Lage an Grenze zum Libanon Israel sieht sich "sehr gut vorbereitet"
Nach der Tötung eines Hamas-Funktionärs bleibt die Lage an der israelisch-libanesischen Grenze angespannt. Zeitgleich gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Ein israelischer Abgeordneter spricht von einer dritten Phase.
Auch nach der Rede von Hassan Nasrallah blickt Israel mit Sorge und Wachsamkeit zur Nordgrenze. Zwar vermied es der bärtige Hisbollah-Chef, Israel eine direkte Kriegserklärung auszusprechen, doch seine Rede war gespickt mit Drohungen gegen den Erzfeind. "Wir haben keine Angst vor dem Krieg, wir zögern nicht", hatte Nasrallah Israel entgegengeschleudert.
Die Reaktion des israelischen Militärs kam postwendend. Demonstrativ besuchte am Abend Israels Generalstabschef Herzi Halevi Truppenverbände an der Nordgrenze zum Libanon und erklärte, Israel stelle sich jeder Bedrohung.
"Nach meiner Einschätzung befinden wir uns im Norden in einem sehr guten Bereitschaftszustand. Wir sind in allen Bereichen sehr gut vorbereitet und konzentrieren uns derzeit auf den Kampf gegen die Hamas", so Halevi. "Auch wenn die Umstände schwierig sind: Dieser Krieg stellt auch eine Gelegenheit dar, die Situation sowohl im Norden als auch im Süden und generell in der Region entscheidend zu ändern."
Ein Kurswechsel in Teheran?
Unmittelbar nach dem verheerenden Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte Israel mit einem Mehr-Fronten-Krieg gerechnet. Die Sorge besteht weiterhin. Der Anschlag gestern im Iran, wo am vierten Todestag des iranischen Generals Soleimani sich zwei gewaltige Explosionen ereigneten, hat die Situation weiter verschärft. Der Iran macht seine Feinde, also vor allem Israel und die USA, dafür verantwortlich.
Beni Sabti, Iran-Experte beim israelischen Sicherheits-Thinktank INSS, ist besorgt. Er stellt im Interview mit Maariv Radio einen Kurswechsel bei den Machthabern in Teheran fest. "Zum ersten Mal in der Geschichte der Revolution druckte eine Zeitung eine Überschrift in hebräischer Sprache: 'die Rache kommt gewiss!'"
Das sei ungewöhnlich, sagt er. Die Rhetorik sei immer gleich gewesen. "Was jetzt anders ist, ist, dass die öffentliche Meinung vorbereitet wird. Für mich macht es den Anschein, dass die Iraner den logischen Raum verlassen und den Raum der Fehleinschätzung betreten."
Israel läutet dritte Phase ein
Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Danny Danon, ein Abgeordneter der israelischen Regierungspartei Likud, erläutert, dass nun schrittweise die dritte Phase des Krieges im Gazastreifen eingeläutet werden soll. Eine Phase, die gezielt und präzise die Hamas-Mitglieder ins Visier nehmen soll - und weniger die Zivilbevölkerung gefährdet.
Auf Druck der Amerikaner habe das Militär die Vorgehensweise geändert, sagt Danon. "Was uns jetzt vor allem beschäftigen sollte, ist die totale Zerstörung der Hamas, damit am Ende keine Frage aufkommt, wer gewonnen hat." Es solle deutlich erkennbar sein, dass Israel die Hamas zerschlagen habe. "Alle anderen Themen spielen derzeit keine Rolle", so der Abgeordnete.
Krankheiten breiten sich im Gazastreifen aus
Für die Zivilbevölkerung ist die Lage im Gazastreifen weiterhin katastrophal. Nach Angaben des UN-Palästinenser-Flüchtlingshilfswerks UNRWA breiten sich in den überfüllten Straßen der Stadt Rafah im Süden Krankheiten in alarmierender Weise aus.
UNRWA-Generalsekretär Philippe Lazzarini erklärte in den sozialen Medien, das palästinensische Volk sei angesichts der verheerenden Situation einer kollektiven Bestrafung ausgesetzt.