Herbsttagung von IWF und Weltbank Treffen in Zeiten des Krisenmanagements

Stand: 23.09.2011 02:05 Uhr

Angesichts der schwierigen Lage der Weltwirtschaft hat die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Lagarde, die Staaten zu stärkerer Zusammenarbeit aufgerufen. Die Sorgen um die globale Konjunktur und um die hohen Staatsschulden vieler Länder bestimmen auch die Herbsttagung von IWF und Weltbank.

Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington

Eines steht schon vor Beginn der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank fest: Wunder sollte man von dem Treffen nicht erwarten. Immerhin wird die zweitägige Veranstaltung eine Bewährungsprobe für Christine Lagarde, die die neue Chefin des IWF ist. Auf einer Pressekonferenz zum Auftakt gab sich die frühere französische Finanzministerin schon einmal große Mühe, nichts Falsches zu sagen. "Nach unserer Einschätzung befindet sich die Weltwirtschaft in einer gefährlichen Situation", betonte Lagarde - um dann gleich auch noch beruhigend hinzuzufügen: "Wir sind alle gemeinsam in dieser Situation. Und wir können auch alle wieder gemeinsam aus dieser Lage herauskommen. Unsere Analysen zeigen, dass es Möglichkeiten zur Erholung der Weltwirtschaft gibt."

Internationaler Währungsfonds

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist eine der mächtigsten Finanzorganisationen der Welt. Er wurde 1944 mit der Weltbank als Sonderorganisation der UNO in Bretton Woods gegründet. Sitz ist Washington. Jeden Herbst treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der Mitgliedsländer zur Jahrestagung.

Wichtigste Aufgabe des Fonds ist es, die weltweiten Finanzsysteme zu überwachen, um bei vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen von Regierungen oder bei drohendem Staatsbankrott einzugreifen. Der IWF hat 187 Mitgliedsländer, deren Kapitaleinlagen (Quoten) sich nach der Stärke ihrer Volkswirtschaft und den Währungsreserven richten. Die Quote bestimmt auch das Mitspracherecht.

Stichwort

Anders als es der Name vermuten lässt, ist die Weltbank kein gewöhnliches Geldinstitut. Die UN-Sonderorganisation für Wiederaufbau und Entwicklung mit 186 Mitgliedsländern unterstützt wirtschaftlich weniger entwickelte Länder in finanziellen Fragen. Die Schwesterorganisation des Internationalen Währungsfonds wird auch Weltbankgruppe genannt, weil sie im weiteren Sinne aus vier weiteren Organisationen besteht.

Die Weltbank war 1944 gegründet worden, um die im Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten beim Wiederaufbau finanziell zu unterstützen. Die Mitgliedsländer können bei der Weltbankgruppe zum Beispiel Darlehen zu marktnahen Konditionen oder zinslose, langfristige Kredite für Investitionen erhalten. Außerdem unterstützt die Weltbank privatwirtschaftliche Entwicklungen, übernimmt Garantien und berät die Mitgliedsländer.

Überlagert wird das Treffen in Washington von der Eurokrise und den Schuldenproblemen der USA. Beide Entwicklungen könnten dazu führen, dass die großen Volkswirtschaften in eine Rezession abgleiten. Damit das nicht passiert, empfehlen Weltbank und IWF gemeinsame Maßnahmen von den betroffenen Regierungen. "Mittel- und langfristig müssen solide Beschlüsse umgesetzt werden.

Ziel muss sein, die öffentlichen Haushalte wieder zu sanieren, indem die Defizite gesenkt werden." Das müsse ganz oben auf unserer Wirtschafts-Agenda stehen, verlangte Lagarde. Vor allem die europäischen Banken forderte Lagarde zur Aufstockung ihrer Kapitalreserven auf, damit sie in Zukunft gegen mögliche Kreditausfälle gewappnet seien.

Dass es bei dem Treffen in Washington nicht nur harmonisch zugehen wird, dafür sorgten gestern sieben Staats- und Regierungschefs. Sie äußerten in einem offenen Brief an die G20-Länder ihre Verärgerung über die bislang weitgehend fehlgeschlagenen Versuche der Politik, die Krise einzudämmen. Speziell die europäischen Regierungen müssten entschiedener gegen die momentane Situation vorgehen, damit das Risiko einer globalen Ansteckung verhindert werde, heißt es in dem Brief. Verfasst wurde das Schreiben von Australien, Großbritannien, Indonesien, Kanada, Mexiko, Südafrika und Südkorea. Und US-Finanzminister Geithner fügte in einer gesonderten Erklärung hinzu: Eine Pleite Griechenlands müsse unbedingt verhindert werden.