Außerordentliche Hauptversammlung Uniper hofft auf Zustimmung zum Rettungsplan
Weil Russland die vereinbarten Gaslieferungen stoppte, geriet Uniper in finanzielle Schieflage. Nun will der Bund einspringen. Eine außerordentliche Hauptversammlung stimmt heute über den Rettungsplan ab.
Für Uniper waren die vergangenen Tage vergleichsweise harmonisch: Am Freitag verkündete die EU-Kommission in Brüssel, dass sie zumindest keine fusionsrechtlichen Einwände gegen den geplanten Staatseinstieg habe. Und am Samstag weihte Bundeskanzler Olaf Scholz das von Uniper betriebene Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven ein - in Rekordzeit von zehn Monaten erbaut, um Deutschland unabhängiger von Gasimporten aus Russland zu machen.
Uniper-Chef appelliert an Aktionäre
"Das ist eine gute Gelegenheit, eine Chance für uns, ein bisschen was zurückzugeben an den Steuerzahler", so Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach. Mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas, rund sechs Prozent des jährlichen Bedarfs Deutschlands, sollen über das Spezialschiff "Esperanza" eingespeist werden - Esperanza ist das spanische Wort für Hoffnung.
Ähnlich harmonisch und hoffnungsvoll soll es auch bei der außerordentlichen Hauptversammlung am Montag werden: Maubach bittet in der bereits am Wochenende vorab veröffentlichten Rede die Aktionäre, den mit der Bundesregierung vereinbarten Stabilisierungsmaßnahmen zuzustimmen. Sie seien für die Zukunft des Unternehmens unerlässlich. Denn die "außerordentlichen finanziellen Belastungen" haben dazu geführt, dass Uniper mehr als die Hälfte seines Grundkapitals verloren hat.
Russland bricht Vertrag nach mehr als 50 Jahren
Die Gründe, die Maubach in seiner Rede skizziert, sind bekannt: Uniper und seine Vorgängerunternehmen waren mehr als 50 Jahre lang ein wesentlicher Abnehmer von Gaslieferungen aus Russland, zuletzt in Form von langfristigen Lieferverträgen mit dem russischen Gasunternehmen Gazprom.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar hatte Gazprom zunächst noch seine Lieferverpflichtungen erfüllt. Gas aus Russland sei noch bis zu diesem Sommer stets zuverlässig und zu einem vertraglich festgelegten Preismechanismus geliefert worden.
Doch dann sei klar geworden, so Maubach: "Russland führt gleichzeitig einen Energiekrieg gegen Europa. Dieser hat den gesamten europäischen Energiemarkt in eine schwere Krise gestürzt (...) Energie wurde und wird von Seiten Russland als Druckmittel missbraucht." Ende August 2022 stellte Gazprom die Gaslieferungen an Uniper vollständig ein und hat sie bis heute nicht wieder aufgenommen - ein eindeutiger Vertragsbruch.
Tägliche Mehrkosten im hohen Millionenbereich
Doch gleichzeitig ist Uniper durch langfristige Verträge verpflichtet, seine Kunden - rund 500 Stadtwerke und 500 Industrieunternehmen - zu den niedrigeren Preisen zu beliefern, die vor dem Krieg ausgehandelt worden waren.
Rund ein Drittel der deutschen Gasversorgung läuft über Uniper. Nun muss das Unternehmen dieses Gas anderweitig kaufen - zu viel höheren Preisen. Maubach nennt "tägliche Mehrkosten aus der Gasersatzbeschaffung im zweistelligen Millionenbereich bis in der Spitze von mehr als 200 Millionen Euro". Deswegen drohe der finanzielle Kollaps, der durch den Einstieg des Bundes verhindert werden soll.
Rettungsaktion für rund 51 Milliarden Euro
Etwa 99 Prozent der Uniper-Anteile sollen an den Bund gehen. Am Ende des Tages wird diese Rettungsaktion den Staat rund 51 Milliarden Euro kosten - Kredite von der Förderbank KfW, frisches Kapital für die Ausgabe neuer Aktien und Zahlungen an den bisherigen Mehrheitsaktionär, den finnischen Energiekonzern Fortum, sind in dieser gigantischen Summe enthalten.
Mit dem Eigentümerwechsel ist auch ein Stühlerücken in der Führungsetage verbunden: Die Fortum-Vertreter im Aufsichtsrat werden ihre Mandate niederlegen, ersetzt werden sie unter anderem durch Kandidaten des Bundes.