Abschaffung der Zeitumstellung Die Uhr tickt
Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, springen die Uhren am Sonntag ein letztes Mal auf Winterzeit. Doch vor der Abschaffung der Zeitumstellung müssen die EU-Länder ein paar Hürden nehmen.
An diesem Wochenende ist es wieder soweit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren auf Winterzeit gestellt, also die Zeiger um eine Stunde zurückgedreht. Geht es nach der EU-Kommission, könnte es das letzte Mal sein.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will die Zeitumstellung abschaffen.
Die Zeitumstellung gehöre abgeschafft, forderte Kommissionschef Jean-Claude Juncker vor einigen Wochen. Und das am liebsten schon im kommenden Jahr. Doch das ist unrealistisch. Denn die meisten EU-Länder haben noch gar nicht entschieden, ob sie überhaupt für oder gegen die Zeitumstellung sind, und welche Zeit danach bei ihnen zuhause gelten soll - die ewige Sommerzeit oder die dauerhafte Winterzeit.
Viele EU-Ländern lassen sich mit der Entscheidung zu viel Zeit, kritisiert der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. "Ich finde das bedauerlich, denn seit Jahren ist eine große Mehrheit laut Umfragen gegen die Zeitumstellung. Und deswegen muss man jetzt auch mal zeigen, dass wir schnell handeln können."
EU-Länder uneinig
Schnell handeln? Davon kann derzeit keine Rede sein. Bislang haben lediglich einige wenige Länder gesagt, was sie wollen. Polen, Lettland und Finnland sind dafür, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird. Griechenland und Portugal sind dagegen.
Noch mehr Unklarheit gibt es bei der Frage, welche Zeit künftig gelten soll: Für immer Sommerzeit? Oder doch lieber ewige Winterzeit? Für eine Zeit von beiden müssen sich die EU-Länder entscheiden. Eine leichte Mehrheit ist für die Sommerzeit, sagt der CDU-Politiker und Arzt Peter Liese. Er nehme aber die Bedenken von Wissenschaftlern sehr ernst, die sagen, es sei besonders wichtig, morgens Licht zu bekommen. "Wenn wird bei der dauerhaften Sommerzeit bleiben würden, würden wir das ganze Jahr in einer falschen Zeitzone leben", sagt er.
Sommer- oder Winterzeit?
Mit der ewigen Sommerzeit wäre es in vielen westeuropäischen Ländern im Winter morgens sehr lange dunkel. In Spanien zum Beispiel würde es dann erst nach zehn Uhr morgens hell. Doch Schlafforscher sagen, dass Tageslicht, vor allem am Morgen, wichtig für die innere Uhr des Menschen und für den Wach-Schlaf-Rhythmus sei.
Mit der ewigen Winterzeit würde dagegen in Osteuropa, zum Beispiel in Polen, die Sonne im Frühsommer schon halb in der Nacht aufgehen. Auch nicht besonders schlaffördernd. Die Abschaffung der Zeitumstellung ist also auch eine Frage der geographischen Lage.
Und was will Deutschland? Die Bundesregierung hat noch keine einheitliche Meinung. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist für die dauerhafte Sommerzeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich noch nicht klar geäußert.
Jedes EU-Land darf selbst entscheiden
Welche Zeit gelten soll, darf jedes EU-Land selbst entscheiden. Es wäre also möglich, dass Deutschland in Zukunft eine andere Zeit hat als die Nachbarn in den Niederlanden oder in Tschechien. Doch genau das ist es, was die EU-Kommission verhindern will - einen Zeitzonen-Flickenteppich in Europa. Die EU-Länder sollen sich untereinander absprechen, fordert die Brüsseler Behörde. Nächste Woche werden die zuständigen Minister zum ersten Mal darüber beraten.
Anderseits sind unterschiedliche Zeitzonen in Europa nichts Neues. Die gibt es schon jetzt - zum Beispiel zwischen Spanien und Portugal, und auch zwischen Finnland und Schweden. Neue Zeitzonen halte er für vertretbar, meint Liese. Dumm wäre es nur, wenn man von Norddeutschland über die Niederlande und Belgien nach Frankreich führe, dreimal die Uhr umzustellen. "Deswegen wäre es gut, wenn wir das so einigermaßen koordiniert machen könnten."
Nach einigermaßen koordiniert sieht es im Moment noch nicht aus. Es könnte also gut sein, dass wir im nächsten Frühling wieder die Uhr umstellen müssen.