Weltraumforschung Euclid schickt erste Bilder
Das neue Weltraumteleskop Euclid nimmt seine Arbeit auf. Es soll das Universum fassbarer machen. Denn das All besteht zu 95 Prozent aus Dunkler Energie und Dunkler Materie, die sich bisher nicht direkt beobachten lassen.
Seit rund zwanzig Jahren ist es bekannt: Wir sehen nur knapp fünf Prozent des Universums. Der Rest besteht aus sogenannter Dunkler Energie und Dunkler Materie, die wir nicht direkt beobachten können. Doch diese dunkle Welt beeinflusst die Bewegung und die Entwicklung des sichtbaren Weltalls. Jetzt hat Euclid - das neueste Weltraumteleskop der ESA - seine Arbeit aufgenommen. In sechs Jahren soll es ein Drittel des Kosmos kartografieren: die bisher beste Quelle für Informationen über Dunkle Materie und Dunkle Energie.
Erste Bilder des Euclid-Teleskops veröffentlicht
Mit einem Bilderbuchstart schob sich am 1. Juli 2023 die SpaceX-Rakete mit dem Euclid-Teleskop in seiner Spitze in den blauen Himmel von Cape Canaveral. 1,5 Millionen Kilometer ist der Punkt entfernt, an dem Euclid seine Präzisionsmessungen beginnen soll. Das ist etwa das dreifache der Entfernung zwischen Erde und Mond. Das 1,2 Tonnen schwere Teleskop hat bei seiner Mission im All die Erde und die Sonne im Rücken.
Ein Schild schützt es vor der Wärme der Sonnenstrahlen. Denn je kälter das Teleskop ist, und je weniger helle Lichtquellen den Späher stören, desto schärfer sind seine Aufnahmen. Tatsächlich sind die Wissenschaftler begeistert von der Qualität der ersten Bilder, die jetzt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Bilder von Euclid - dem neuesten Weltraumteleskop der ESA
Euclid soll ein Drittel des Himmels kartografieren
Euclid blickt bis zu zehn Milliarden Jahre in die Vergangenheit. 1,2 Meter Durchmesser hat der Spiegel, mit dem Euclid bis zu zehn Milliarden Lichtjahre tief ins Weltall blicken kann - auf der Suche nach den bisher besten Informationen zur Dunklen Materie und zur Dunklen Energie. Denn dies sind die Kräfte im Kosmos, die Wissenschaftler bis heute vor große Rätsel stellen.
Carole Mundell, Wissenschaftliche Direktorin der ESA, beschreibt die Forschungsstrategie des Projekts: "Euclid ist etwas Besonderes. Denn seine Kamera arbeitet so präzise, dass wir die Formen der Galaxien vermessen können. Und wir wissen, dass die Gravitation der Dunklen Materie die Form der Galaxien verzerrt. Wenn wir das messen, können wir verstehen, wie dunkle Materie die Galaxien und die Entwicklung des Universums beeinflusst."
Die dunkle Seite des Universums
Euclid wird mehrere hunderttausend Bilder aufnehmen, etwa ein Drittel des Kosmos präzise kartieren. Je tiefer das Teleskop ins All schaut, desto weiter blickt es in die Vergangenheit zurück. So sind die Fotos nicht nur eine aktuelle Bestandsaufnahme, sondern auch eine Dokumentation der Entwicklung der Strukturen im Weltall: Galaxien, Galaxienhaufen, und noch größere Strukturen, sogenannte Filamente. Ihre Dynamik liefert Informationen über dunkle Seite des Universums.
Im Vordergrund stehen fünf Fragen: Wie verteilt sich die Dunkle Materie im Universum? Wie vollzog sich die Ausdehnung des Universums? Was sagt uns das über die Eigenschaften der Dunklen Energie? Verändert sich der Anteil an Dunkler Energie über die Zeit? Wie formen sich die großräumigen Strukturen im Universum?
Je tiefer das Teleskop ins All schaut, desto weiter blickt es in die Vergangenheit zurück.
Für ein besseres Verständnis des Weltalls
Mehr als 3.500 Menschen aus 21 Ländern arbeiten an dem Projekt Euclid. Federführend ist die Europäische Weltraumagentur ESA. Am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching wurden beispielsweise Schlüsselkomponenten zur Optik von Euclid mit entwickelt. Das Forschungsprojekt kostet 1,4 Milliarden Euro.
Die Fotos sollen eine Dokumentation der Entwicklung der Strukturen im Weltall sein: Galaxien, Galaxienhaufen, und noch größere Strukturen, sogenannte Filamente. Ihre Dynamik liefert Informationen über dunkle Seite des Universums.
Grundstein für weitere Forschungsarbeiten
Was dunkle Materie tatsächlich ist, wird sich mit den Fotos des Superteleskops nicht erklären lassen. Aber ihre Verteilung im Weltall zu kennen, ist ein wichtiger Grundstein für weitere Forschungsarbeiten an diesem wohl größten Rätsel des Universums.
Auch Hans-Walter Rix, der Direktor der Abteilung "Galaxien und Kosmologie" am Heidelberger MPIA ist auf die Ergebnisse gespannt: "Die Mission ist in ihrem Kern auf das Verständnis von Dunkler Energie fokussiert - aus gutem Grund. Aber die Himmelskarte, die wir im Zuge dieser Forschung machen, wird ganz sicher eine astronomische Schatztruhe sein, die Jahrzehnte, vielleicht ein Jahrhundert lang hält."