Auch GM knickt ein US-Autoriesen zahlen bis zu 33 Prozent mehr Lohn
Der historische Streik der US-Autogewerkschaft UAW gegen die drei Autoriesen in Detroit ist beendet: Nach Ford und Stellantis hat nun auch General Motors deutlichen Lohnerhöhungen zugestimmt.
Der historische zeitgleiche Streik gegen die "Detroit Three" - die drei großen US-Autobauer Ford, Stellantis und Generals Motors - ist vorbei. Nach 40 Tagen Streik hat mit GM der letzte der drei Autoriesen einem Deal mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) zugestimmt.
GM stimmt Rekordzahlungen für Mitarbeiter zu
Diese vorläufige Einigung ähnelt dem Paket, das die UAW zuvor schon bei den anderen beiden Autokonzernen ausgehandelt hatte. Es sieht Rekordzahlungen für die Mitarbeiter vor: Erfahrene Arbeiter in der höchsten Gruppe bekommen 33 Prozent mehr Gehalt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Insidern erfuhr, steigen damit die Personalkosten für GM um sieben Milliarden Dollar über einen Zeitraum von 4,5 Jahren.
Der Gewerkschaft zufolge sollen die Arbeiter ihren Streik beenden, noch während der neue Vertrag ratifiziert wird. "Wir freuen uns darauf, dass alle Mitarbeiter in allen unseren Betrieben wieder an die Arbeit gehen", erklärte GM-Chefin Mary Barra.
Ursprünglich 40 Prozent mehr Lohn gefordert
Die an den Tagen zuvor erzielten Vereinbarungen mit Ford und Stellantis hatten den Druck auf den dritten Autoriesen GM erhöht. Stellantis hatte einer Lohnerhöhung um 25 Prozent über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren zugestimmt, bei Ford belaufen sich die Tariferhöhungen über die gesamte Vertragslaufzeit auf 33 Prozent.
Die ursprüngliche Forderung der UAW hatte bei 40 Prozent gelegen. Die Begründung: In dieser Größenordnung seien auch die Einkommen des Top-Managements der großen Autokonzerne gewachsen. Die drei Autobauer waren vor Beginn des Streiks zu Zuwächsen von bis zu 20 Prozent über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren bereit - und betonten zunächst, dass ein höheres Angebot wirtschaftlich nicht möglich sei.
Die Gewerkschaft bestreikte daraufhin sechs Wochen lang bis zu neun Betriebe von GM, Stellantis und Ford gleichzeitig. Dabei wussten die Unternehmen nie, welche ihrer Fabriken als nächste betroffen sein könnte.
Biden und Bevölkerung auf Seiten der Gewerkschaft
Präsident Joe Biden begrüßte den Ausgang. "Diese Rekordvereinbarungen sind eine Belohnung für die Beschäftigten in der Automobilindustrie, die während der Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt viel aufgegeben haben, um die Branche am Leben zu erhalten."
Auch in der US-Bevölkerung gab es einer Reuters-Umfrage zufolge große Unterstützung für den Streik der UAW. "Die gewerkschaftlichen Bemühungen sind die aggressivsten, die es je gab", sagte Marcos Feldman, Forscher einer arbeitnehmernahen Stiftung. Jetzt komme es darauf an, sie zu festigen und zu institutionalisieren.
Vorteile für gewerkschaftsfreie Autokonzerne wie Tesla und VW?
Für die UAW ist der Deal mit den drei großen Autokonzernen nach Einschätzung von Experten ein wichtiger Erfolg. Zuvor hatte sie nach der Finanzkrise 2008 große Zugeständnisse gemacht, die Löhne hatten über lange Zeit stagniert. Die Unternehmen selbst befürchten, durch steigende Arbeitskosten im Konkurrenzkampf mit Tesla oder Toyota, die keine Tarife mit der UAW aushandeln, benachteiligt zu werden.
Gewerkschaftsfrei sind auch die Werke der deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW. Diese sind in südlichen US-Bundesstaaten angesiedelt, dort haben Gewerkschaften traditionell einen schweren Stand. Bislang sind Anläufe der UAW, bei Abstimmungen zur Aufnahme von Tarifgesprächen bei VW und Mercedes die Mehrheit der Mitarbeitenden zu gewinnen, stets gescheitert.
Die UAW ließ aber bereits anklingen, dass sie sich damit nicht abfinden wolle. Bei der nächsten großen Tarifrunde 2028 werde man nicht nur mit den "Großen Drei", sondern den "Großen Fünf" oder "Großen Sechs" verhandeln.