9/11: Absturz über Pennsylvania Todd-Beamer: Ein Held von Flug "United 93"
Das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington sind bei den Anschlägen in den USA am 11. September 2001 schwer getroffen worden. Mit einem vierten Flugzeug wollten die Terroristen ein weiteres Ziel vernichten. Ob Capitol oder Weißes Haus ist bis heute unklar. Doch der Fluggast Todd Beamer brachte mit anderen Passagieren die Maschine in Pennsylvania zum Absturz.
Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington
Als Todd Beamer an Bord der Maschine von Flug "United 93" auf ein Feld in der Nähe der kleinen Ortschaft Shanksville im US-Bundesstaat Pennsylvania abstürzt, glaubt sein Vater, David, dass der Sohn noch auf einer Reise in Europa ist. Doch Todd kam früher zurück. Er hatte eine wichtige Arbeitsbesprechung in Kalifornien, deshalb buchte er den Flug von Newark in New Jersey nach San Francisco.
Erst Stunden nach dem tödlichen Absturz erhielt David Beamer einen Anruf von seiner Frau Peggy, die ihm die schlimme Nachricht überbrachte: "Wenn man so eine Nachricht hört, will sie das Herz zunächst nicht glauben und man hat das Gefühl: Das kann nicht wahr sein. Aber mein Verstand sagte mir gleich: Das stimmt!"
So David Beamer. Mit ihm sitze ich auf der großen Terrasse seines Hauses in einem Vorort von Washington. Seine Frau Peggy bringt Kaffee und Wasser. Es ist alles friedlich hier, so aufgeräumt. Auf dem Klavier stehen Fotos von Todd und seiner Familie, seiner Frau Lisa und den drei Kindern. Tochter Morgan Kay wurde erst ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Vaters geboren. Man merkt, dass es David immer noch schwerfällt, über seinen Sohn zu sprechen. Je persönlicher die Fragen, desto schwieriger die Antworten. Aber der Vater hat allen Grund stolz zu sein auf ihn.
Letzte Worte: "Let's Roll!"
Todd ist auch heute noch für die Amerikaner einer der Helden von 9/11. Sein Vater berichtet: "Noch während der Entführung sprach er über das Bordtelefon, das in der Rückenlehne befestigt war, mit der Bodenstation: Er war mit einer Lisa Jefferson verbunden, die ihm berichtete, was kurz zuvor in New York passiert war. Er informierte sie dann über alles, was an Bord geschah, sprach mit ihr das Vater Unser, bat sie, seine Liebe an Lisa und seine Familie weiterzugeben und sagte ihr auch, dass man wohl hier nicht lebend herauskommen werde. Und das Letzte, was Mrs. Jefferson von Todd hörte, war, wie er das Kommando gab: Seid Ihr fertig, Jungs? Let's Roll. Lasst uns loslegen!"
Todd stürmte mit anderen Fluggästen das Cockpit, in dem sich die Entführer verschanzt hatten. Die Folge: Die Boing 757 stürzte über ländlichem Gebiet ab. Todd und die anderen machten den Entführern damit einen Strich durch die Rechnung, denn sie hatten andere Pläne: "Ich glaube, dass ihr eigentliches Ziel das Capitol in Washington war, der Sitz von Abgeordnetenhaus und Senat. Andere meinen, dass sie vorhatten, die Maschine ins Weiße Haus zu stürzen", sagt David Beamer.
Ein Neil-Young-Song für Todd
Sein Sohn Todd Beamer - ein amerikanischer Held. Im Bundesstaat Washington an der amerikanischen Westküste wurde sogar eine High-School nach ihm benannt. Und Neil Young, der kanadische Musiker, hat Todd sogar einen eigenen Song gewidmet: "Let's Roll". Dies ist seit dem 11. September 2001 ein fester Begriff in den USA geworden, erzählt David Beamer: "'Let's Roll' heißt nichts anderes als: Gehe es an, entscheide Dich für die richtige, für die gute Sache."
Mit Todds Vater spreche ich an diesem Nachmittag noch über vieles. Er erzählt mir über seinen tiefen christlichen Glauben, der ihm und seiner Familie über den Tod Todds hinweggeholfen habe.
Aber er erwähnt auch die Freude, die Genugtuung, die er am 2. Mai dieses Jahres verspürt hat. Das war der Tag, an dem Osama Bin Laden, der auch für den Tod seines Sohnes verantwortliche Al-Kaida-Chef getötet wurde. Auf die Frage, ob er glaube, dass Gott dem Massenmörder vergeben werde, meinte David Beamer nur: "Ich glaube fest daran, dass es eines Tages eine Wiedervereinigung der Beamers im Himmel geben wird. Und Bin Laden wird nicht dort sein."