Serbien Verfahren gegen kosovarische Polizisten eröffnet
Serbien hat trotz Appellen der EU und der USA Verfahren gegen drei festgenommene kosovarische Polizisten eingeleitet. Die serbische Staatsanwaltschaft wirft ihnen illegalen Waffenbesitz vor.
Die Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo schaukeln sich weiter hoch: Nachdem zuletzt drei kosovarische Polizisten auf angeblich serbischem Gebiet festgenommen wurden, haben serbische Staatsanwälte nun Verfahren eingeleitet. Ihnen werde illegaler Waffen- und Sprengstoffbesitz vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft laut einer Meldung des staatlichen serbischen Senders RTS mit.
Appelle an Serbien
Sowohl die USA als auch die EU sowie andere westliche Länder hatten nach der Festnahme an beide Seiten appelliert, deeskalierende Schritte einzuleiten. "Sie wurden entweder verschleppt oder gerieten nach Serbien, ohne es beabsichtigt zu haben", sagte zum Beispiel der US-Sondergesandte für Südosteuropa, Gabriel Escobar. "Sie sollten ohne jede Vorbedingung freigelassen werden."
Die von der NATO angeführte Friedenstruppe KFOR rief Pristina und Belgrad auf, "die Spannungen sofort zu reduzieren und sich einseitiger Schritte zu enthalten, die zu weiterer Eskalation führen könnten". Die KFOR kontrolliert die Grenze und Grenzübergänge zwischen dem Nordkosovo und Serbien.
Unterschiedliche Darstellungen
Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti wirft Serbien vor, die Polizisten entführt zu haben. Er bekräftigte, dass die drei Beamten auf dem Gebiet des Kosovos entführt worden seien. Serbische Spezialeinheiten von Polizei und Armee seien tief in das Gebiet des Kosovos eingedrungen.
Kurti hatte bereits am Donnerstag kritisiert, dass die KFOR keine offizielle Erklärung zum Umgang mit den drei Polizisten abgegeben hat. Als Reaktion auf die Festnahme hatte er außerdem angekündigt, Kontrollen an der Grenze zu verstärken und den Verkehr aus Serbien zu beschränken.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic bestreitet die Vorwürfe und sagte dagegen, dass die kosovarischen Polizisten auf serbischem Gebiet verhaftet worden seien. Sie seien mit Maschinenpistolen bewaffnet gewesen. Den Kosovo bezeichnete er als "Quasi-Staat". Die Männer hätten einen Terroranschlag geplant.
Spannungen wachsen seit Monaten
Ende Mai hatten gewalttätige Kosovo-Serben Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR angegriffen. Bei den Zusammenstößen gab es Dutzende Verletzte auf beiden Seiten. Auslöser des Konflikts war die Einsetzung kosovo-albanischer Bürgermeister, die aus Wahlen hervorgegangen waren, die die Kosovo-Serben auf Geheiß Belgrads boykottiert hatten.
Das Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt dies nicht an und verlangt die Rückgabe seiner ehemaligen Provinz. Im Norden des Kosovo leben fast ausschließlich ethnische Serben, im Rest des Landes fast nur ethnische Albaner.