Ein Mann legt in einem Supermarkt einen Apfel in ein Mehrweg-Frischenetz.

Schlechte Ernte Warum die Apfelpreise deutlich steigen werden

Stand: 29.09.2024 05:12 Uhr

Einen Totalausfall bei der Ernte erwarten einige deutsche Apfelbauern in diesem Jahr. Der Deutschen beliebtestes Obst muss nun importiert werden. Verbraucher dürften das vor allem an höheren Preisen spüren.

Von Pauline Hobert, hr

Im Herbst ist Erntezeit für Deutschlands beliebtestes Obst: den Apfel. Doch dieses Jahr ist die Ausbeute der Apfelbauern gering. Die deutschen Obstbaubetriebe gehen von der schlechtesten Ernte seit Jahren aus. Sie erwarten eine Erntemenge von 734.000 Tonnen und damit rund 26,3 Prozent weniger, als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre geerntet wurde, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat.

Die schlechte Erntevorhersage hat mehrere Gründe: Aufgrund des milden Winters haben die Bäume ungewöhnlich früh angefangen zu blühen. Dann allerdings kam im April noch einmal Frost, den ein Großteil der Blüten nicht überstanden haben. Nun steht Apfelbauern und Keltereibetrieben die schlechteste Ernte seit 2017 bevor.

"Totalausfall bei der Ernte"

Einer der Betroffenen ist Peter Possmann. Er leitet eine Kelterei in Frankfurt und besitzt rund um die Stadt mehrere Streuobstwiesen. Wenn er über seine Wiesen geht, sieht er immer wieder Bäume, an denen kaum Früchte hängen. Für Possmanns Betrieb, der Apfelsaft und den in Hessen beliebten Apfelwein herstellt, ist der Apfel von großer Bedeutung. Denn eine schlechte Ernte hat für den Keltereibetreiber ganz konkrete wirtschaftliche Auswirkungen: "Das ist für uns dann schon ein existenzielles Problem."

Possmann schätzt nach einer ersten Sichtung, dass an den Bäumen auf seiner Streuobstwiese in diesem Jahr nur etwa ein Drittel so viele Äpfel hängen wie normalerweise. Allerdings ist das von Baum zu Baum unterschiedlich: Es gibt Bäume, die die normale Menge Obst tragen, dann folgt wieder ein Totalausfall.

Besonders schlimm hat es laut Possmann die Gebiete im Osten Deutschlands erwischt - hier erlebten Bauern zum Teil einen "Totalausfall bei der Ernte". Mit Folgen: "Wir haben speziell dieses Jahr einen enormen Konkurrenzkampf beim Apfeleinkauf. Es ist eine Herausforderung, über die normalen Quellen an Obst zu kommen, zu einem vernünftigen Preis. Dieses Jahr herrscht da Hauen und Stechen", beschreibt Possmann.

Hoffnung aus zwei Bundesländern

Davon profitieren Bauern in Baden-Württemberg und Niedersachsen, die mit insgesamt 60,5 Prozent den größten Anteil der Anbaufläche in Deutschland besitzen. In Baden-Württemberg werden nach Angaben des Statistischen Landesamts voraussichtlich sogar - gegen den Trend - mehr Äpfel geerntet als noch 2023. Doch auch das kann das Angebot nicht vollumfänglich decken, weshalb nach Daten der Agrarinformationsgesellschaft voraussichtlich 100.000 Tonnen Äpfel mehr als üblich aus dem Ausland importiert werden müssen.

Verbraucher dürften das spätestens an den Preisen im Supermarkt merken: Die Ausgaben für die längeren Transportwege werden sich auf den Apfelpreis und die daraus resultierenden Produkte auswirken. Aktuell kosten regionale Äpfel durchschnittlich etwa 2,20 Euro pro Kilogramm, während die importierten Äpfel aus europäischen Nachbarländern bei 2,60 Euro liegen.

Angesichts der schlechten Ernte hierzulande dürften nun weitere Anpassungen nach oben folgen: Experten erwarten, dass die Apfelpreise um mindestens zehn Prozent steigen. Zudem sei damit zu rechnen, dass vermehrt Äpfel der Klasse II, mit kleinen Schönheitsfehlern, angeboten werden.

Höhere Preise lassen Absatz sinken

Auch Kelterer Possmann wird seine Preise anpassen. "Wir werden nicht darum herumkommen, dass der Apfelwein und der Apfelsaft teurer werden. Es gibt für uns, für die kleinen Familienbetriebe, überhaupt keine andere Möglichkeit, das zu überstehen, als dass man die Preise erhöht."

Auch wenn er kaum eine andere Wahl habe, als die Preise zu erhöhen, blickt Possmann mit Sorge in die Zukunft. Denn: "Wenn der Preis steigt, ist das für uns auch immer mit einer Gefahr verbunden, das wir weniger absetzen und die Menschen weniger davon konsumieren." Der Keltereiinhaber hofft nun, dass die Witterungsverhältnisse für die Ernte im nächsten Jahr wieder besser ausfallen.