Alternative Landmaschinen-Antriebe Wenn der Traktor Sonne tankt
Die Ampelkoalition will die Steuervorteile beim Agrardiesel streichen. Die meisten Traktoren und Mähdrescher fahren mit Diesel, noch sind alternative Antriebe selten. Das könnte sich allerdings bald ändern.
Bastian van der Veen ist Landwirt in den Niederlanden. Er hat seinen Hof in der niederländischen Stadt Coevorden, an der Grenze zu Deutschland. Nicht weit entfernt von Meppen fährt er auf seinem Hof mit einem Traktor umher, der ein wenig an ein Mondfahrzeug erinnert. Es ist ein E-Traktor, er besteht nur aus dem Notwendigsten: vier Rädern, einem Pflug in der Mitte und einem Dach aus Solarpanelen. Deshalb ist das Fahrzeug recht leicht.
Bauer van der Veen nutzt den E-Traktor bereits seit über einem Jahr auf seinen Feldern. "An einem sonnigen Tag kann ich sechs bis acht Stunden damit fahren, bei einer Geschwindigkeit von acht Kilometern pro Stunde", erzählt er. So schnell fährt in etwa auch ein Diesel-Traktor beim Pflügen von leichtem Boden.
Elektro-Traktor mit Wasserstoff-Unterstützung
Wenn nicht genug Sonne da ist, bekommt das Fahrzeug Strom aus einer Batterie. "Ab diesem Frühjahr wird der Elektro-Traktor nachgerüstet", sagt Konstrukteur Eelco Osse von der Firma Boessenkool. Dann sollen Wasserstoff-Brennstoffzellen eingebaut werden, die Elektrizität erzeugen und bei Bedarf die Batterie aufladen. Der Elektro-Traktor ist ein Projekt der Fachhochschule Steinfurt im Münsterland, zusammen mit deutschen und niederländischen Firmen.
Für den Konstrukteur Eelco Osse liegen die Vorteile auf der Hand: Der E-Traktor ist klimafreundlich, er braucht keine fossile Energie. Zwischen 110 und 120 Liter Diesel pro Hektar werden in der Landwirtschaft verbraucht, schätzt der Verein "Information.Medien.Agrar". In Deutschland summiere sich das auf einen Verbrauch von etwa zwei Milliarden Liter Diesel pro Jahr in der Land- und Forstwirtschaft.
E-Landmaschinen noch am Anfang
Großtraktoren mit elektrischen Antrieb fehlen bislang. Sie scheiterten in der Vergangenheit oft an der gewaltigen Energiemenge, die für den Einsatz schwerer Landmaschinen notwendig ist. Es werde noch immer viel zu wenig über klimafreundliche Landwirtschaftsfahrzeuge gesprochen, sagt der Konstrukteur Eelco Osse. Deshalb stecke die Entwicklung alternativer Antriebe hier noch in den Kinderschuhen.
Auf der Fachmesse "Agritechnica" Ende November 2023 zeigten Forschende der Technischen Universität München einen Entwicklungsbaukasten für E-Traktoren - aber vor allem für kleinere und mittlere Traktoren. Die Forschungsgruppe sieht die Möglichkeit der Elektrifizierung vor allem bei Traktoren, die zwar viele Arbeitsstunden abzuleisten haben, dabei aber konstante Leistung liefern müssen. Diese E-Traktoren laufen mit einer Art "Powerbank" als austauschbaren Akku.
Deutlich höherer Anschaffungspreis
Einige Landmaschinenhersteller haben den Elektro-Traktor bereits für sich entdeckt: Das Unternehmen Fendt aus dem Allgäu hat schon 2017 einen E-Traktor vorgestellt und ihn in ausgewählten Betrieben und Kommunen getestet. Ab Ende dieses Jahres soll der Elektro-Traktor in Serienproduktion gehen.
Das kleine Fahrzeug kann im Obst-, Gemüse- und Weinanbau sowie in Gewächshäusern eingesetzt werden. Dieser E-Traktor werde voraussichtlich deutlich teurer werden als ein vergleichbarer Diesel-Traktor, so eine Sprecherin des Unternehmens. Das hänge vor allem mit der Batterie des Elektro-Traktors zusammen. Dagegen seien Wartungsarbeiten bei einem E-Trecker auf lange Sicht günstiger, weil es weniger Einzelteile gebe.
Auch der US-Hersteller John Deere hat angekündigt, dass er ab 2026 einen batteriebetriebenen Traktor auf den Markt bringen will. Dieser E-Traktor soll rund 100 PS haben und zudem autonom fahren können.
Biogas-Traktor fährt mit Pferdemist
Neben Strom aus Sonnenenergie gibt es noch andere alternative Treibstoffe für Landmaschinen. Daniel Königs ist Landwirt in Neuss am Niederrhein. 2021 hat er den Betrieb in dritter Generation übernommen. Auf rund 110 Hektar baut er Getreide, Zuckerrüben und Gemüse an. Der Traktor des jungen Mannes, ein Schlepper des US-Herstellers New Holland, tankt Biomethan. "Mehr als die Hälfte davon stammt aus Pferdemist", sagt Königs.
Der Motor seines Traktors hat eine Leistung von 175 PS und kann mit dem kleinen Tank eineinhalb bis zwei Stunden fahren. Mit einer Tankerweiterung schaffe der Traktor vier bis sechs Stunden mittlere bis schwere Arbeiten auf dem Feld, wie zum Beispiel Pflügen, erzählt Königs.
Der Biogas-Traktor von Landwirt Daniel Königs an seiner Tankstelle.
Der Bauer produziert den alternativen Kraftstoff in seiner eigenen Biogas-Anlage. Der Landwirt profitiert davon, dass es in seiner Region viele Pferdehöfe gibt. Und: Er hat seine eigene Biomethan-Tankstelle vor der Haustür und sich damit eine wichtige Infrastruktur geschaffen.
"Noch gibt es größere Preisunterschiede zwischen den Traktoren mit unterschiedlichen Antriebsstoffen", sagt Königs. Ein Diesel-Traktor in seiner Größe koste rund 200.000 Euro, für den Methangas-Traktor lege man etwa 30.000 bis 40.000 Euro oben drauf. Dafür aber sei der Biogas-Antrieb zukunftsfähig und umweltfreundlich. Und beides, sagt der junge Landwirt, sei ihm wichtig.