Coronavirus Mehr als 1000 Tote in China
Bei einem zweitägigen Gipfel suchen Experten der WHO nach Antworten auf drängende Fragen zum Coronavirus. Derweil stieg die Zahl der Todesopfer auf über 1000 in China. Mehr als 42.000 Menschen haben sich bereits infiziert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet heute und morgen einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der mysteriösen Lungenkrankheit.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte vorab, dass bei der Konferenz die Wissenschaft im Fokus stehen soll. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. "Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren", sagte Tedros in Genf. Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.
Schnelle Ausbreitung in China
Das Coronavirus hat sich in den vergangenen Wochen vor allem in China ausgebreitet. Es hat inzwischen schon mehr als 1000 Menschen das Leben gekostet. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden fielen der Lungenkrankheit weitere 108 Menschen zum Opfer, womit bislang insgesamt 1016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben sind. Das teilte die Gesundheitskommission in Peking mit.
Allein 103 neue Opfer wurden aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet. Während die Zahl der Toten so schnell stieg wie noch nie seit Ausbruch der Krankheit, ging die Zahl neuer Infektionen im Vergleich zum Vortag zurück. Landesweit wurden 2478 weitere Erkrankungen gemeldet, somit die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen in China auf 42.638 stieg.
Personelle Konsequenzen in Provinz Hubei
Die WHO betonte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt, dass rund 80 Prozent der Fälle einen milden Verlauf nähmen. Dennoch sei es gerade jetzt wichtig, das Virus energisch zu bekämpfen. "Wir sollten als ein Menschengeschlecht hart daran arbeiten, dieses Feuer zu bekämpfen, bevor es außer Kontrolle gerät", sagte Tedros.
Der Umgang der chinesischen Behörden mit dem Ausbruch des Coronavirus zog inzwischen personelle Konsequenzen nach sich: Wie der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete, wurden die beiden ranghöchsten Vertreter der Gesundheitskommission der zentralchinesischen Provinz Hubei entlassen. In Hubei hatte die Epidemie im Dezember ihren Ausgang genommen. Den Behörden in der Provinz wird Inkompetenz im Umgang mit dem Coronavirus vorgeworfen.
Xi um Auswirkungen auf Wirtschaft besorgt
Chinas Präsident Xi Jinping sprach von einer weiterhin "sehr ernsten" Situation, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. China werde aber im Kampf gegen die Epidemie "mit Sicherheit einen vollen Sieg erringen". Xi machte die Bemerkungen bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte seit Ausbruch der Krankheit. Staatsmedien zeigten den Präsidenten beim Besuch einer Wohnanlage und eines Krankenhauses in Peking, beim dem er einen weißen Kittel und Mundschutz trug.
Der Parteichef forderte laut Xinhua, die Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft zu minimieren. Massenentlassungen sollten vermieden werden. Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die Wirtschaft seien "nur von kurzer Dauer". Nach der Zwangsverlängerung der Ferien um das chinesische Neujahrsfest begannen viele Städte nur langsam damit, die Arbeit wieder aufzunehmen. In Peking und Shanghai blieben U-Bahnen und andere öffentliche Verkehrsmittel in der Hauptverkehrszeit zu Beginn der Woche ungewöhnlich leer, was darauf hindeutete, dass viele Unternehmen noch immer geschlossen blieben oder ihre Mitarbeiter baten, von zu Hause zu arbeiten.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (Mitte) berät sich mit Experten in Genf, um Antworten auf drängende Fragen zum Coronavirus zu finden.
Betroffen sind auch viele deutsche Firmen. Volkswagen teilte mit, die Produktionsaufnahme seiner Fabriken in China wegen der anhaltenden Epidemie noch einmal verschoben zu haben. Man stünde vor Herausforderungen wegen Verzögerungen in der Wiederaufnahme der landesweiten Lieferketten und auch wegen begrenzter Reisemöglichkeiten für Mitarbeiter. Den Erwartungen nach könne die Produktion spätestens Anfang nächster Woche in allen Fabriken wieder aufgenommen werden.