Vorwurf des "Greenwashing" Neue Durchsuchung bei Fondsgesellschaft DWS
Die Staatsanwaltschaft hat erneut Räumen der Deutsche-Bank-Tochter DWS durchsucht. Bei der Razzia ging es ein weiteres Mal um den Vorwurf, dass der Fondsanbieter falsche Angaben zu "grünen" Geldanlagen gemacht hat.
Zusammen mit Beamten des Bundeskriminalamtes hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main bereits am 16. Januar abermals die Räumlichkeiten der Fondsgesellschaft DWS in Frankfurt durchsucht. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft gegenüber tagesschau.de
Damit wurde nach Angaben der Behörde ein Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Frankfurt vom 7. Dezember vergangenen Jahres vollstreckt. "Hintergrund der Maßnahme sind Vorwürfe wegen des Verdachts des sogenannten Greenwashing durch die DWS. Die Durchsuchung diente der weiteren Sachaufklärung dieser Vorwürfe", heißt es dazu in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft. "Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen den ehemaligen Verantwortlichen und bislang nicht bekannte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DWS." Die Ermittlungen dauerten an.
DWS will "vollumfänglich kooperieren"
Gestern hatte das "Handelsblatt" bereits über die Aktion berichtet. Die DWS erklärte laut der Zeitung, das Unternehmen habe "auf Aufforderung der Staatsanwaltschaft Frankfurt vor Ort weitere Informationen zur Verfügung gestellt".
Bereits Ende Mai 2022 hatte die DWS Besuch von Ermittlern bekommen. Damals durchsuchten Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, der Finanzaufsicht BaFin und des Bundeskriminalamts nicht nur die Firmenzentralen, sondern auch Räume des Mutterkonzerns Deutsche Bank. Der frühere DWS-Chef Asoka Wöhrmann musste kurz danach das Unternehmen verlassen.
Beim "Greenwashing" geht es um den Vorwurf des Etikettenschwindels bei Angaben zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit von Investments. Nach Angaben von DWS hat die Fondsgesellschaft insgesamt rund drei Millionen Dokumente untersucht und zur Verfügung gestellt, sowohl auf Anfrage als auch proaktiv. "Wir werden auch weiterhin vollumfänglich kooperieren, um die Ermittlungen so schnell wie möglich abschließen zu können", so die DWS gegenüber dem Handelsblatt.
Nachhaltigkeitsbeauftragte brachte Stein ins Rollen
Auslöser für die erste Razzia bei der DWS im Jahr 2022 waren Anschuldigungen aus dem Jahr zuvor. Nach einer Prüfung hatte die Staatsanwaltschaft damals mitgeteilt, es hätten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ergeben, dass entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind". Die Abkürzung ESG steht für "Environment, Social, Governance" ("Umwelt, Soziales, Unternehmensführung").
In einer Vielzahl von Beteiligungen hätten diese Faktoren jedoch "keinerlei Beachtung gefunden". Damit steht der Vorwurf des Prospektbetrugs im Raum. Aussagen der früheren Nachhaltigkeitsbeauftragten der DWS, Desiree Fixler, waren den Untersuchungen vorangegangen. Die DWS hatte die Anschuldigungen zuvor stets zurückgewiesen.
Während in Deutschland die Ermittlungen gegen die DWS noch laufen, ist die US-Börsenaufsicht SEC bereits im vergangenen Jahr einen großen Schritt weiter gegangen: Sie verurteilte die Fondstochter der Deutschen Bank zu einer Millionenstrafe. 25 Millionen Dollar müssen die Frankfurter zahlen - wegen nicht ausreichender Geldwäschekontrollen und Falschangaben zu "grünen" Kapitalanlagen.