Deutsche-Bank-Tochter Abarbeiten von Postbank-Problemen zieht sich bis 2024
Eigentlich wollte die Deutsche Bank bis Jahresende Millionen Kundendaten auf einer gemeinsamen Plattform mit der übernommenen Postbank zusammenführen. Jetzt musste sie zugeben: Dieses Ziel ist nicht mehr zu schaffen.
Die IT-Probleme bei der Integration der Postbank-Kunden werden die Deutsche Bank auch noch im kommenden Jahr beschäftigen. Das Ziel, sämliche Daten der beiden Häuser nach der Übernahme der Postbank zusammen zu führen, ist laut Deutscher Bank nicht mehr erreichbar.
Abarbeiten der verbliebenen Rückstände "komplex"
"Wir sind beim Abarbeiten der Rückstände an Kundenanfragen seit Sommer weit vorangekommen - auch dank mehr als 800 zusätzlichen Arbeitskräften für diese Aufgaben", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank der Nachrichtenagentur dpa. Die Abarbeitung der verbleibenden Rückstände sei komplex und nehme in Teilen mehr Zeit in Anspruch. "Einen Teil dieser Fälle werden wir deshalb Anfang 2024 abschließend bearbeiten."
Im Zuge einer IT-Umstellung sollen in mehreren Wellen zwölf Millionen Kundinnen und Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt werden. Die Integration erwies sich jedoch als schwierig und langwierig. Im laufenden Jahr hatten sich Beschwerden von Postbank-Kundinnen und -Kunden gehäuft. Sie zum Beispiel darüber, dass sie zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen konnten, Konten gesperrt oder Lastschriften nicht mehr eingelöst wurden. Der Kundenservice sei schlecht erreichbar oder unfähig gewesen, Probleme zu lösen.
Pfändungsschutzkonten machen Probleme
Auch die Übertragung von Pfändungsschutzkonten, auf denen verschuldete Menschen ein bestimmtes Guthaben vor der Pfändung schützen können, damit sie Geld zum Beispiel für Miete und Strom, Lebensmittel und Medikamente zur Verfügung haben, erwies sich als schwierig.
Die anhaltenden Probleme hatten im September sogar die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Sie stellte "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank" fest und forderte die Bank auf, "die Einschränkungen im Kundenservice schnellstmöglich abzustellen". Ein Sonderbeauftragter der Bafin überwacht seither den Fortschritt.
Ziel des Deutsche-Bank-Chefs nicht zu halten
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing entschuldigte sich wenig später öffentlich und stellte die Behebung der Probleme bei der zum Konzern gehörenden Postbank bis Jahresende in Aussicht, eine Vorgabe, die nun nicht eingehalten werden kann.
Kunden, die von Verzögerungen bei Pfändungsanliegen betroffen waren, können nun über die Website der Postbank online bis zu 1.000 Euro Schadenersatz beantragen. Der Schaden muss durch verzögerte Bearbeitung in Zusammenhang mit einer Pfändung, einer Insolvenz oder bei der Einrichtung oder Abmeldung eines Pfändungsschutzkontos entstanden sein. Kunden müssen durch Belege wie Mahnkosten oder Verzugszinsen nachweisen, dass ihnen Schaden entstanden ist.