Nach mehreren Erhöhungen EZB lässt Leitzins im Euroraum unverändert
Nach zehn Zinserhöhungen in Folge lässt die Europäische Zentralbank die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der Leitzins bleibt nach einer Entscheidung des EZB-Rates bei 4,5 Prozent.
Die Euro-Währungshüter lassen nach zehn Zinserhöhungen in Folge die Zinsen vorerst unverändert. Der Leitzins bleibt bei 4,5 Prozent, wie die Europäische Zentralbank (EZB) nach einer auswärtigen Sitzung des EZB-Rates in Athen mitteilte. Viele Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die Notenbank die Zinsen erst einmal nicht weiter anheben wird. Die Inflation im Euroraum war zuletzt gesunken.
Zugleich wachsen die Sorgen um die Konjunktur. "Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das - wenn es lange genug aufrechterhalten wird - einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel leisten wird", teilte die EZB mit.
Gemäß dem Leitzins können sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen. Der Einlagenzins, den Banken wiederum für geparkte Gelder erhalten, verharrt bei 4,0 Prozent. Dies ist das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999, die mittlerweile 20 Länder umfasst.
Serie von Zinsanhebungen
Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeitweise zweistellig gewesen. Die EZB stemmt sich seit Juli 2022 mit einer beispiellosen Serie von Zinsanhebungen gegen diese Entwicklung. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern.
Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Im September schwächte sich die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum deutlich ab. Die Jahresinflationsrate fiel von 5,2 Prozent im August auf 4,3 Prozent.
Konjunkturaussichten sind mau
Zugleich haben sich die Konjunkturaussichten für den Euroraum eingetrübt. Die EZB rechnete zuletzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,7 Prozent in diesem Jahr. Im Juli war noch ein Plus von 0,9 Prozent vorhergesagt worden. Europas größte Volkswirtschaft Deutschland wird nach Einschätzung der Bundesregierung und vieler Ökonomen in diesem Jahr sogar leicht schrumpfen.
Darüber hinaus ist für die Währungshüter die Nahost-Krise als neuer Unsicherheitsfaktor hinzugekommen, der sich unter anderem auf die Energiepreise auswirken könnte. Mit Spannung wird daher erwartet, wie sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur Konjunktur und zum weiteren Zinspfad äußern wird. Dabei steht die Frage im Raum, ob sie die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen explizit offen hält oder ob sie eher einen neutralen Ausblick gibt und dabei die Datenabhängigkeit jedweder Entscheidung betont.