Arbeiten an den Solarmodulen einer Photovoltaik-Anlage
hintergrund

Verschmutzte PV-Module Wann sich die Reinigung einer Solaranlage lohnt

Stand: 20.01.2024 10:45 Uhr

Photovoltaik boomt in Deutschland. Was Besitzer einer Anlage wissen sollten: Schmutz oder Moos auf den Solarmodulen können dazu führen, dass sie weniger Strom erzeugen. Wozu Experten raten.

Von Doris Fenske, br

Sonnenstrom zu erzeugen, ist wirtschaftlich sinnvoll. Aber: Etwa drei Prozent des Solarstroms in Deutschland könnten verloren gehen, weil Photovoltaik-Module nicht gereinigt werden, warnt Stefan Wilbert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Viele denken, bei uns regnet es viel, und deswegen wird der Schmutz darauf abgewaschen." Aber das sei nicht immer der Fall, so der Physiker.  

Wenn der Ertrag plötzlich sinkt

Hans Amann in Niederbayern hat bei seiner PV-Anlage genau diese Erfahrung gemacht. Am Jahresende kontrollierte er seinen Zählerstand und musste feststellen. "Die Anlage liefert ja deutlich weniger". Schnell stellt sich heraus: Die Module funktionieren auch nach 13 Jahren noch einwandfrei. Nur hat sich Schmutz auf der Glasoberfläche abgelagert. Außerdem wachsen Flechten und Moose darauf.

Der Anlagenbesitzer entschließt sich zu einer professionellen Reinigung. Kostenpunkt: 400 Euro. Weil er für seine Anlage eine noch verhältnismäßig hohe Einspeisevergütung von über 40 Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms bekommt, amortisieren sich die Kosten innerhalb weniger Monate. "Fast 15 Prozent mehr Ertrag - das ist schon eine tolle Geschichte", sagt Amann zum Nutzen der Reinigung.  

Große Anlage am besten jährlich reinigen

Der Anlagenreiniger Sebastian Kiendl sieht in der Praxis viele Anlagen, auf denen sich Schmutz angesammelt hat. "Staub aus der Luft, vor ein paar Jahren der Saharastaub, Blätter und Blütenstaub von Bäumen, oder Harz, das auf die Module tropft", erklärt Kiendl. Ob die Reinigung sinnvoll ist, hängt auch von der Dachneigung ab. "Je flacher das Dach, desto mehr Schmutz haftet an den Modulen", so Kiendl. 

"PV-Anlagen zu reinigen, ist in vielen Fällen sinnvoll", sagt DLR-Experte Wilbert. Das gelte vor allem für größere, gewerbliche Anlagen. Fachleute raten dazu, die Kosten für Anfahrt und Reinigung mit den dadurch möglichen Mehreinnahmen zu verrechnen. So lässt sich abschätzen, ob sich die Reinigung auch auf kleineren Dachanlagen lohnt. Auf großen Anlagen kann es rentabel sein, einmal im Jahr reinigen zu lassen. 

Besondere Probleme durch Ruß oder Feinstaub

Wichtig sei auch, die jeweilige Vor-Ort-Situation zu betrachten, so Physiker Wilbert. Denn das Risiko von Verschmutzungen sei nicht überall gleich hoch. Es gebe Standorte, die problematischer seien, weil die Luft mit Feinstaub oder Ruß belastet ist. "Zum Beispiel dort, wo Landwirtschaft betrieben wird, in der Nähe von Zugtrassen oder von Straßen und Industrieanlagen."  

Um den maximal möglichen Gewinn vor allem bei größeren Photovoltaik-Anlagen ausschöpfen zu können, entwickeln die Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine spezielle Software. Die soll die Verschmutzung der Module bestimmen, vorhersagen und Empfehlungen für den optimalen Reinigungszeitpunkt geben.  

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 08. Januar 2024 um 06:00 Uhr.