Nordkosovo Festnahme nach Angriffen auf NATO-Soldaten
Nachdem Ende Mai im Kosovo NATO-Soldaten bei Zusammenstößen verletzt worden waren, hat die Polizei einen mutmaßlichen Drahtzieher festgenommen. Auslöser der Ausschreitungen waren Kommunalwahlen - die nun wiederholt werden könnten.
Die kosovarische Polizei hat einen mutmaßlichen Drahtzieher der Angriffe auf NATO-Soldaten Ende Mai im Norden des Kosovos festgenommen. Die Beamten ergriffen den Chef der paramilitärischen Formation "Zivilschutz" (Civilna Zastita) im serbisch bewohnten Norden der geteilten Stadt Mitrovica, wie Innenminister Xhelal Svecla auf seiner Facebook-Seite mitteilte.
Der tatverdächtige Kosovo-Serbe soll die Angriffe im vergangenen Monat organisiert beziehungsweise mitorganisiert haben. Während der Festnahme kam es erneut zu einem Tumult. Gewaltbereite Demonstranten warfen Steine auf die kosovarischen Polizisten, diese setzten Tränengas gegen die Menge ein, wie lokale Medien berichteten. Innenminister Svecla zufolge wurden bei den Zusammenstößen drei Polizisten leicht verletzt.
Premierminister für Neuwahlen offen
Unterdessen zeigte sich der kosovarische Premierminister, Albin Kurti, der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bereit, neue Kommunalwahlen anzusetzen und die Präsenz der Sonderpolizei zurückzufahren, um die Spannungen im Norden zu reduzieren. Allerdings nannte er als Voraussetzung unter anderem die sofortige Einstellung der Angriffe gewalttätiger Gruppen auf legitime Institutionen.
"Die Regierung der Republik Kosovo wird sich mit allen Akteuren abstimmen und vorgezogene Wahlen in vier Gemeinden im Norden ankündigen", sagte Kurti laut Reuters auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit den Botschaftern der Vereinigten Staaten, Italiens, Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens, der sogenannten Quint-Gruppe.
Zusammenstöße nach Bürgermeisterwahl
Am 29. Mai hatten kosovo-serbische Demonstranten im Nordkosovo Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR mit Blendgranaten und Steinen attackiert. Bei den Zusammenstößen waren 30 KFOR-Soldaten und rund 50 der Kosovo-Serben verletzt worden.
Die KFOR-Einheit hatte ein Bürgermeisteramt bewacht. Bei Lokalwahlen, die die Kosovo-Serben boykottiert hatten, waren bei einer sehr niedrigen Beteiligung kosovo-albanische Bürgermeister gewählt worden.
Im Norden des Kosovos leben fast ausschließlich serbischstämmige, im Rest des Landes fast ausschließlich albanischstämmige Kosovaren. Der Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Das Nachbarland Serbien erkennt dies nicht an und verlangt die Rückgabe seiner ehemaligen Provinz.