Tedi, Woolworth & Co. Wie viel Discount verträgt Deutschland?
Tedi, KiK, NKD, Woolworth und neuerdings Pepco - Billig-Ketten erleben in Zeiten steigender Preise einen regelrechten Boom. Branchenexperten zufolge könnte der Trend anhalten.
Discounter nutzen die Sparsamkeit vieler Verbraucher - und das längst nicht mehr nur bei Lebensmitteln. In immer mehr Branchen - vom Modehandel bis zu Haushaltswaren - treiben die Billiganbieter die etablierte Konkurrenz vor sich her und zeigen wirtschaftliche Stärke.
Beispiel Woolworth: Während viele namhafte Modehändler von einer Krise in die nächste taumeln, während bekannte Marken wie Hallhuber oder P&C in die Insolvenz schlittern, erlebt die Discounterkette Woolworth mit Deutschland-Sitz in Unna einen regelrechten Boom. Aktuell plant Woolworth das Filialnetz von 640 auf mehr als 1.000 Geschäfte deutschlandweit zu vergrößern.
Rekordumsätze und Expansion
Eine Million Besucher täglich sorgen beim Discounter für gute Umsätze: von 2010 bis 2023 konnte Woolworth diese von 200 Millionen Euro auf rund eine Milliarde Euro steigern. Und ähnlich erfolgreich läuft es auch bei anderen Discountern im Non-Food-Bereich. Action etwa steigerte 2023 seinen Umsatz um 27,8 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. KiK legte um 14 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu.
Insgesamt liegen die Marktanteile der Discounter in Deutschland noch bei etwa 15 Prozent des Einzelhandels ohne Lebensmittel-Geschäft ("Non-Food"). Da sei sogar noch jede Menge Luft nach oben, sagt der Branchenkenner Thomas Harms. Denn international gebe es Marktanteile von bis zu 45 Prozent.
Newcomer Pepco
Und so wundert es nicht, dass immer wieder neue Player auf den Markt strömen und auch noch etwas vom Kuchen abhaben wollen. Aktuelles Beispiel: Pepco. In seinem Heimatland Polen eröffnete die Kette die erste Filiale bereits 2004. Mittlerweile ist der Discounter mit mehr als 3.300 Filialen in 18 europäischen Ländern vertreten. Jetzt auch in Deutschland.
2.000 Filialen sind in den kommenden vier Jahren hierzulande geplant. Damit will Pepco den deutschen Markt aufmischen. Zum Vergleich: KiK betreibt aktuell etwas mehr als 2.700 Läden, Tedi rund 1.900 Filialen.
Der Erfolg liegt im Sortiment
Noch gebe es keinen Verdrängungswettbewerb, sagt Harms. Wichtig sei ein durchdachtes Sortiment, um sich von den jeweils anderen Discountern abzugrenzen. Da das Sortiment von Pepco sowohl Kleidung als auch Möbel, Deko und weitere Haushaltswaren umfasst, gibt es in Deutschland viel Konkurrenz für den Newcomer. Bei Kleidung sind es KiK und NKD, die vor allem in ländlichen Regionen anzutreffen sind. Auf Deko, Haushaltswaren, Drogerie-Produkte, Heimwerkartikel oder Schreibwaren haben sich Tedi und Action spezialisiert.
Oft seien das Dinge des täglichen Bedarfs, für die Kunden aber nicht gezielt Einkaufen gehen. "Die Artikel werden so nebenbei mitgenommen", so Handelsexperte Harms. Bei diesen sogenannten Impulskäufen sei der Preis das ausschlaggebende Verkaufsargument. Der sei so günstig, dass online niemals eine Konkurrenz sein könne und die Kunden somit in die Läden kämen.
Online chancenlos?
Und tatsächlich hat - dieser Logik folgend - kaum einer der Discounter einen Online-Shop. So wagte beispielsweise Tedi diesen Schritt 2015, um so das Angebot in den Filialen zu ergänzen. Vier Jahre später war wieder Schluss. "Die Stärke von Tedi liegt klar im stationären Einzelhandel", argumentiert der Discounter heute.
Wechselnde Aktionsware aus den verschiedensten Produktkategorien zu extrem günstigen Preisen: Die Strategie geht auf. Wer die Discounter betritt, verlässt sie häufig mit mehr Produkten als ursprünglich geplant. Es waren schließlich Schnäppchen.