ChatGPT, Bard & Co. Konkurrenzkampf um Künstliche Intelligenz
Der Textroboter ChatGPT von Microsoft und OpenAI machte den Anfang. Inzwischen hat die Konkurrenz weitere Produkte auf den Markt gebracht, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Ein Überblick.
Wer in der Computerwelt in Zukunft eine Rolle spielen will, kommt an Künstlicher Intelligenz (KI) nicht mehr vorbei. Wer zu spät reagiert, kann schnell ins Hintertreffen geraten. Meta, Google, Microsoft: Alle arbeiten deshalb an der Entwicklung von Chatbots und sogenannten generativen KI-Modellen.
Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern - wie beispielweise das Lernen, Probleme lösen oder Entscheidungen treffen. In den vergangenen Jahren hat es einen starken Anstieg der Forschung und Entwicklung in der KI gegeben. Dies hat zu einer Reihe neuer KI-Systeme geführt, die eine Vielzahl von Aufgaben ausführen können.
Vorreiter ChatGPT
Pionier auf dem Gebiet der KI ist OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, das 2015 gegründet wurde. Der große Durchbruch kam im November 2022: Innerhalb von fünf Tagen meldeten sich weltweit eine Million Nutzer an, nachdem OpenAI die Software-Version GPT-3 für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht hatte.
"Das gesamte Silicon Valley weiß: KI ist 'the next big thing', hier muss man als Unternehmen die Nase vorne haben", sagt ARD-Internetexperte Jörg Schieb, der sich in seinem aktuellen Buch "Der Digitalschock" ausführlich mit der KI auseinandersetzt.
Deshalb versucht die Konkurrenz nun aufzuholen. "Google ist ganz besonders betroffen, denn das Unternehmen hat eigentlich eine beachtliche Geschichte in Sachen KI - und auch Know-how. Schließlich hat Google KI-Modelle gebaut, die besser Schach oder Go spielen als die besten Menschen", sagt Schieb. Google will auch die Marktherrschaft bei den Suchdiensten verteidigen.
Google will mit Bard aufholen
Hier setzt Bard an, der KI-Chatbot, den Google im Juli vorgestellt hat. Genauso wie ChatGPT von OpenAI ist Bard ein Chat-Tool, das menschenähnliche Antworten geben soll. Google erhoffte sich zunächst Vorteile, denn Bard kann Antworten aus dem Internet abrufen und ist in die Google-Suchmaschine integriert, während die Antworten von ChatGPT bislang aus einer riesigen Wissensdatenbank stammten, die auf Informationen vor September 2021 beschränkt war.
Kürzlich hat OpenAI allerdings auf der Plattform X darauf aufmerksam gemacht, dass ChatGPT nun auch Zugang zum Internet hat. Zudem werden Antworten nun mit Links zu den Quellen ergänzt.
Im Gegensatz zu ChatGPT bietet Bard allerdings verschiedene Antwortmöglichkeiten an, während ChatGPT nur eine Antwort erzeugt. ChatGPT kann sich an frühere Unterhaltungen erinnern, während die Fähigkeit von Bard, sich Kontext zu merken, derzeit noch begrenzt ist. "Google Bard ist erkennbar so konzipiert, dass der Chatbot als perfekte Ergänzung zur Suchmaschine dient", so Schieb. Allerdings könne ChatGPT bislang viel besser eigenständige Texte generieren, etwa Gedichte, Buchtexte, Hausarbeiten oder sogar Moderationen für Sendungen.
Gemini mit fünffacher Rechenleistung
Nach Ansicht von ARD-Experte Schieb hat Google enormen Druck. "Als Branchenprimus wird erwartet, dass Google die Nase vorn hat. Deshalb entwickelt Google gerade einen weiteren Chatbot, der sich Gemini nennt und über eine fünffach höhere Rechenleistung verfügen soll als ChatGPT."
Gemini befindet sich aktuell noch im Testeinsatz in Unternehmen. Gemini kann ebenfalls Bilder generieren und Texte erzeugen, die optimal auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind, etwa Nachrichtentexte oder E-Mails. Während Bard für die Beantwortung von Fragen konzipiert ist, handelt es sich bei Gemini um einen KI-Assistenten für die Automatisierung von Aufgaben. So wie es bei Bard bereits der Fall ist, soll auch Gemini tief in vorhandene Google-Produkte wie beispielweise Google Mail oder YouTube verankert werden.
Perplexity genauer als ChatGPT
Mit Perplexity kommt noch mehr Künstliche Intelligenz auf den Markt, die Google und ChatGPT Konkurrenz machen soll. Perplexity funktioniert prinzipiell sehr ähnlich wie ChatGPT und ist von ehemaligen Programmierern von OpenAI entwickelt worden. "Perplexity benennt jedoch auch Quellen und verlinkt sie sogar in den Antworten. Perplexity ist in der Regel genauer als ChatGPT, insbesondere bei der Erstellung von Text, der Fakten oder Sachinformationen enthält", erklärt Schieb die Unterschiede. Nachteil sei, dass Perplexity im Unternehmenseinsatz oft teurer sei als ChatGPT.
Welches System der Nutzer idealerweise verwendet, hängt von den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen ab. Wer nach einem Chatbot sucht, der unterhalten und bilden kann, für den ist ChaptGPT eine gute Wahl. Bard ist eher ein Wissensdatenbank-System, das Fragen auf informative Weise beantworten kann. Perplexity steht am ehesten für einen Textgenerator, der bei der Erstellung kreativer Inhalte hilft. Und wer einen KI-Assistenten möchte, der bei der Automatisierung von Aufgaben hilft, greift am ehesten auf Gemini zu.
Alle Systeme Künstlicher Intelligenz haben aber ein gemeinsames Problem. Sie verbrauchen in der Trainingsphase enorme Mengen an Energie. "Das Training von ChatGPT3, der Vorgänger des aktuellen ChatGPT, soll 1.300 Megawattstunden Strom verbraucht haben. Die Entwicklung von ChatGPT hat 4,6 Millionen Dollar gekostet - vor allem für den Strom", rechnet Schieb vor. Die Betriebskosten von ChatGPT belaufen sich danach auf mindestens 700.000 Dollar am Tag.