Künstliche Intelligenz ChatGPT wächst in Rekordtempo
Mittlerweile greifen bereits 100 Millionen Menschen im Monat auf den umstrittenen Text-Roboter ChatGPT zu. Angesichts des rasanten Wachstums führt die Entwicklerfirma nun eine Bezahlversion ein.
Der Chatbot ChatGPT startet nach einer kostenlosen Testphase ein Abo-Geschäftsmodell. Für 20 Dollar im Monat erhielten zahlende Kunden verlässlich Zugang zur Software und schnellere Ergebnisse auch bei hoher Auslastung, teilte die Entwicklerfirma OpenAI mit. Ein weiterer Vorteil sei ein frühzeitiger Zugriff auf künftige neue Funktionen, hieß es in einem Blogeintrag.
ChatGPT ist eine Software auf Basis künstlicher Intelligenz, die auf gewaltigen Mengen von Texten und Daten trainiert wurde, menschliche Sprache nachzuahmen. OpenAI machte ChatGPT Ende vergangenen Jahres öffentlich zugänglich. Das Programm wurde sehr schnell populär - und löste zugleich Bedenken wegen des Schutzes von Urheberrechten und möglichen Plagiaten aus.
Schnelleres Wachstum als TikTok oder Instagram
Nach nur zwei Monaten zählt ChatGPT schätzungsweise 100 Millionen monatliche aktive Nutzer. Damit sei der Chatbot der bislang am schnellsten wachsende Internetdienst für Verbraucher überhaupt, heißt es in einer Studie der Bank UBS. Laut Daten von Sensor Tower brauchte TikTok etwa neun Monate nach seinem weltweiten Start, um 100 Millionen Nutzer zu erreichen, Instagram zweieinhalb Jahre.
"In den 20 Jahren, in denen wir die Internetbranche verfolgen, können wir uns nicht an einen schnelleren Anstieg einer Internet-App für Verbraucher erinnern", so die UBS-Analysten. Laut der Studie, der sich auf Daten des Analyseunternehmens Similarweb beruft, haben im Januar durchschnittlich etwa 13 Millionen Besucher am Tag ChatGPT genutzt, mehr als doppelt so viele wie noch im Dezember.
Abomodell zunächst in den USA
Der große Ansturm von Nutzern in den vergangenen Wochen überlastete dabei zeitweise das System. OpenAI will bezahlende Kunden mit dem Versprechen anlocken, sie hätten mit dem Bezahlangebot "ChatGPT Plus" künftig keine Probleme mehr. Das Abo-Modell wird zunächst nur in den USA verfügbar sein, soll aber "bald" in weiteren Ländern eingeführt werden. Es solle auch weiterhin einen kostenlosen Zugang zur Software geben, heißt es vom Unternehmen. OpenAI hat auch ein milliardenschweres Geschäft mit Microsoft abgeschlossen. Der Softwarekonzern will Programme der Firma in seine Cloud-Plattform einbinden.
Microsoft kündigte gestern an, ChatGPT in das Premium-Abo seiner Kommunikations-Plattform Teams zu integrieren. Der Chatbot könne automatische Meeting-Notizen erstellen, Aufgaben empfehlen und bei der Erarbeitung von Vorlagen helfen, teilte Microsoft mit. Der Premium-Dienst soll im Juni sieben Dollar pro Monat kosten, ab Juli zehn Dollar. Der "Office"-Anbieter, der im Januar eine milliardenschwere Investition bei OpenAI angekündigt hatte, will die Technologie von ChatGPT in alle seine Produkte einbauen und damit den Marktführer Google unter Druck setzen.
Schummel-Software für die Schule?
Der Text-Roboter ChatGPT wird auch hierzulande immer bekannter. Bei dem "Meinungsmonitor Künstliche Intelligenz" des Center for Advanced Internet Studies in Bochum und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sagten zwar nur drei Prozent der Befragten, dass sie ChatGPT regelmäßig nutzten. Acht Prozent haben aber den Chatbot bereits ausprobiert. Und 17 Prozent gaben an, zumindest davon schon gehört zu haben. Befragt wurden 1000 zufällig ausgewählte Menschen ab 18 Jahren, die mindestens gelegentlich das Internet nutzen.
ChatGPT kann menschliche Sprache so gut nachahmen, dass es unter anderem Befürchtungen gibt, mit der Software könne systematisch bei Schul- und Studienarbeiten geschummelt werden. Auch Sorgen wegen möglicher Desinformationskampagnen im großen Stil bestehen. Diese Woche stellte OpenAI deshalb ein eigenes Programm vor, das von Computern geschriebene Texte erkennen soll. Bislang arbeitet dieses jedoch nicht verlässlich.