In NRW und Baden-Württemberg Erneut Warnstreiks an vier Flughäfen
Die Gewerkschaft ver.di erhöht den Druck im Tarifstreit. Am Freitag werden erneut vier Flughäfen bestreikt - dieses Mal sind Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Karlsruhe betroffen. Flughafenverbände fordern ein Konzept für einen Notbetrieb.
Ver.di setzt seine Warnstreiks an deutschen Flughäfen fort. Für Freitag hat die Gewerkschaft zu ganztägigen Ausständen an vier Flughäfen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg aufgerufen. Betroffen sind die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden. Das teilten die jeweiligen ver.di-Landesbezirke mit. Der Aufruf richtet sich an die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle sowie in der Personal- und Warenkontrolle tätig sind.
Die Streiks sollen demnach am Freitagmorgen beginnen und in der Nacht zum Samstag enden. Wegen Schichtdiensten beginnt die Arbeitsniederlegung am Flughafen Köln/Bonn bereits in der Nacht zum Freitag. Ein Ende ist dort in Teilbereichen erst am Samstagmorgen vorgesehen. Fluggäste müssen mit Verspätungen, langen Wartezeiten sowie Ausfällen rechnen.
Am Montag hatte die Gewerkschaft bereits den Betrieb an den norddeutschen Flughäfen Berlin, Hannover, Hamburg und Bremen weitgehend lahmgelegt. Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) hatte den Arbeitskampf als schädlich für den Fortgang der Verhandlungen bezeichnet.
Ver.di fordert bessere Arbeitsbedingungen
Hintergrund der Streiks sind die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen sowie örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.
"Die Beschäftigten machen mit den Streiks gemeinsam Druck auf die Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen weder im Öffentlichen Dienst noch im Luftsicherheitsbereich ein akzeptables Angebot unterbreitet wurde", erklärte Andrea Becker, Landesfachbereichsleiterin von ver.di in Nordrhein-Westfalen. Die Arbeitgeber müssten die gute Leistung der Beschäftigten honorieren und sie von dem großen finanziellen Druck entlasten.
Hanna Binder, stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di in Baden-Württemberg, betonte: "Ohne bessere Arbeitsbedingungen finden wir nicht mehr genügend Menschen, die bereit sind, diese Berufe am Boden zu ergreifen." Für einen sicheren und zuverlässigen Luftverkehr in Deutschland seien diese Berufe aber dringend nötig.
Forderungen nach Vereinbarungen für Minimalbetrieb
Ver.di hat Flughäfen im laufenden Tarifkonflikt schon mehrfach bestreikt. Angesichts des dadurch nahezu stillstehenden Flugbetriebs fordern Luftverkehrsmanager Notdienstvereinbarungen für Flughäfen, damit ähnlich wie in Krankenhäusern ein Minimalbetrieb aufrecht erhalten bleibt. Es sei fraglich, ob kritische Infrastruktur wie Flughäfen einen ganzen Tag lahmgelegt werden könnten, sagte der Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, Stefan Schulte. "Diese Diskussion muss geführt werden." Er ist zugleich Präsident des Flughafenverbandes ADV.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr mahnte kürzlich, die Streiks begännen "ein echter Standortnachteil zu werden für die deutschen Drehkreuze". Wie in anderen Ländern üblich wären Vereinbarungen zu Notdiensten und Ankündigungsfristen für Arbeitsniederlegungen sinnvoll. "Wir brauchten das in Deutschland bisher nicht, aber wir brauchen es jetzt vielleicht."
Mehr Geld für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst
Im Öffentlichen Dienst protestieren die Gewerkschaften mit den Warnstreiks gegen ein von Bund und Kommunen Ende Februar vorgelegtes Angebot. Die Arbeitgeber boten zuletzt eine lineare Erhöhung der Löhne um drei in diesem und um weitere zwei Prozent im kommenden Jahr sowie steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro verteilt über zwei Jahre an.
Ver.di und der Deutsche Beamtenbund fordern hingegen 10,5 Prozent monatlich mehr Gehalt, mindestens aber ein Plus von 500 Euro. Die dritte Tarifrunde findet vom 27. bis zum 29. März in Potsdam statt.
Am Mittwoch wurden in dem Tarifstreit Warnstreiks im Gesundheitswesen fortgesetzt. Beschäftigte in zahlreichen Krankenhäusern, Psychiatrien, Pflegeeinrichtungen und bei Rettungsdiensten waren dazu aufgerufen, zeitweilig die Arbeit niederzulegen. Die Streiks in den Einrichtungen hatten laut ver.di mit rund 13.000 Beschäftigten begonnen.
Weitere Streiks in Aussicht
Für Reisende könnte es in den kommenden Wochen auch bei anderen Verkehrsmitteln zu Einschränkungen kommen. So zeichnen sich bereits potenzielle Tarifkonflikte in weiteren Bereichen des Verkehrssektors ab.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) befindet sich derzeit in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen über neue Tarifverträge. Ein erstes Angebot der Deutschen Bahn lehnte die EVG als "inakzeptabel" ab. Warnstreiks werden damit immer wahrscheinlicher.