Zeitumstellung wird überprüft Die Zeit, die bleibt
Es wurde hitzig debattiert im EU-Parlament, dann stand fest: Die umstrittene Zeitumstellung soll überprüft werden. Was das bedeutet? Die Sommerzeit wird nicht abgeschafft - noch nicht.
Es war eine überaus kontroverse, hitzige Debatte. Über alle Fraktionsgrenzen, über alle Sprachgrenzen. Auf der einen Seite: die absoluten Gegner der Zeitumstellung. Sie argumentierten wie beispielsweise die FDP-Abgeordnete Gesine Meißner: "Viele Menschen leiden darunter. Es gibt nach einer Langzeitstudie der Angestelltenkrankenkasse in Deutschland 25 Prozent mehr Herzinfarkte nach einer Zeitumstellung, 15 Prozent mehr Krankschreibungen, zwölf Prozent mehr Depressionen. Und es gibt - weil weniger Schlaf vorliegt - Konzentrationsmängel. Die wiederum führen zu schlechteren Leistungen in der Schule und zu mehr Verkehrsunfällen, bei denen morgens vor allem Kinder und Jugendliche involviert sind."
"Wieso diskutieren wir nicht über den Vollmond?"
Argumente, die auf der anderen Seite, bei einer Gruppe um den rheinland-pfälzischen CDU-Mann Werner Langen, nur wenig überzeugend wirken. Er könne es nicht mehr hören, diese ganzen vermeintlichen Studien, sagt Langen. Es gebe doch auch genug andere: "Wieso diskutieren wir hier nicht über den Vollmond? Also ich höre in meinem Heimatland immer 25 Prozent litten zwölf Mal im Jahr unter dem Vollmond, weil sie nicht schlafen könnten. Und wenn ich mir ansehe, wo Depressionen entstehen: da, wo Sonnenlicht fehlt!" Deshalb sei die Sommerzeit unbedingt nötig.
Wieder andere, wie der Grüne Indrek Tarant aus Estland, bemühen gar die Geschichte, um gegen die Zeitumstellung zu protestieren: "Wir reden über eine Praxis, die von Zar Niklaus dem Zweiten und Kaiser Wilhelm II. eingeführt wurde. Eine Praxis, die auch Hitler und Stalin wieder aufgenommen haben. Worauf warten wir also?"
Debatte war keine Glanzstunde
Mit anderen Worten - es war nicht immer eine Glanzstunde, diese Debatte. Der Belgier Ivo Belet stand deshalb schließlich auch für einen Vorschlag, der die Gemüter wieder beruhigen sollte: "Wir sind davon überzeugt, dass es in jedem Fall noch einmal eine große Untersuchung geben muss. Wenn deren Ergebnisse dann vorliegen, dann sollten Taten folgen und die EU-Kommission einen entsprechenden Vorschlag machen."
Am Ende setzte Belet sich mit klarer Mehrheit durch und die Gegner der Zeitumstellung mussten eine Niederlage einstecken. Es gibt zumindest kein schnelles Ende des Uhrenzeiger Hin- und Herdrehens. Zuvor hatte auch schon die EU-Kommissarin Violeta Bulc nicht viel Hoffnung gemacht. Denn am Ende müssen die Regierungen der Mitgliedsstaaten entscheiden, welche Zeit gilt - und nicht die EU-Kommission oder das EU-Parlament.
Sie habe bei der vergangenen Sitzung der zuständigen Minister die Stimmung abgefragt, wer denn überhaupt Handlungsbedarf sieht, wer die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und zurück abschaffen will, sagt die EU-Kommissarin: "Abgesehen von dem Staat, der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, hat bislang keiner Handlungsbedarf angemeldet."
Eine schnelle Abschaffung der Zeitumstellung wird es also erst einmal nicht geben. Wenn überhaupt, dann in einigen Jahren. Und deshalb: Am 25. März ist es wieder soweit - eine Stunde vor auf Sommerzeit.