Microsoft und Alphabet Licht und Schatten im Cloud-Geschäft der Tech-Konzerne
Die Tech-Konzerne werden am Aktienmarkt immer mehr nach dem Erfolg bei Künstlicher Intelligenz und Cloud-Diensten bewertet. Das zeigt sich derzeit an Microsoft und Alphabet, die ihre neuesten Zahlen vorgelegt haben.
Die Tech-Riesen Microsoft und die Google-Mutter Alphabet haben für das vergangene Quartal ein deutliches Umsatzplus und hohe Milliardengewinne gemeldet. Dennoch reagierten die Anleger an der Börse unterschiedlich auf die Zahlen. Während die Microsoft-Aktie gestern Abend im nachbörslichen US-Handel um knapp vier Prozent nach oben kletterte, fiel der Alphabet-Kurs um fast sechs Prozent. Am deutschen Aktienmarkt sieht das Bild heute ähnlich aus.
Der Grund: die unterschiedliche Entwicklung des so wichtigen Cloud-Geschäfts, also Software-Dienstleistungen, die über Rechenzentren den Kunden zur Verfügung gestellt werden. So verzeichnete Microsoft ein starkes Wachstum bei seinen Cloud-Angeboten, Googles Sparte verfehlte dagegen die Erwartungen der Analysten.
Microsoft boomt dank Cloud und KI
Microsoft, das zuletzt endgültig grünes Licht für die 69 Milliarden Euro schwere Übernahme des Videospiele-Anbieters Activision Blizzard erhalten hatte, profitiert weiter vom Boom bei Software mit Künstlicher Intelligenz (KI), die auch die Nachfrage nach Cloud-Diensten des Konzerns beflügelt. Das Umsatzwachstum bei der Cloud-Plattform Azure kletterte im vergangenen Quartal auf 29 Prozent von 26 Prozent im Vierteljahr davor.
Insgesamt legte der Umsatz des Windows-Konzerns im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 56,5 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn stieg von Juli bis September um 27 Prozent auf 22 Milliarden Dollar. Damit konnte das Unternehmen auch dank des starken Geschäfts in der "Wolke" die Expertenerwartungen für das abgelaufene Quartal übertreffen. Wie bei fast allen Technologie-Unternehmen schauen die Experten besonders darauf, wie die neue Begeisterung für KI sich auf das Geschäft auswirkt.
"Die Ergebnisse zeigen, dass KI-Produkte den Umsatz ankurbeln und bereits zum Umsatz- und Gewinnwachstum beitragen," sagte Jesse Cohen, Senior Analyst bei Investing.com, zur Lage bei Microsoft. Das Unternehmen ist mit Milliarden an OpenAI beteiligt, dem Hersteller von ChatGPT, und integriert die Technologien quer durch die eigene Produktpalette. Jüngst führte Microsoft einen KI-"Copilot" für Microsofts Office-Programme ein, der unter anderem Inhalte aus E-Mails, Kalender, Chats und Dokumenten analysieren soll.
Google stimmt Anleger skeptisch
Alphabets Tochter Google tritt dagegen mit der KI-Suchmaschine "Bard" an, die als noch nicht so leistungsfähig gilt. Das Werbegeschäft des Suchmaschinenbetreibers läuft zwar weiter stark, aber das Wachstum im Cloud-Geschäft hat die Anleger enttäuscht. Auf Konzernebene verfehlten die Erlöse von gut 8,4 Milliarden Dollar trotz eines Sprungs von rund 22 Prozent die Markterwartungen. Und während die Sparte ein operatives Ergebnis von 266 Millionen Dollar abwarf, hatten Analysten im Schnitt mit deutlich besseren 430 Millionen Dollar gerechnet.
Der Quartalsgewinn von Alphabet sprang unterdessen im Jahresvergleich um mehr als 40 Prozent auf knapp 19,7 Milliarden Dollar hoch. Dazu trug mit rund 760 Millionen Dollar auch eine Änderung bei den Abschreibungen auf Server und Netzwerktechnik bei. Außerdem schob Google im zweiten und dritten Quartal Steuerzahlungen auf. Jetzt habe man dafür 10,5 Milliarden Dollar Steuern bezahlt, die im Schlussquartal verbucht würden, sagte Finanzchefin Ruth Porat.
"Obwohl Alphabet die Schätzungen für das Quartalsergebnis und den Umsatz übertroffen hat, waren die Anleger von der relativ schwachen Leistung der Google-Cloud-Plattform enttäuscht", erklärte Cohen. "Sie läuft Gefahr, weiter hinter Azure und AWS zurückzufallen." Jüngst hatte Google in Hanau sein erstes deutsches Rechenzentrum für gewerbliche Kunden eröffnet.
KI-Hype treibt auch Cloud-Dienste an - sowie den Energieverbrauch
Zahlreiche Konzerne pumpen aktuell Milliardenbeträge in neue KI-Technologien. Der Hype treibt wiederum die Nachfrage nach Cloud-Diensten, da solche Anwendungen spezialisierte Hochleistungsrechner benötigen. Einer Untersuchung des Immobilienmaklers Jones Lang LaSalle zufolge verdoppelte sich die installierte Rechenleistung sämtlicher Betreiber allein an den europäischen Knotenpunkten im zweiten Quartal auf 114 Megawatt - ein Rekord.
Allerdings haben die Systeme ein gemeinsames Problem: Sie verbrauchen gerade in der Trainingsphase enorme Mengen an Energie. "Das Training von ChatGPT3, der Vorgänger des aktuellen ChatGPT, soll 1.300 Megawattstunden Strom verbraucht haben. Die Entwicklung von ChatGPT hat 4,6 Millionen Dollar gekostet - vor allem für den Strom", rechnete jüngst ARD-Internetexperte Jörg Schieb vor.
Forscher warnen derweil vor einem noch weiter steigenden Energieverbrauch der Rechenzentren. "Werkzeuge der KI verbrauchen viel Strom, und die Tendenz ist steigend", sagte der Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam und Leiter des Fachgebiets Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit, Ralf Herbrich, der Nachrichtenagentur dpa. Der Datenwissenschaftler Alex de Vries aus Amsterdam vergleicht den Energieverbrauch durch die Nutzung einer Suchmaschine, die mit KI arbeitet, sogar mit dem ganzer Länder.