Ein Arbeiter kontrolliert einen Zug mit Containern, der auf Gleisen a in einem Rangierbahnhof steht.
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Preise für Bahntrassen Transport in Güterzügen verteuert sich stark

Stand: 31.05.2024 08:41 Uhr

Mehr Güterverkehr auf die Schiene - das ist das Ziel der Bundesregierung. Doch mit der Erhöhung der Trassenpreise wird laut Experten das Gegenteil passieren. Dann dürfte noch mehr per Lkw transportiert werden.

Von Steffen Clement, HR, Michael Houben, HR

Vor dem Start am Containerterminal Duisburg-Ruhrort kontrolliert Volker Mauska die Bremsen an seinem 600 Meter langen Zug. Dann beginnt die rund 800 Kilometer lange Fahrt für einige Lkw-Auflieger und mehr als zwei Dutzend Container ins österreichische Linz. Diese Güter müssen so nicht über die Autobahn rollen. 35 Lkw-Fahrten werden durch den Zug ersetzt, der einer Tochter der österreichischen Bundesbahn gehört, der Rail Cargo.

In Zukunft hat es der Güterverkehr auf der Schiene schwerer im Wettbewerb mit dem Transport über die Autobahnen. Denn ab Dezember steigen die Trassenpreise an, die für jeden Zug zu bezahlen sind. Eigentlich wollte die Deutsche Bahn die Preise für alle Züge - ob Nahverkehr, Fernverkehr oder eben Güterverkehr - um rund sechs Prozent erhöhen.

Weil die Politik aber den Nahverkehr nicht weiter belasten wollte, erfolgt die Anhebung in unterschiedlichem Ausmaß. Der Preisaufschlag fällt für den Nahverkehr mit 0,6 Prozent sehr moderat aus; als Ausgleich steigt der Preis für Fernverkehrszüge um 17,7 Prozent und für Güterzüge um 16,4 Prozent. Es ist damit die größte Preiserhöhung seit Gründung der DB AG im Jahr 1994.

"Toxischer Mix" für den Güterverkehr

Vor einem "toxischen Mix" warnt Clemens Först, der Vorstandssprecher der Rail Cargo Group. Zur maroden Infrastruktur und den vielen Baustellen komme jetzt auch noch eine massive Kostensteigerung hinzu. "Das bedeutet eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße", so Först.

Schon vor dieser Preiserhöhung sind die Kosten gestiegen, weil die Trassenpreisförderung Ende vergangenen Jahres von 350 Millionen auf 180 Millionen Euro gekürzt wurde. Zusammen mit der geplanten Erhöhung der Trassenpreise verdoppeln sich so fast die Kosten.

Für Peter Westenberger vom Netzwerk Bahn e.V. sind da die Folgen absehbar: "Die Lkw werden in Zukunft mehr Verkehrslast übernehmen." Dabei verfehlt der Verkehrssektor schon jetzt die Klimaziele. Der Transport mit dem Zug ist viel klimafreundlicher als der Lkw: Statt 111 Gramm pro Tonne und Kilometer beim Lkw werden nur 17 Gramm beim Güterzug freigesetzt.

Bahn sieht "schmerzliche" Kürzungen

Das Bundesverkehrsministerium bezeichnet die Kürzungen bei der Bahn auf plusminus-Anfrage als "schmerzlich" und benennt als Ursache die "Einsparerfordernissen des Maßnahmenpakets zum Haushalt 2024 infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts von November 2023."

Zugleich verweist das Ministerium auf die so genannte "Betriebskostenförderung im Einzelwagenverkehr". In der vergangenen Woche hat die EU zugestimmt, dass 1,7 Milliarden Euro innerhalb von fünf Jahren ausgegeben werden können, um mehr Einzelwaggons zu oft noch stillgelegten Gleisanschlüssen zu bringen. Doch diese Art des Transports macht nur etwa 15 Prozent des gesamten Transports auf der Schiene aus.   

Der Güterzug aus Duisburg ist inzwischen in Österreich angekommen. Dort fördert der Staat massiv den Transport auf der Schiene. Den Einsatz der Steuergelder erklärt das zuständige Ministerium in Wien auf Anfrage so: "Damit schützen wir nicht nur das Klima, wir entlasten auch die Straßen und sorgen für weniger Unfälle und Staus." In Deutschland wird es in Zukunft schwieriger, solche Ziele bei den steigenden Kosten zu erreichen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste am 22. Mai 2024 um 21:45 Uhr in der Sendung "Plusminus".