Pleitewelle Weiteres Immobilien-Unternehmen stellt Insolvenzantrag
Die Krise am deutschen Immobilienmarkt hat den bundesweiten Projektentwickler Gerch erfasst. Mehrere Konkurrenten sind angesichts gestiegener Baupreisen und Zinsen bereits in die Pleite gerutscht.
Der Immobilienentwickler Gerch steckt in der Krise. Vier Dachgesellschaften des bundesweit tätigen Unternehmens mit Sitz in Düsseldorf hätten wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt, teilte das Unternehmen mit.
Sanierungsexperten unterstützen den Vorstand
Betroffen seien die Dachgesellschaften Gerchgroup, Gerch Development, Marathon Beteiligungsgesellschaft und Gerch Beteiligungen, nicht jedoch die einzelnen Immobilien-Projektgesellschaften von Gerch. Das Gericht habe dem Antrag entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.
Bei der 2016 gegründeten Firma bleibe Vorstandschef Mathias Düsterdick im Amt, zwei Sanierungsexperten der Kanzlei Görg unterstützten den Vorstand, erklärte Gerch. Vorläufiger Sachwalter wurde Rechtsanwalt Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte.
Projekte im Umfang von 4 Milliarden Euro
Gerch ist auf Büroimmobilien und Quartiersentwicklung spezialisiert. Das Unternehmen teilte mit, das Management setze nun auf eine Sanierung. Ziel sei die Fortführung aller Projekte. Die aktuellen Projekte haben nach Angaben der Firma ein Volumen von rund vier Milliarden Euro.
"Unser primäres Ziel ist es, trotz der derzeitigen Krise in der Baubranche alle Immobilienprojekte umzusetzen und am Markt zu platzieren", erklärte Vorstandschef Mathias Düsterdick. Dazu sei ein umfassendes Sanierungs- und Restrukturierungsprogramm geplant. Derzeit entwickelt das Unternehmen nach eigenen Angaben neun Projekte mit einer Bruttogrundfläche von rund 790 000 Quadratmetern und einem Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro.
Zu den aktuellen Projekten zählen unter anderem die Umnutzung eines ehemaligen Bahnareals in Augsburg, ein Wohn- und Behördenzentrum in Nürnberg, das Laurenz Carré, ein Gebäudeareal in der Kölner Innenstadt sowie ein Projekt auf dem Areal am Alten Polizeipräsidium in der Frankfurter Innenstadt.
Neugeschäft im Bau ist eingebrochen
Zu den Gründen des Insolvenzantrags hieß es, Gerch sei durch externe Faktoren in die Krise geraten. Aufgrund des Ukraine-Kriegs, der hohen Inflation und des weitgehend zusammengebrochenen Transaktionsmarkts stecke die gesamte Bau- und Projektentwicklerbranche in Schwierigkeiten, so das Unternehmen. "Darüber hinaus stellen die drastisch angestiegenen Zinsen und die Zurückhaltung auf dem Finanzierungsmarkt die Projektentwickler vor Probleme."
Die gesamte Immobilien- und Baubranche in Deutschland kämpft derzeit mit den Folgen hoher Zinsen, steigender Baukosten und der Unsicherheit angesichts sinkender Immobilienpreise. Zuvor hatten unter anderem Gesellschaften wie Euroboden in München, die Nürnberger Project Immobilien und die Düsseldorfer Immobilienunternehmen Centrum und Development Partner Insolvenz angemeldet.
Gerch-Vorstandschef Düsterdick hatte erst im vergangenen Monat der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, er erwarte Schwierigkeiten für seine Branche. Es sei in den kommenden Monaten mit weiteren Insolvenzen zu rechnen.
Wie tief die Baubranche offensichtlich in der Krise steckt, zeigen auch aktuelle Daten des ifo-Instituts. Im Juli klagten 40,3 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel. "Es braut sich ein Sturm zusammen", so Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. "Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab."