Ver.di legt Flughäfen lahm Terminals wie leer gefegt
Nur zwölf statt 1005 Flüge in Frankfurt, null statt 253 in Hamburg: Die Auswirkungen der ver.di-Warnstreiks sind massiv. Doch fast alle Fluggäste waren rechtzeitig informiert worden, weshalb die Terminals "wie leer gefegt" waren.
Bereits Stunden vor Ende der Warnstreiks an sieben deutschen Flughäfen ist klar: Die Auswirkungen sind massiv. Illustrieren lässt sich das gut an den Zahlen des größten deutschen Flughafens. In Frankfurt am Main waren für den heutigen Tag ursprünglich 1005 Starts und Landungen geplant. Tatsächlich im Plan stünden zwölf Flugbewegungen, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport.
Es handele sich ausschließlich um Hilfs- und Notfallflüge, die über eine Sondervereinbarung mit der Gewerkschaft ver.di abgefertigt wurden. Darunter waren auch zwei Hilfsflüge der Lufthansa Cargo ins türkische Erdbebengebiet.
Chaos gab es am Frankfurter Flughafen allerdings nicht. Wegen der frühzeitigen Warnungen waren nur ganz wenige Passagiere zum Flughafen gekommen. Ähnlich auch das Bild auch an den anderen sechs bestreikten Flughäfen München, Bremen, Dortmund, Hamburg, Hannover und Stuttgart. Auch dort kam der Flugbetrieb faktisch zum Erliegen.
"Es finden definitiv keine Starts und Landungen statt", sagte etwa eine Sprecherin des Hamburg Flughafens, wo es eigentlich im Tagesverlauf 253 Starts und Landungen geben sollte. Die Terminals seien "wie leer gefegt".
Ausnahme für Flüge in die Türkei
In Hannover starteten nur einige wenige Flüge in die Türkei. Auch hier hatte es nach Angaben des Flughafenbetreibers eine Sondervereinbarung mit ver.di gegeben. Auf diesen Flügen waren demnach "sowohl Hilfsgüter für das Krisengebiet in der Türkei sowie Passagiere, die in die Krisengebiete zur Unterstützung und Hilfeleistung fliegen und an Beerdigungen teilnehmen möchten".
In München machte der Flughafen für die Gäste der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) eine Ausnahme vom eingestellten Flugbetrieb. "Alle Privatflüge, die für die MSC angemeldet sind, werden angenommen und abgefertigt", sagte ein Flughafensprecher. Die Münchner Sicherheitskonferenz gilt als eines der wichtigsten Politiker- und Expertentreffen zur Sicherheitspolitik weltweit. Insgesamt werden 40 Staats- und Regierungschefs und fast 100 Ministerinnen und Minister erwartet.
Die Airlines hatten ihren Kunden geraten, möglichst auf die Bahn auszuweichen. Die Bahn gab auf ihrer Internetseite für viele Verbindungen - etwa zwischen München und Hamburg oder Frankfurt am Main und Berlin - eine "außergewöhnlich hohe Auslastung" an.
Ver.di warnt vor Chaos in den Sommerferien
Auch an nicht bestreikten Flughäfen wie etwa Berlin kam es in Folge der Warnstreiks teilweise zu Einschränkungen - weil es von dort viele Verbindungen zu den großen Drehkreuzen Frankfurt und München gibt. Ver.di sprach am Vormittag von einem sehr erfolgreichen Anlauf des Warnstreiks. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind knapp 300.000 Passagiere von den Flugausfällen betroffen.
Enden soll der Warnstreik um Mitternacht. Bis auf Hannover besteht aber an allen betroffenen Flughäfen ein Nachtflugverbot. In Hannover soll der reguläre Betrieb sofort nach Ende des Warnstreiks wieder starten, in Frankfurt am Samstag um 5 Uhr, an den anderen vier Airports ab 6 Uhr. Die Flughäfen rechnen mit starkem Andrang, weil Fluglinien teilweise Fluggäste umbuchten. In Frankfurt und München wollten Unternehmen nach Angaben von Airportsprecher unter anderem größere Flugzeuge einsetzen, teils auch zusätzliche Flüge anbieten. Der Münchner Flughafen riet Reisenden, einen hinreichenden "Zeitpuffer" einzuplanen.
Laut ver.di geht es im laufenden Tarifstreit nach eigenen Angaben nicht nur um Geld, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen. Wenn sich die Bedingungen nicht verbesserten, sei ein Abfertigungschaos wie im vergangenen Jahr kaum zu vermeiden, warnt ver.di-Vize Christine Behle. "Wir haben einen katastrophalen Arbeitskräftemangel." Der Personalmangel hatte 2022 zu Warteschlangen, Verspätungen und Tausenden Flugausfällen geführt. Die Lufthansa kündigte mit Blick auf immer noch fehlendes Personal bereits an, ihr Flugangebot für den Sommer 2023 auszudünnen.
"Wir hatten eine solche Eskalation noch nicht"
Airlines und Flughäfen kritisierten den Arbeitskampf als überzogen. "Wenn wir heute Morgen in die Terminals der Flughäfen schauen, dann erinnert uns das eher an die schlimmsten Tage von Corona und weniger an einen Warnstreik", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel im Bayerischen Rundfunk. "Wir hatten eine solche Eskalation durch Streikmaßnahmen wirklich noch nicht."
In den Ausstand traten etwa Beschäftigte von Bodenverkehrsdiensten, Sicherheitskontrollen, Passagierabfertigungen, Instandsetzung oder auch der Flughafenfeuerwehr.
Ver.di will mit dem ganztägigen Warnstreik vor allem Druck in den laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen aufbauen. Zugleich streiken allerdings auch Mitarbeiter der Luftsicherheit und von Bodenverkehrsdiensten, die nicht zum öffentlichen Dienst gehören. Hier laufen parallel bundesweite sowie teilweise örtliche Tarifverhandlungen.