesichts gut laufender Geschäfte mit Medikamenten seine Umsatzprognose für das laufende Jahr an. Die Nachfrage nach einem seiner umsatzstärksten Mittel, dem Krebsmedikament Keytruda, und einem umstrittenen Covid-Medikament sei gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Beim Gewinn rudert der Konzern allerdings weiter zurück.
Die Entwicklungspartner BioNTech und Pfizer verbuchen nach eigenen Angaben einen Erfolg bei der Erforschung eines kombinierten Impfstoffes gegen Grippe und Corona. In einer Studie der frühen und mittleren Entwicklungsphase habe das Mittel eine starke Immunreaktion gegen die Viren hervorgerufen, teilten die beiden Unternehmen mit. In den kommenden Monaten solle eine Studie mit mehr Probanden gestartet werden.
Der französische Lebensmittelkonzern Danone will durch Preiserhöhungen 2023 auf vergleichbarer Basis noch mehr umsetzen als bislang in Aussicht gestellt. Bereits in den vergangenen Monaten konnte das Unternehmen mit der Strategie den Erlös steigern - und das, obwohl die Nachfrage nach seinen Produkten lahmt.
Niedrige Preise für Zink und hohe Schmelzlöhne durchkreuzen die Gewinnpläne des Industrie-Recyclers Befesa. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) dürfte wegen der Belastungen in diesem Jahr nur rund 180 Millionen Euro erreichen, teilte das Unternehmen mit. Bisher hatte das Management 200 bis 230 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Dem US-Logistikriesen UPS verhageln das Ende der Corona-Sonderkonjunktur und die Folgen eines Tarifstreits in den USA die Bilanzen. UPS vermeldete einen Umsatzeinbruch von 12,8 Prozent auf 21,1 Milliarden Dollar für das dritte Quartal. Der operative Ertrag sank um rund 50 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, wie der Paketriese weiter mitteilte.
Der US-Kreditkartenanbieter Mastercard hat Erlöse und Gewinn im dritten Quartal deutlich gesteigert. Nach Lohnsteigerungen hätten die Verbraucher weiterhin viel Geld für Reisen, Einkäufe und Unterhaltung ausgegeben. Der Quartalsgewinn wuchs auf 3,2 (Vorjahreszeitraum 2,5) Milliarden Dollar, wie das Unternehmen mitteilte. Der Nettoumsatz stieg um 14 Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar.
Beim Münchner Chip-Zulieferer Siltronic lag der Umsatz nach neun Monaten mit 1,16 Milliarden Euro 13 Prozent unter den Vorjahresniveau, für das dritte Quartal allein ergab sich ein Minus von 26 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) brach um 42 Prozent auf 99,1 Millionen Euro ein, der Nettogewinn sogar um zwei Drittel auf 35,1 Millionen Euro. Siltronic rechnet mit einer Stabilisierung des Geschäfts zum Jahresende.
Der Chipindustrieausrüster Aixtron hält trotz eines Auftragsrückgangs im dritten Quartal an seinen Jahreszielen fest. Die Nachfrage nach effizienter Leistungselektronik sei ungebrochen, weshalb für das Schlussviertel ein entsprechend höherer Auftragseingang erwartet werde. Umsatz sowie Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stiegen derweil im dritten Quartal deutlich, allerdings war der Vorjahreszeitraum von Lieferverzögerungen wegen des Fehlens von Exportlizenzen geprägt.
Der Facebook-Konzern Meta stellt sich darauf ein, dass der Krieg in Nahost das Geschäft mit Online-Werbung bremsen könnte. Im vergangenen Quartal lief das Werbegeschäft von Meta noch auf Hochtouren. Der Quartalsumsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 34,1 Milliarden Dollar (32,3 Mrd Euro), wie Meta nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn sprang von 4,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 11,6 Milliarden Dollar hoch.
Die Verhandlungsführer von Ford Motor und der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) haben sich nach einem sechswöchigen Streik auf ein vorläufiges Abkommen geeinigt. Der Vertrag habe eine Laufzeit von 4,5 Jahren und sehe Rekord-Lohnerhöhungen vor, teilte UAW-Präsident Shawn Fain mit. Die Übereinkunft mit Ford sehe eine Lohnerhöhung von 25 Prozent über die gesamte Vertragslaufzeit vor.