Vor Knesset-Sitzung Netanyahu überraschend am Herzen operiert
Israel stehen entscheidende Tage bevor: Die Regierung will trotz massiver Proteste morgen ein Kernelement ihrer Justizreform durchs Parlament bringen. Regierungschef Netanyahu wurde in der Nacht überraschend am Herzen operiert, will aber bei der Abstimmung dabei sein.
Dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu ist kurz vor einer entscheidenden Parlamentsabstimmung zur umstrittenen Justizreform ein Herzschrittmacher eingesetzt worden. "Alles ist gut gelaufen, der Ministerpräsident fühlt sich heute Morgen sehr wohl", sagte der zuständige Arzt des Scheba-Krankenhauses bei Tel Aviv am Morgen in einer Videobotschaft. Der Premierminister sei aufgewacht, und es gehe ihm gut. Er werde nach dem Eingriff "in der kardiologischen Abteilung unter ärztlicher Aufsicht bleiben", hieß es weiter.
"Ich höre auf meine Ärzte"
Die Operation war kurzfristig und unerwartet in der Nacht angekündigt worden, nachdem Hunderttausende in ganz Israel gegen die Pläne der Regierung für den Umbau der Justiz protestiert hatten. Der 73-Jährige hatte überraschend in einer Videobotschaft mitgeteilt, er werde operiert. "Mir geht es großartig, aber ich höre auf meine Ärzte", hatte er gesagt.
Vergangenes Wochenende war Netanyahu überraschend ins Krankenhaus eingeliefert worden. Damals hieß es, er sei zu lange ohne Wasser und Kopfbedeckung in der Sonne gewesen. Daraufhin seien eine Reihe von Untersuchungen unternommen und ein Herzmonitorgerät implantiert worden. Am Sonntag habe das Krankenhaus dann Daten des Überwachungsgeräts erhalten, die eine "dringende Operation" nötig gemacht hätten, sagte einer der zuständigen Ärzte.
Medienberichte: Galant will Abstimmung verschieben
Am Vormittag begann das Parlament mit den Beratungen über ein wichtiges Element der Regierungspläne, die seit Monate für Massenproteste sorgen. Mit der endgültigen Abstimmung in der Knesset wird frühestens am Montagnachmittag gerechnet. Netanyahu soll nach Angaben seines Büros am Nachmittag wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden und bei der Abstimmung in der Knesset dabei sein.
Eine für heute geplante Kabinettssitzung wurde jedoch "auf unbestimmte Zeit" verschoben. Zwei anstehende Auslandsreisen, nach Zypern und in die Türkei, würden nach Angaben von Netanyahus Büro ebenfalls verschoben werden.
Medienberichten zufolge soll Verteidigungsminister Joav Galant versuchen, die für Montag geplante Abstimmung noch zu verschieben. Er gab bekannt, sich um einen "Konsens" zu bemühen, nachdem etwa 10.000 Reservisten mit Dienstverweigerung gedroht hatten, sollte die Regierung ihre Pläne nicht stoppen. Bislang waren Verhandlungen über einen Kompromiss erfolglos.