Nach Gewinnrückgang Deutsche Bank will 3.500 Stellen abbauen
Vor allem wegen einer gestiegenen Steuerquote hat die Deutsche Bank 2023 weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr. Obwohl sie mit ihren Zahlen die Erwartungen übertraf, will sie nun Tausende Jobs abbauen.
Trotz besserer Geschäfte hat die Deutsche Bank im vergangenen Jahr unter dem Strich weniger verdient als ein Jahr zuvor. Jetzt plant Deutschlands größtes Geldhaus weitere Einsparungen und will dazu 3.500 Arbeitsplätze abbauen, wie es heute mitteilte. Der auf die Anteilseigner des DAX-Konzerns entfallende Überschuss lag 2023 mit gut 4,2 Milliarden Euro um 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Im Gesamtjahr 2022 hatte eine einmalige Steuergutschrift in Milliardenhöhe im Zusammenhang mit US-Geschäften der Deutschen Bank den höchsten Gewinn seit 15 Jahren beschert: Nach Abzug von Zinszahlungen an Inhaber nachrangiger Anleihen blieben damals unter dem Strich etwas mehr als 5,0 Milliarden Euro.
Höchstes Vorsteuerergebnis seit 16 Jahren
Nun erzielte das Institut unter anderem wegen der gestiegenen Steuerquote weniger Gewinn. Dennoch übertraf die Deutsche Bank mit ihren Zahlen aber die Erwartungen. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Nettogewinn von 3,66 Milliarden Euro gerechnet. Damit schloss die Bank inzwischen das vierte Jahr in Folge mit schwarzen Zahlen ab. Vor Steuern erzielte sie 2023 mit fast 5,7 Milliarden Euro sogar den höchsten Gewinn seit 16 Jahren.
"Wir sind sehr zufrieden mit 2023. Wir haben insgesamt das Ergebnis nochmals gesteigert gegenüber dem Vorjahr", resümierte Konzernchef Christian Sewing in der Sendung "Update Wirtschaft" bei tagesschau24. Es zeige, dass die Bank "auf allen Ebenen gut unterwegs sei". Die Erträge des Konzerns - also die gesamten Einnahmen - stiegen um sechs Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen sie auf rund 32 Milliarden wachsen und damit stärker als bisher geplant.
Wie andere Geldhäuser profitierte die Deutsche Bank 2023 von den weltweit gestiegenen Zinsen. Sewing betonte jedoch in einem Schreiben an die Belegschaft, der Erfolg der Bank stehe "auf einer breiten Basis": "Das Nettozinsergebnis macht weniger als die Hälfte unserer Erträge aus, ein deutlich geringerer Anteil als bei vielen anderen Banken. Und wir stünden am Ende dieses Jahres nicht so gut da, wenn nicht auch die Teams der Investmentbank und der Vermögensverwaltung in einem schwierigen Marktumfeld sehr viel herausgeholt hätten."
Dividende soll angehoben werden
Von der positiven Entwicklung sollen auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende soll von 30 Cent ein Jahr zuvor auf nun 45 Cent je Anteilsschein angehoben werden. Weitere 675 Millionen Euro will sie bis Ende Juni über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgeben. Für das Geschäftsjahr 2025 peilt der Vorstand eine Dividende von einem Euro je Aktie an.
Die Bank sei sehr zuversichtlich, die Ziele für das Jahr 2025 zu erreichen, so Sewing. Sie will 2025 Erträge von etwa 32 Milliarden Euro erreichen. Das Ziel für das durchschnittliche jährliche Wachstum im Zeitraum von 2021 bis 2025 wurde von 3,5 bis 4,5 Prozent auf 5,5 bis 6,5 Prozent erhöht.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Aktie der Deutschen Bank legte kurz nach Handelsbeginn um 2,6 Prozent zu und gehörte damit zu den Spitzenreitern im DAX. Zugleich machte sie ihre Kursverluste in etwa wett, die sie seit dem Jahreswechsel eingefahren hatte.
3.500 Stellen in kundenfernen Bereichen abgebaut werden
Trotz allem will Konzernchef Sewing nach Kostensenkungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr nun weitere 1,6 Milliarden sparen. Sein Fokus liegt auf Infrastruktur, IT und einer Verbesserung von Betriebsabläufen. Weitere Maßnahmen seien "die Straffung des Vertriebsnetzes in Deutschland und die Vereinfachung und Automatisierung von internen Prozessen".
Die Bank rechne damit, "dass sich der weitaus größte Teil dieser Maßnahmen bereits 2025 in den laufenden bereinigten Kosten widerspiegeln wird". Die Kostensenkungen gehen den Angaben zufolge "mit einem Abbau von rund 3.500 Stellen einher". Zum Jahresende 2023 kam das Geldhaus auf 90.130 Vollzeitstellen. Der Stellenabbau soll einem Sprecher zufolge 2025 abgeschlossen werden.
"Zunächst einmal haben wir in den vergangenen Jahren aufgrund der Wachstumsgeschichte der Deutschen Bank Stellen aufgebaut - nicht nur im Kundenbereich, sondern auch in der Infrastruktur und im Kontrollbereich", so Sewing gegenüber tagesschau24. Mittlerweile zahlten sich die Investitionen in die Technologie langsam aus. Daher könnten nun die 3.500 Stellen über das Jahr wieder abgebaut werden.
Sewing stellt Lösung der Postbank-Probleme bis Ende März in Aussicht
Für viel Ärger und zusätzliche Kosten in Millionenhöhe hatten im vergangenen Jahr derweil die Probleme bei der zum Konzern gehörenden Postbank gesorgt. Im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung hatten sich dort Beschwerden von Kunden gehäuft, die zum Beispiel zeitweise nicht mehr auf Konten zugreifen konnten oder über Verzögerungen bei Baufinanzierungen klagten. Die Finanzaufsicht Bafin schickte der Bank einen Sonderaufpasser ins Haus.
"Wir können mit dem Service 2023 nicht zufrieden sein und haben Kunden enttäuscht", sagte Sewing heute im Gespräch bei tagesschau24. Allerdings sei der Rückstau der Anfragen inzwischen stark verringert worden. Zusätzlich seien dafür fast 1.000 Mitarbeiter eingestellt und Prozesse automatisiert worden.
Anders als von Sewing noch im Herbst in Aussicht gestellt, konnten jedoch nicht alle Probleme bis Ende 2023 behoben werden. "Den letzten Teil werden wir insbesondere in den kundenrelevanten Bereichen im ersten Quartal 2024 abbauen", machte der Konzernchef nun aber Hoffnung für eine zügige Lösung bis Ende März.