KFOR-Kräfte und Serben im Kosovo Mehrere Verletzte bei Zusammenstößen
Bei Zusammenstößen im Nordkosovo sind mehrere Menschen verletzt worden, darunter auch Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR. Serbische Demonstranten hatten gegen neue, albanische Bürgermeister protestiert.
Bei Ausschreitungen im Norden des Kosovo sind dutzende Menschen, darunter auch Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR, verletzt worden. Nach Angaben aus Rom und Budapest erlitten mehr als 30 italienische und ungarische KFOR-Soldaten teils schwere Verletzungen, als sie sich serbischen Demonstranten entgegenstellten, die die Stadtverwaltung in Zvecan im Norden des Kosovo stürmen wollten.
Die Soldaten hätten Blendgranaten und Tränengas eingesetzt. Die protestierende Menge habe sie wiederum mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen beworfen, berichteten örtliche Medien. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic erklärte, 52 Serben seien verletzt worden, drei von ihnen schwer. Ein 50-Jähriger sei "durch zwei Schüsse von (ethnischen) albanischen Spezialkräften verletzt" worden, teilte er im Online-Netzwerk Facebook mit.
KFOR: "Völlig inakzeptable" Angriffe
Die KFOR teilte mit, mehrere Soldaten des italienischen und ungarischen KFOR-Kontingents seien grundlos angegriffen worden und hätten durch die Explosion von Brandbomben Verletzungen mit Knochenbrüchen und Verbrennungen erlitten. Sie verurteilte die Angriffe auf ihre Truppen als "völlig inakzeptabel". KFOR-Kommandeur Angelo Michele Ristuccia erklärte, seine Truppe werde "ihr Mandat weiterhin unparteiisch erfüllen".
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erklärte, weitere Angriffe gegen die KFOR würden "nicht toleriert". Das Auswärtige Amt in Berlin forderte einen "sofortigen Stopp" der Gewalt.
Serben erkennen neue Bürgermeister nicht an
Die Proteste in Zvecan und weiteren Ortschaften des Nordkosovo richteten sich gegen neue ethnisch albanische Bürgermeister, die im April gewählt wurden und nun ihre Amtsgeschäfte übernahmen. Die Wahlen hatten fast alle ethnische Serben der Region boykottiert, weshalb die Wahlsieger aus den ethnisch albanischen Parteien kamen. Die bisherigen ethnisch serbischen Bürgermeister hatten ihre Funktionen im November 2022 aus Protest gegen die Politik der kosovarischen Regierung niedergelegt.
Die rund 300 KFOR-Soldaten sollten das Gemeindeamt in Zvecan sichern, während die kosovarische Polizei den neuen Bürgermeister zu seinem Amtssitz eskortierte. Auch eine größere Gruppe Demonstranten versammelte sich. Eskaliert sei die Situation laut eines Reporters der Nachrichtenagentur dpa, als die Menge die Polizeifahrzeuge am Wegfahren hindern wollte. Daraufhin hätten die KFOR-Soldaten die Versammlung aufgelöst.
Kosovo-serbische Politiker im Norden des Landes forderten den Rücktritt der neuen Bürgermeister. Zudem solle die kosovarische Spezialpolizei die Gegend verlassen. Diese Forderungen seien auch der KFOR und den Botschaften anderer Länder übermittelt worden.
Serbien versetzte bereits Armee in Bereitschaft
Die serbische Minderheit des sonst mehrheitlich ethnisch-albanischen Kosovos lebt vorwiegend im Norden des Landes - dort hingegen bilden die ethnischen Serben jedoch die Mehrheit. Immer wieder kommt es zu Spannungen und Zusammenstößen. Viele Kosovo-Serben erkennen den Kosovo und dessen Regierung nicht an und wollen zum Nachbarland Serbien gehören. Der Kosovo hatte sich 2008 von Serbien abgespalten - Serbien betrachtet den Kosovo aber weiterhin als serbische Provinz.
Die serbische Armee an der Grenze zum Kosovo wurde bereits am Freitag in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic erklärte, das Militär werde bereit sein, um "jede Aufgabe und jeden Befehl zu erfüllen". Er hoffe auf eine politische Lösung. Der KFOR warf er vor, "die Polizei vor unbewaffneten Menschen" zu schützen.