Zahlreiche Kunden-Beschwerden Deutsche Bank entschuldigt sich für Postbank-Chaos
Nach einer Rüge der Finanzaufsicht wegen der schweren IT-Probleme bei der Postbank räumt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing Versäumnisse ein. Bis Oktober will der Konzern die Probleme in den Griff bekommen.
Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, hat Fehler bei der IT-Umstellung der Tochter Postbank eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. "Wir sind hier unserer Verantwortung nicht gerecht geworden", sagte er heute auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt. Man habe die Kundinnen und Kunden sehr enttäuscht. Daran gebe es nichts zu beschönigen.
"Das ist insgesamt eine Situation, für die wir uns nur entschuldigen können", so Sewing. Das Institut müsse nun umso härter dafür arbeiten, die Probleme schnell vollständig zu beheben und das Vertrauen seiner Kunden zurückzugewinnen.
Kunden konnten auf Konten nicht zugreifen
In den vergangenen Monaten hatten sich Beschwerden von Postbank-Kunden gehäuft - vor allem im Zusammenhang mit der Integration der IT in das System der Deutschen Bank. Bei dieser waren seit Ostern 2022 Daten von zwölf Millionen Kundinnen und Kunden der Postbank sowie sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt worden. Ursprünglich sollte die Einbindung in den Mutterkonzern bereits im Juli abgeschlossen sein.
Zahlreiche Kundinnen und Kunden konnten jedoch zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen und der Kundenservice war kaum erreichbar. Probleme gab es außerdem bei Konten, auf denen verschuldete Menschen Guthaben vor der Pfändung schützen können, sowie der Auszahlung von Baufinanzierungen bei der Tochter DSL.
Die vielen Proteste riefen Verbraucherschützer und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf den Plan. Die Aufsichtsbehörde rügte die Deutsche Bank in außergewöhnlich scharfer Form. Seitdem arbeitet das Geldhaus nach eigenen Angaben mit Hochdruck an der Lösung der Schwierigkeiten. Im Oktober wolle es einen Großteil der Postbank-Probleme behoben haben, hieß es.
Zahlt die Deutsche Bank Entschädigung?
Die Bank hat nach eigenen Angaben 400 bis 500 zusätzliche Kräfte mobilisiert, um den Rückstau an Kundenanfragen abzuarbeiten. "Ich sehe seit vier Wochen eine deutliche Verbesserung der Situation", sagte Sewing. Bei den Pfändungsschutzkonten etwa seien 70 Prozent der aufgelaufenen Anfragen inzwischen erledigt. Die Bank befinde sich nun auf dem richtigen Weg.
Wie teuer die Behebung der Probleme wird, blieb unklar. "Bei diesem Punkt geht es nicht um Kosten", betonte der Deutsche-Bank-Chef. "Wir müssen alles, was wir haben, daran setzen, dass wir die Kunden wieder zufriedenstellen." Auf die Frage, ob es individuelle Entschädigungen für Kunden geben werde, antwortete Sewing: "Wenn es klare Versäumnisse auf unserer Seite gibt, die auch Rechtsversäumnisse sind, dann wird die Bank sich die einzelnen Fälle sehr genau ansehen."
Behörde kann Sonderprüfung anordnen
BaFin-Präsident Mark Branson hatte zuletzt auf eine schnelle Behebung der IT-Probleme gepocht. Es sei eine einmalige Situation, wie viele Beschwerden es zu einem einzigen Institut gebe. Es sei nicht mehr allein ein IT-Problem, sondern es gebe weitere tiefgreifende Störungen im Kundenservice, sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Die BaFin prüft nach eigenen Angaben, ob bei der Aufsicht relevante Mängel bestehen. Möglich wäre, dass die Behörde eine Sonderprüfung anordnet oder einen Sonderbeauftragten ernennt, um den weiteren Fortgang zu überwachen.