Astronomie Ein berühmter Stern im Kleinen Wagen
Das Sternbild Kleiner Wagen ist nicht so bekannt wie der Große Wagen. Doch sein hellster Stern ist einer der berühmtesten - um ihn dreht sich am Firmament alles: um den Polarstern.
Das Sternbild Kleiner Wagen ist längst nicht so hell wie der Große Wagen ganz in seiner Nähe und daher nicht so leicht zu finden. Doch sein hellster Stern ist einer der prominentesten des Nordhimmels: der Polarstern. Und der ist mit Hilfe des Großen Wagens ganz leicht zu finden.
Starhopping vom Großen Wagen zum Polarstern
Wenn Sie die hintere Achse des Großen Wagens etwa um das Fünffache nach oben beziehungsweise nach Norden verlängern, dann treffen Sie auf einen hellen Stern: Polaris, wie der Polarstern offiziell heißt. Er ist der hellste Stern des Kleinen Wagens und die Spitze seiner Deichsel.
Kleiner Wagen und Großer Wagen im Vergleich
Insgesamt formen sieben Sterne den Kleinen Wagen: Vier bilden das Viereck des Wagenkastens, drei weitere die vom Wagenkasten nach oben weisende Deichsel. Das Sternbild ähnelt stark dem Großen Wagen, nur ist bei diesem die Deichsel nach unten gekrümmt. Und es ist etwas kleiner als der Große Wagen. Den Kleinen Wagen können Sie mit der Hand am ausgestreckten Arm abdecken.
Zwei Bären, von Zeus an den Himmel gebracht
Eigentlich handelt es sich bei beiden Sternbildern um Bären, den Großen Bären (Ursa Maior) und den Kleinen Bären (Ursa Minor). Der Große Wagen bildet nur einen Teil des Großen Bären. Kleiner Wagen und Kleiner Bär sind in der Form identisch.
Der griechischen Mythologie zufolge ist der Kleine Bär Arkas, der Sohn der Nymphe Kallisto und des Göttervaters Zeus, der die Nymphe vergewaltigte. Zeus' Gattin Hera verwandelte Kallisto aus Eifersucht in eine Bärin.
Damit diese nicht versehentlich von ihrem Sohn Arkas bei der Jagd erlegt würde, machte Zeus auch Arkas zum Bären, packte die beiden an ihren Schwänzen und schleuderte sie hoch an den Sternenhimmel. Daher auch die langen Schwänze der beiden Bären - die Deichseln der beiden Wagen.
Die hellsten Sterne des Kleinen Bären
Polaris, der Polarstern, ist mit rund 2,0 mag scheinbarer Helligkeit (leicht schwankend) der hellste Stern des Sternbilds und wird astronomisch daher auch als Alpha Ursae Minor (α UMi) bezeichnet. Fast ebenso hell ist der Stern Kochab (β UMi), der zusammen mit Pherkad die hintere Achse des Wagens bildet. Diese drei Sterne kann man recht leicht entdecken, selbst bei etwas Umgebungslicht sind sie noch zu sehen.
Die übrigen vier Sterne dazwischen - zwei der Deichsel und zwei der vorderen Achse - sind leider nur Sterne der vierten Größenklasse und deutlich schlechter zu erkennen.
Polaris, der Polarstern
Polaris ist zwar gut zu sehen, kommt aber auf der Rangliste der hellsten Sterne erst auf Platz 47. Dabei ist er eigentlich eine sehr helle Sonne mit einer Leuchtkraft, die die unserer Sonne um das 2.000-fache übersteigt. Aber Polaris ist fast 450 Lichtjahre von uns entfernt.
Alles dreht sich um den Polarstern
Polaris ist auch nicht wegen seiner Helligkeit so berühmt, sondern aufgrund seiner Position. Seine anderen Namen Polarstern oder Nordstern weisen darauf hin. Die beste Bezeichnung wäre "Nordpolstern":
Der Polarstern befindet sich fast genau am Himmelsnordpol - einem gedachten Punkt in der Verlängerung der Erdachse -, senkrecht über dem Nordpol der Erde. Und damit ist der Polarstern der einzige Stern, der immer am gleichen Ort zu finden ist. Da die Erde einmal täglich um die Erdachse kreist, bewegen sich auch alle Sterne einmal täglich eine Runde rings um den Himmelsnordpol - gegen den Uhrzeigersinn, wenn man nach Norden blickt.
Strichspuren um den Polarstern
Mit Langzeitaufnahmen kann man das selbst leicht nachvollziehen: Richten Sie eine Kamera mit Stativ und vollaufgeladenen Akkus auf Polaris aus und belichten Sie etwa eine Stunde lang (oder machen Sie entsprechend viele Einzelbildern von je zwei Minuten Belichtungszeit).
Inmitten eines solchen "Startrail"-Bildes bleibt ein ruhender Punkt: der Polarstern. Er steht als einziger still. Obwohl: Wenn Sie genügend nahe an ihn heranzoomen könnten, dann würden Sie einen winzig kleinen Kreis sehen, denn tatsächlich ist Polaris 0,7 Grad vom Himmelsnordpol entfernt - das ist etwas mehr, als der Vollmond breit ist.
Immer im Norden: Der Polarstern gibt Orientierung
Weil Polaris (fast) senkrecht über dem Nordpol steht, war er lange Zeit für die Navigation enorm wichtig. Und auch Sie können sich jetzt, da Sie den Polarstern kennen, jederzeit orientieren, wann immer Sie unter freien Himmel treten: Schauen Sie zum Polarstern und wählen Sie von ihm die kürzeste Strecke zum Horizont, dann blicken Sie genau nach Norden.
Sie können mit Hilfe des Polarsterns auch jederzeit feststellen, auf welchem Breitengrad Sie sich gerade befinden: Sein Abstand zum Horizont, in Grad gemessen, entspricht Ihrem Breitengrad. Kein Winkelmesser zur Hand? Kein Problem: Ihre Hand am ausgestreckten Arm ist etwa zehn Grad breit, damit bekommen Sie zumindest eine recht gute Abschätzung.
Polaris wird nicht immer der Polarstern sein
In knapp achtzig Jahren wird Polaris noch etwas näher beim Himmelsnordpol sein. Einige Jahrtausende später wird aber nicht mehr er der Polarstern sein. Denn die Erdachse taumelt etwas, vereinfacht ausgedrückt. Der Himmelsnordpol verändert sich dadurch laufend - er dreht ganz langsam einen Kreis am Himmel.
Der nächste Polarstern wird in rund 2.000 Jahren Errai im Sternbild Kepheus (auch: Cepheus) sein, danach verschiedene Sterne aus dem Schwan. In etwa 25.000 Jahren ist Polaris erneut der Polarstern. Wer auch immer sich dann mit seiner Hilfe orientiert.