Unwetterfolgen Hochwasser vernichtet Ernte vieler Höfe
In den überfluteten Gebieten Süddeutschlands drohen enorme Ernteausfälle. Felder stehen unter Wasser, Tiere mussten evakuiert werden. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht zu beziffern.
Vielen Landwirten hat das Hochwasser die Ernte ruiniert. "Die Wassermassen haben oft große Teile der Ernte für dieses Jahr vernichtet", sagte Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Besonders schlimm sei die Situation in Schwaben und Teilen von Ober- und Niederbayern. "Die Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide, Rüben, Kartoffeln und Mais, aber auch an Sonderkulturen wie Feldgemüse, Erdbeeren oder Himbeeren erreichen ein Ausmaß, das in Zahlen derzeit gar noch nicht bezifferbar ist."
Es gebe Betriebe, bei denen schon seit Tagen die gesamte Nutzfläche unter Wasser stehe. Wenn noch junge Kartoffel- oder Maispflanzen mehrere Tage unter Wasser stünden, sterben und faulen sie ab. "Auch Wiesen und Getreide, das von den Wassermassen plattgewalzt wurde, ist in den allermeisten Fällen nicht mehr zu retten oder verunreinigt", sagte Drexler.
Ställe evakuiert - Schadstoffe auf Feldern?
Zudem mussten in den vergangenen Tagen in den Hochwassergebieten Ställe evakuiert werden. Meist hätten sich die Landwirte untereinander abgestimmt und Ausweichställe nutzen können, teilte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in München mit. Schäden an Ackerflächen hingen davon ab, ob auch Schadstoffe auf die Felder geschwemmt worden seien, ergänzte er.
Der Sprecher machte aber auch Hoffnung. Geschädigte Maisflächen könnten möglicherweise neu angesät werden. "Für die weitere Pflege der Bestände ist die baldige Befahrbarkeit der Flächen entscheidend, die vom Verlauf der weiteren Niederschläge abhängt. Die ertraglichen Einbußen sind frühestens nach dem vollständigen Rückgang des Wassers abschätzbar."
Mindestens 100 Millionen Euro Hilfsmittel
Die Staatsregierung will für die von der Flutkatastrophe Betroffenen mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. In einem Brief an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) betonte BBV-Generalsekretär Carl von Butler, dass in Einzelfällen Betriebe erheblich, "vereinzelt bis an die Existenzgefährdung", betroffen sein dürften.
Hilfe wird häufig nicht ausreichen
Der Verband sei dankbar für die in Aussicht gestellten Hilfen, für viele Betriebe würden sie jedoch nicht annähernd ausreichen, ergänzte Drexler. Es sei wünschenswert, dass in besonders heftig betroffenen Einzelfällen auch über die vorgesehene Grenze hinaus geholfen werden könne.
Versicherungsschutz für Ernten ist ein komplexes Thema. In Bayern gibt es ein Förderprogramm für eine Mehrgefahrenversicherung (MGV) bei landwirtschaftlichen Kulturen. Die Versicherung hilft nach Ministeriumsangaben etwa bei den Folgen von Starkregen. Überschwemmungen, die nicht durch direkten Regen auf die Flächen verursacht wurden, sondern etwa durch Bachüberschwemmungen, sind dagegen nicht enthalten.
Überschwemmung landwirtschaftlicher Flächen nicht versicherbar
Die Überschwemmung von landwirtschaftlich genutzten Flächen sei nach Auskunft der Versicherungswirtschaft nicht versicherbar und könne deshalb auch zukünftig nicht in die Förderung der MGV aufgenommen werden, teilte das Ministerium weiter mit. Zugleich bedankten sich sowohl Verband als auch Ministerium bei den Landwirtinnen und Landwirten, die bei der Bekämpfung des Hochwassers geholfen haben. Vielerorts seien Landwirte mit ihren Geräten und Maschinen im Einsatz.
Nach den Unwettern der vergangenen Woche kann es im Süden Bayerns am Freitagabend vereinzelt erneut zu Gewittern und Starkregen kommen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet in kurzer Zeit bis zu 20 Liter Regen pro Quadratmeter. Daneben könne es auch Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 90 Kilometern pro Stunde geben. Auch am Samstag könne es im Süden und in der Mitte des Freistaates vereinzelt zu starken Regenfällen kommen, teilte der Wetterdienst mit.
DWD warnt erneut vor erheblichen Gefahren
Nach Aussagen eines DWD-Meteorologen vom Donnerstag werden bei den erneuten Regenfällen nicht die Mengen der vergangenen Woche erreicht. Dennoch könne es wegen der bereits angeschwollenen Gewässer und der durchfeuchteten Böden erneut zu erheblichen Gefahren kommen, auch für Leib und Leben. Die Hochwasserlage zwischen Kelheim und Passau war zuletzt noch angespannt, besonders in Regensburg. Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise haben ebenfalls noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Drei Menschen werden laut Innenministerium noch vermisst.