Vor Wahl in Großbritannien Umfrage sieht Johnson als großen Sieger
Die Tories von Johnson als strahlende Gewinner, die Labour-Partei als klare Verlierer - laut einer Umfrage könnte so das Ergebnis der britischen Parlamentswahl in zwei Wochen aussehen. Johnsons Brexit-Plan könnte also klappen.
Zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien liegt die Konservative Partei von Premierminister Boris Johnson deutlich in Führung. Die Tories können sich sogar Hoffnung machen, zukünftig wieder alleine zu regieren. So sieht es jedenfalls nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus. Demnach kämen die Tories auf 359 Sitze im Parlament - das sind 42 mehr als bei der vergangenen Parlamentswahl. Sie hätten somit die absolute Mehrheit.
Für Labour sieht es schlecht aus
Der oppositionellen Labour-Partei drohen hingegen starke Stimmenverluste: Sie käme laut Umfrage nur noch auf 211 Sitze und hätte damit mehr als 50 Sitze weniger als bislang. Die Schottische Nationalpartei (SNP) von Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon käme der Umfrage zufolge bei der Neuwahl auf 43 Sitze (plus 8), die EU-freundlichen Liberaldemokraten auf 13 (plus 1).
Brexit-Frage bestimmt Wahlkampf
Die Strategie von Premier Johnson, den Wahlkampf voll auf den Brexit auszurichten, würde demnach aufgehen. Labour verliert vor allem in den Regionen, in denen es eine große Mehrheit für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gibt. Die Brexit-Frage sei der entscheidende Faktor bei der Wahl am 12. Dezember, so YouGov.
Derzeit haben die Konservativen keine Mehrheit im Parlament. Johnson will mit der Neuwahl die Unterstützung für seine Brexit-Pläne im völlig zerstrittenen Parlament ausbauen. Zu den weiteren heißen Eisen im Wahlkampf gehört der marode staatliche Gesundheitsdienst NHS.
Corbyn in der Kritik
In der ersten großen TV-Debatte zwischen Johnson und Labour-Chef Jeremy Corbyn hatte der Premier seinem Herausforderer mehrfach vorgeworfen, in der Brexit-Frage keine klare Position zu beziehen. Während Johnson immer wieder betonte, mit einer absoluten Mehrheit für die Konservativen sei der Brexit Ende Januar unter Dach und Fach, hielt sich Corbyn bedeckt und forderte Nachverhandlungen mit der EU und ein erneutes Referendum.
Das vorausgesagte schlechte Abschneiden von Labour wird denn auch vor allem Corbyn selbst angelastet: An dem Alt-Linken scheiden sich die Geister. Viel Kritik brachte ihm ein, dass er erst relativ spät seine Haltung zum Brexit dargelegt hat. Außerdem werden immer wieder Antisemitismusvorwürfe gegen ihn und seine Partei laut. Der 70-Jährige räumte ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.
Es gilt das Mehrheitswahlrecht
Großbritannien hat ein Mehrheitswahlrecht: Nur wer in einem der 650 Wahlkreise die Mehrheit holt, bekommt auch den entsprechenden Sitz im Parlament. Prognosen können daher leicht daneben liegen und einige wenige Wahlkreise unter Umständen das Zünglein an der Waage sein.
Die YouGov-Umfrage wird aber als recht zuverlässig eingestuft: Sie hatte 2017 ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse vorausgesagt - was sich als richtig erwies. Befragt wurden binnen sieben Tagen 100.000 Menschen, berücksichtigt wurden bei der Auswertung beispielsweise Alter, Geschlecht und lokale politische Gegebenheiten.