Triumph von Johnsons Tories Historischer Sieg und neuer Ärger
Absolute Mehrheit für die Tories und ein triumphierender Boris Johnson: Damit kann er das Land wohl Ende Januar aus der EU führen. Doch Johnson droht neuer Ärger - und zwar aus Schottland.
Die Bestürzung im Lager derjenigen, die gehofft hatten, den Brexit-Kurs von Premier Boris Johnson doch noch irgendwie aufhalten zu können, sitzt tief. Die Chefin der Liberal-Demokraten, Jo Swinson, gab am Morgen ihren Rücktritt bekannt. Ihre Partei hatte sich vehement für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union eingesetzt.
Es gab zwar prozentual erhebliche Stimmenzuwächse - aufgrund des britischen Mehrheitswahlrechts allerdings einen Sitz weniger im zukünftigen Parlament. Ausgerechnet sie selbst konnte ihren Wahlkreis nicht gewinnen. Das Ergebnis sei ein harter Schlag für diejenigen, die sich Großbritannien weiterhin als Teil der EU gewünscht hatten. "Für Millionen von Menschen bedeutet dieses Ergebnis Furcht und Bestürzung. Die Menschen sehnen sich nach Hoffnung", sagte Swinson.
Härter traf es die Labour-Partei. Sie musste in ihren Hochburgen in Nord- und Mittelengland herbe Verluste einstecken. Wahlkreise, in denen die Arbeiterschicht über Generationen für Labour gestimmt hatte, gingen an die Konservativen. Hier ist die Zustimmung für den Brexit besonders stark.
Der Tory-Siegeszug begann im Wahlkreis Blyth Valley
Im Wahlkreis Blyth Valley - an der Ostküste Nordenglands gelegen - begann in der vergangenen Nacht der Siegeszug für die Tories. Der eigentlich sicher geglaubte Sitz für Labour ging an die Konservativen.
Deren Kandidat Ian Levy bedankte sich bei Johnson, der mit seinem Slogan "Get Brexit Done" dem Wahlkampf seinen Stempel aufgedrückt und damit ins Schwarze getroffen hatte. "Ich möchte mich bei Boris bedanken. Wenn ich mich am Montag in den Zug nach London setze, werden wir den Brexit umsetzen und eine starke Wirtschaft für das Vereinigte Königreich aufbauen", so Levy.
Satte Mehrheit, große Verantwortung
Auch wenn die Konservativen massiv an Sitzen hinzugewinnen konnten und nun über eine satte absolute Mehrheit verfügen, ist Premier Johnson auch klar, welche Verantwortung das politische Erdbeben - wie er es nannte - mit sich bringt. Am Morgen trat er vor begeisterten Anhängern in der Londoner Parteizentrale auf.
Was ich Euch noch sagen möchte ist, dass wir realisieren müssen, was wir für ein Erdbeben verursacht haben. Die Art und Weise, wie wir die politische Landkarte dieses Landes verändert haben. Wir müssen uns jetzt mit den Konsequenzen beschäftigen. Wir müssen auf die Herausforderung antworten, die uns das Britische Volk gegeben hat.
Johnson kündigte an, den Brexit "fristgerecht"zum 31. Januar umzusetzen. Man dürfe aber auch die anderen Wahlkampfversprechen nicht aus den Augen verlieren: Etwa die Investitionen in das Nationale Gesundheitssystem oder 20.000 Polizisten zusätzlich einzustellen.
Starker Gegenwind aus Schottland
Starker Gegenwind dürfte Johnson zukünftig aus Schottland ins Gesicht wehen. Die SNP - die schottische Nationalpartei - konnte dort fast alle Wahlkreise gewinnen. Deren Chefin Nicola Sturgeon will sich einen Austritt Großbritanniens aus der EU nicht von London diktieren lassen und pocht daher auf ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum. Die Mehrheit der Schotten ist für einen Verbleib in der Europäischen Union.