Was man selbst tun kann Klimaschutz im Garten
Die Folgen des Klimawandels werden auch im heimischen Garten spürbar. Wie können Gärtnerinnen und Gärtner damit umgehen - und bei der Gartenarbeit sogar selbst etwas für den Klimaschutz tun?
Einen "Englischen Rasen" wollte sie nie haben, die Wiese vor dem Haus gefällt ihr viel besser. Sabine Benz gießt sie nicht. Das hilft, Wasser zu sparen in Zeiten größerer Trockenheit. Doch sie denkt dabei nicht nur an den Klimawandel. Auch für die Artenvielfalt sei das gut, sagt sie. So hätten zwischen dem Gras Pflanzen eine Chance, die man sonst nicht sehen würde.
"Im Frühling haben wir ganz viele bunte Blumen", erklärt Benz. "Zum Herbst hin Schnittlauch und andere Kräuter, die wir dann auch verwenden können." Unkraut wäre all das für manch anderen Gartenbesitzer. Unkraut gegen das man das Gras stärken muss. Zum Beispiel durch den Einsatz von Kunstdünger. Auch den vermeidet Benz. "Bei der Herstellung von Kunstdünger wird sehr viel Energie verbraucht und damit Kohlendioxid freigesetzt. Und zudem entzieht Kunstdünger dem Boden Wasser."
Wenn Sabine Benz doch einmal düngt, dann mit organischem Dünger wie Hornmehl. Manche Pflanzen muss sie gießen, zum Beispiel ihr Gemüse. Dann nutzt sie Wasser aus der Regentonne. "Sonst würde es irgendwo versickern. So fange ich es auf für den Moment und den Ort, wo ich es brauche."
"Alle Privatgärten zusammen machen einen Rieseneffekt"
Auch ihr Berufsleben hat Sabine Benz ganz der Gartenarbeit gewidmet. Sie ist Gärtnermeisterin in den Botanischen Gärten der Universität Stuttgart-Hohenheim. Der Biologe Helmut Dalitz leitet die Gärten dort. Manche, so sagt er, unterschätzten, wie viel die privaten Gartenbesitzer in Deutschland für den Klimaschutz tun können. Es gebe rund 17 Millionen Privatgärten im Land, sie machten zwei bis drei Prozent der Landesfläche aus. Das entspreche fast der Größe aller Naturschutzgebiete zusammen. "Wenn die alle mitmachen, weniger Ressourcen verbrauchen und gleichzeitig etwas für die Biodiversität tun, dann ist das ein Rieseneffekt."
Gießen mit Strategie
Viele Pflanzen, die gegossen werden müssen, werden in den Universitätsgärten automatisch bewässert. Oft setzen sie hier die Tröpfchenbewässerung ein. Kleine Schläuche werden dabei direkt an die Wurzeln herangeführt. Das hilft, Wasser zu sparen. Solche Anlagen kann man auch in jedem Gartenmarkt für zuhause kaufen. In Hohenheim haben sie die automatische Bewässerung so programmiert, dass nur in den frühen Morgenstunden Wasser fließt. Dann verdunstet davon weniger.
"Empfehlenswert ist es auch, eher seltener zu gießen und dann eine größere Menge Wasser", erklärt Benz. "Dann kann das Wasser in die die tiefen Bodenschichten eindringen." Jeden Tag ein bisschen zu gießen, führe wieder zu größeren Verlusten durch Verdunstung. Ist die Feuchtigkeit erst einmal im Boden, gehe es darum, sie dort zu halten.
Eine Möglichkeit: Mulch auf den Beeten auszubringen - also noch unverrottetes organisches Material. In Hohenheim nutzen sie Laub der umstehenden Bäume oder Wiesenschnitt. Die Mulch-Schicht reduziert die Verdunstung aus dem Boden, der sonst der Sonnenstrahlung ausgesetzt wäre.
Die Wahl der richtigen Pflanzen
Eine andere Strategie: erst gar keine offenen Bodenflächen entstehen zu lassen. Helmut Dalitz empfiehlt, bodendeckende Pflanzen zu setzen, zum Beispiel die Kriechende Fetthenne. Sie schließt die Lücken zwischen hochwachsenden Pflanzen und schattet so den Boden ab. Wie viel Wasser eine Pflanze benötigt, unterscheidet sich von Art zu Art beträchtlich. Der Biologe empfiehlt deshalb, schon bei der Konzeption des Gartens darauf zu achten.
Wer Pflanzen wählt, die wenig Wasser benötigen, helfe nicht nur Wasser zu sparen, sondern habe auch eine höhere Gewähr, dass der Garten die nun häufigeren Zeiten der Trockenheit gut übersteht. Dalitz empfiehlt Stauden wie Astern oder die Katzenminze. Wer sich nicht auskenne, könne wassersparende Pflanzen auch am äußeren Erscheinungsbild erkennen. "Man sucht einfach Pflanzen aus, die entweder ganz kleine oder dicke fleischige Blätter haben oder Blätter mit einer ganz dichten Behaarung."
Torf ist tabu
Auf keinen Fall sollte man Torf im Garten verwenden, sagt der Hohenheimer Biologe Dalitz. Beim Kauf von Blumenerde sollte man darauf achten, dass er nicht enthalten ist. Denn hier könne man wieder selbst vermeiden, dass überhaupt Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. "Torf wird aus Mooren gewonnen. Moore sind mit die größten Kohlendioxid-Speicher. Wenn Moore trockengelegt werden, wird Kohlendioxid frei."
Manchmal sollte man der Natur freien Lauf lassen und auch Brennesseln wachsen lassen.
Manchmal hilft es, nichts zu tun
Selbst im malerischen Botanischen Garten in Hohenheim gibt es "wilde Ecken". Die haben Helmut Dalitz und sein Gärtner-Team ganz bewusst sprießen lassen. Brennnesseln wachsen hier und Brombeer-Gebüsch. Hier düngen sie nicht, hier gießen sie nicht, hier lassen sie der Natur freien Lauf. "Auch durch schlichtes Nichtstun kann man Lebensraum schaffen und Ressourcen sparen", sagt Dalitz. Und Sabine Benz erinnert noch einmal daran, dass wirklich jeder Gartenbesitzer einen Beitrag leisten könne - und sei es nur mit einem kleinen Gemüsebeet. Denn wer sich ein Stück weit selbst versorge, spare möglicherweise hin und wieder den Sprit für die Fahrt in den Supermarkt.