Nach Kunden-Beschwerden BaFin rügt Deutsche Bank wegen Postbank-Problemen
Wartezeiten, falsche Überweisungen, Technikprobleme - viele Postbank-Kunden sind genervt. Die BaFin geht den Beschwerden gegen die Konzernmutter Deutsche Bank nun nach. Die Finanzaufsicht hat "erhebliche Beeinträchtigungen" festgestellt.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beobachtet seit dem Jahreswechsel 2022/2023 "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank", wie sie mitteilte. Man habe die Bank aufgefordert, "die Einschränkungen im Kundenservice schnellstmöglich abzustellen" - und drohe Konsequenzen an.
Im Rahmen einer IT-Umstellung wurden seit Ostern 2022 zwölf Millionen Kundinnen und Kunden der Postbank und sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt. Mit der neuen Struktur will Deutschlands größtes Finanzinstitut von 2025 an pro Jahr 300 Millionen Euro einsparen.
Die Kundenbeschwerden reißen nicht ab
Für Ärger bei der Kundschaft sorgte vor allem die zweite Welle der Datenübertragung rund um Silvester 2022/2023, als unter anderem Wertpapierdepots betroffen waren. Anfang Juli hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, das Projekt "Unity" sei erfolgreich abgeschlossen. Doch Berichte über Kundinnen und Kunden, die sich über technische Probleme bei der Postbank beklagten, rissen nicht ab.
Zuletzt kam dann noch Ärger um sogenannte Pfändungsschutzkonten hinzu. Auf solchen Konten können verschuldete Menschen ein bestimmtes Guthaben vor der Pfändung schützen. Dies soll sicherstellen, dass Geld für Daueraufträge wie Miete und Strom sowie für Lebensmittel oder Medikamente verfügbar ist.
Verbraucherzentrale NRW schaltet BaFin ein
Die Verbraucherzentrale NRW hatte deshalb ein "dringendes Einschreiten" der Finanzaufsicht gefordert. Nach Angaben der Verbraucherschützer haben etliche Kunden, die auf Pfändungsschutzkonten angewiesen sind, aufgrund schleppender Prozesse bei der Postbank mit akuten finanziellen Problemen zu kämpfen.
Nun droht die BaFin, sofern sich die Situation nicht verbessert, mit Konsequenzen. So würden die Aufseher weitere Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel eine Sonderprüfung anordnen oder einen Sonderbeauftragten ernennen, der überwacht, ob die von der Aufsicht gemachten Vorgaben zeitnah umgesetzt werden.
Deutsche Bank: Besserung werde noch einige Wochen dauern
Die Deutsche Bank nehme die Rüge der BaFin "sehr ernst", sagte der Leiter der Privatkundenbank Deutschland der Deutschen Bank, Lars Stoy, der Nachrichtenagentur dpa. "Die Verbesserung des Kundenservices bei der Postbank hat für uns oberste Priorität."
Seit einigen Monaten gebe es eine hohe Zahl von Kundenanfragen, so Stoy. Die Bank habe in den vergangenen Wochen die Service-Teams um mehrere Hundert Mitarbeitende aufgestockt und werden diese noch weiter ausbauen. "Trotzdem haben wir in einigen Serviceprozessen Bearbeitungsdauern, die unseren Ansprüchen nicht gerecht werden." Man arbeite daran, die Situation so schnell wie möglich wieder zu verbessern. "Aber es wird noch einige Wochen dauern, bis sich die Lage in den betroffenen Bereichen wieder normalisiert hat."