Aufruf des Auswärtigen Amtes Deutsche sollen den Libanon verlassen
Nach dem Tod eines Hamas-Funktionärs in Beirut hat sich die Lage im Nahen Osten weiter zugespitzt. Das Auswärtige Amt rief zum raschen Verlassen des Libanon auf. US-Außenminister Blinken will offenbar erneut in die Region reisen.
Wegen der Zuspitzung der Lage an der Grenze zu Israel hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsangehörige aufgefordert, den Libanon so schnell wie möglich zu verlassen. Deutsche, die sich noch in dem Land aufhalten, sollten sich in der Krisenvorsorgeliste Elefand registrieren und "auf schnellstem Wege" ausreisen, schrieb das Auswärtige Amt auf der Plattform X.
"Eine Eskalation an der Grenze zwischen Israel und Libanon ist nicht auszuschließen", hieß es, nachdem der Krisenstab der Bundesregierung getagt hatte.
Hamas-Anführer kommt bei Explosion ums Leben
Wegen der angespannten Sicherheitslage hatte das Auswärtige Amt bereits einige Tage nach dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober deutsche Staatsbürger und ihre Angehörigen dazu aufgerufen, das an Israel grenzende Land zu verlassen.
Der Hamas-Anführer Saleh al-Aruri war zuvor in der libanesischen Hauptstadt Beirut bei einer Explosion ums Leben gekommen. Die mit der Hamas verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah gab Israel die Schuld am Tod des Vize-Leiters des Politbüros der islamistischen Palästinenserorganisation und kündigte Vergeltung an.
Israels Armee registrierte eigenen Angaben nach mehrere Raketenstarts aus dem Nachbarland, die israelischen Zielen gegolten hätten. Das Militär griff demnach als Reaktion die Orte des Beschusses an.
Nasrallah beschuldigt Israel
In einer Rede am Abend machte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel für die Tötung al-Aruris verantwortlich. Er sprach von einem "eklatanten israelischen Angriff" auf Beirut. "Israel hat versucht, durch die Ermordung von al-Aruri ein Siegesbild zu vermitteln", so Nasrallah. Doch Israels Fähigkeit zur Abschreckung sei seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober kollabiert. Israel sei geschwächt.
Nasrallah warnte: "Wer über einen Krieg mit uns nachdenkt, wird es bereuen. Wenn der Feind einen Krieg gegen den Libanon beginnt, werden wir uns an keine Regeln mehr halten." Die Ermordung al-Aruris sei ein "gefährliches Verbrechen, das nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben wird", betonte Nasrallah. "Wir haben keine Angst vor dem Krieg und wir zögern nicht."
Nasrallah kündigte nun an, sich am Freitag erneut an die Öffentlichkeit wenden zu wollen.
Blinken reist offenbar erneut in Nahen Osten
Angesichts der wachsenden Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation will US-Außenminister Antony Blinken nach Regierungsangaben erneut zu einer diplomatischen Reise in die Region aufbrechen. Blinken werde unter anderem Israel besuchen, hieß es.
Angaben zu weiteren Reisezielen Blinkens wurden zunächst nicht gemacht. Bei seinen vorherigen Nahost-Reisen in den vergangenen Wochen hatte der US-Chefdiplomat aber auch mehrere arabische Länder besucht. Es wäre Blinkens vierte Nahost-Reise und sein fünfter Besuch in Israel seit dem Überfall der Hamas auf Israel.