Nach Rücktritt von Rajapaksa Unruhen in Sri Lanka halten an
Trotz des Rücktritts von Sri Lankas Ministerpräsident Rajapaksa gibt es weiter gewaltsame Unruhen. Die Demonstranten verlangen, dass auch sein Bruder, der Präsident, sein Amt niederlegt.
Ausgebrannte Busse mitten auf den Straßen in der Hauptstadt Colombo. Das ist auf Videos der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen. Jetzt am Tag scheint ein wenig Ruhe eingekehrt zu sein in Sri Lanka. Es gilt eine Ausgangssperre im Land, an die sich gestern Nacht aber viele Demonstranten nicht gehalten haben.
Auf Handyvideos in den sozialen Netzwerken grölen Menschen, während Häuser brennen. Es sind die Gebäude von Regierungsmitgliedern, die in Flammen aufgehen. Mehr als 70 Häuser und Büros seien komplett niedergebrannt, mehr als 150 Autos und Busse seien beschädigt worden, schreiben lokale Medien.
Militär gegen Demonstranten eingesetzt
Regierungskritiker wollten auch die Residenz des Premierministers stürmen. Aber die Regierung setzte nicht nur die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern ein, sondern auch das Militär. Mahinda Rajapaksa war gestern zurückgetreten. Damit haben auch alle Minister ihre Posten verloren. Aber Rajapaksas Bruder Gotabaya ist weiterhin im Amt, als Präsident. Auch er solle sein Amt niederlegen, fordern viele Demonstranten.
Demonstranten versuchten, den Präsidentensitz zu stürmen.
Bei den Protesten sind mehrere Menschen ums Leben gekommen, viele wurden verletzt. Regierungsanhänger gingen gestern mit Knüppeln und Stöcken auf die Menschen los, die schon seit Wochen gegen die Regierung demonstrieren - bislang friedlich. Auch Regierungsmitglieder sollen um sich geschossen haben und dabei mehrere Demonstranten verletzt und getötet haben.
Brutales Vorgehen gegen Demonstranten
Der Oppositionsführer Sajith Premadasa fordert eine schnelle Aufklärung darüber, was bei den Protesten in der Nacht geschehen sei: "Jeder in der Regierung, auch die beiden Rajapaksas, also der Premierminister und der Präsident, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Es war eine geplante Attacke auf die Demonstranten. Das war staatlicher Terror, und die Rajapaksas sind dafür verantwortlich."
Der ältere Bruder ist mit Familienmitgliedern in einem Militärhubschrauber aus der Hauptstadt geflohen und soll sich nun im Norden des Landes auf einem Armee-Stützpunkt aufhalten. Mehrere Menschen versuchen nun, die Straßen zum Flughafen zu blockieren, damit Regierungsmitglieder nicht das Land verlassen können.
Sri Lanka steckt in der größten Wirtschaftskrise, die das Land je gesehen hat. Das Land ist nahezu bankrott, es gibt kaum noch Treibstoff oder Medikamente. Viele Menschen können sich nicht einmal mehr leisten, genügend Lebensmittel einzukaufen.
Vor allem durch die Corona-Krise sind in den letzten zwei Jahren kaum noch Touristen ins Land gekommen. Für Sri Lanka ist das der wichtigste Wirtschaftszweig. Nun soll eine Übergangsregierung gebildet werden. Sri Lanka hofft auf finanzielle Hilfen aus China und Indien und führt Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds.