Europäischer Energiemarkt Bald Recht auf Strom-Langzeitverträge?
Die EU-Kommission will langfristige Verträge fördern, um starke Preisschwankungen auf dem Strommarkt abzumildern. Das soll Verbrauchern und auch Unternehmen zugute kommen.
Die EU-Kommission plant, Strom-Endkunden stärker vor starken Preisschwankungen zu schützen. Dazu will sie langfristige Verträge besser fördern. Das geht aus einem Entwurf für eine Gesetzesänderung hervor, über den die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Auch Recht auf dynamische Stromtarife geplant
Die Verfasser des Entwurfs schlagen unter anderem ein Recht auf Festpreisverträge und auch auf Verträge mit dynamischer Preisgestaltung vor. So könnten Verbraucher sichere, langfristige Preise festschreiben oder sich für Verträge mit dynamischen Preisen mit den Versorgern entscheiden, wenn sie Preisschwankungen ausnutzen wollen.
Dynamische Tarife sind vor allem für größere Haushalte mit Elektroautos oder Wärmepumpen interessant, können sie so doch Strom genau dann nutzen, wenn er billiger ist. Allerdings setzen sie besondere Technik voraus - sogenannte intelligente Stromzähler ("Smart Meter").
Keine Entkoppelung von Gas- und Strompreis
Seit Monaten wird auf EU-Ebene über Änderungen auf dem Strommarkt diskutiert - vor allem, weil der Strompreis auch abhängig vom Gaspreis ist. Eine ganz große Reform des Strommarkts mit Entkopplung von Strom- und Gaspreis soll es aber nun nach Vorstellungen der Kommission nicht geben. Am umstrittenen Merit-Oder-Prinzip wird nicht gerüttelt.
Damit bestimmt den Strompreis auch künftig das teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, um den Bedarf zu decken - so sieht es diese Regel vor. Zuletzt waren dies stets die Gaskraftwerke gewesen. Enorm gestiegene Gaspreise infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ließen daher auch den Strompreis nach oben schnellen.
Förderung von Investitionen in Erneuerbare Energien
Gleichzeitig sollen mit den Neuerungen in der EU-Verordnung Investitionen in Erneuerbare Energien über den Strommarkt gefördert werden. Der endgültige Vorschlag der EU-Kommission soll voraussichtlich kommende Woche vorgelegt werden. Im Anschluss müssen die Länder und das Europäische Parlament den Text endgültig aushandeln, bevor er in Kraft treten kann.
Verbraucher in Deutschland wurden mit Inkrafttreten der Strompreisbremse Anfang März deutlich entlastet. Das Vergleichsportal Check24 beziffert die Entlastung einer Musterfamilie in der Grundversorgung mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden (kWh) im Schnitt auf 217 Euro im Jahr. Statt 2331 zahle sie 2114 Euro im Jahr für Strom.
Doch Experten geben zu bedenken, dass die Strompreisbremse von 40 Cent je Kilowattstunde nur für den Basisbedarf von 80 Prozent des Verbrauchs gilt - in der Regel gemessen am Vorjahr. Für den übrigen Verbrauch, der darüber hinausgeht, muss dann der reguläre Marktpreis gezahlt werden.
Teure Stromtarife in der Grundversorgung
Dieser Marktpreis ist in den vergangenen Wochen für viele Endkunden merklich gestiegen. Viele Energieversorger geben ihre gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiter. Das trifft vor allem jene Kunden, die im vergangenen Jahr wegen der zeitweise günstigeren Preise in die Grundversorgung gewechselt waren.
Denn nun hat sich das Blatt wieder gewendet: Vor allem in der Grundversorgung haben die Preise deutlich angezogen. Kunden in der Grundversorgung zahlen so teils deutlich mehr als in anderen Verträgen.
Anbieterwechsel kann sich lohnen
Zahlreiche Anbieter jenseits der Grundversorgung bieten nämlich Stromtarife, die unterhalb der Preisbremse von 40 Cent pro kWh liegen - und die auch ohne die Strompreisbremse und für 100 Prozent des Stromverbrauchs günstig sind.
Die Großhandelspreise seien deutlich gesunken, erklärt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. "Die alternativen Anbieter reagieren darauf mit günstigen Angeboten für Neukunden und Neukundinnen."
Durch den Wechsel aus der Grundversorgung zu einem der zehn günstigsten Alternativanbieter kann eine Musterfamilie den Berechnungen zufolge bei einem Jahresverbrauch von 5000 kWh im Schnitt nochmals 280 Euro sparen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, tagesschau.de.