Elektroautos aus China Warum ein deutscher Händler auf BYD setzt
Der chinesische Autobauer BYD expandiert nach Deutschland, dafür kooperiert er mit Autohändlern vor Ort. Derzeit sind die Verkaufszahlen eher mau, mittelfristig könnte sich das aber ändern.
So richtig bekannt scheint der chinesische Autoriese BYD in Deutschland noch nicht zu sein. "Die erste Frage ist meistens, wie man denn die Marke ausspricht", sagt Andreas Knipp, der für BYD zuständige Geschäftsführer bei der Autohaus-Gruppe Senger.
Der Name werde englisch ausgesprochen, erklären er und seine Mitarbeiter dann den Kunden, die sich im Senger-Store in der Kölner Innenstadt chinesische Elektroautos anschauen wollen.
BYD drängt auf deutschen Markt
Seit vielen Jahrzehnten verkauft die Senger-Gruppe, die in den 1950er-Jahren gegründet wurde, Autos der deutschen Hersteller Volkswagen und Mercedes. Ende 2022 ist BYD dazugekommen. Sein Unternehmen habe stärker auf E-Mobilität setzen wollen, so Geschäftsführer Knipp; der chinesische Autobauer kam da gerade recht.
"Die Batteriekompetenz von BYD hat für uns den Ausschlag gegeben", sagt Knipp. Auch in Dortmund und Bielefeld betreibt Senger inzwischen BYD-Autohäuser, weitere Eröffnungen sind geplant.
Die Zusammenarbeit mit Autohändlern in Deutschland ist Teil der neuen Expansionsstrategie von BYD. Mit großem Druck drängt der chinesische Autobauer auf den europäischen Markt. Ein eigener Frachter bringt Fahrzeuge aus China nach Bremerhaven, bei der EM in Deutschland ist BYD offizieller Werbepartner.
In China, wo Volkswagen seit den 1980er-Jahren Marktführer war, hat BYD den deutschen Autobauer im vergangenen Jahr vom Thron verdrängt. Könnte das auch in Deutschland passieren?
Februar: 94 Pkw von BYD neu zugelassen
Die bisherigen Verkaufszahlen dürften die deutschen Autobauer eher beruhigen. Im Februar wurden laut Kraftfahrtbundesamt bundesweit ganze 94 Pkw von BYD neu zugelassen. Gerundet entspricht das einem Marktanteil von 0,0 Prozent. Zum Vergleich: Bei VW waren es im selben Monat mehr als 40.000 Fahrzeuge.
Dass die Zahlen des chinesischen Elektroautoherstellers aktuell so schlecht sind, hängt auch damit zusammen, dass die Bundesregierung die Kaufprämie für E-Autos im Dezember überraschend gestrichen hat. Bei der Zusammenarbeit mit BYD handele es sich aber um eine langfristige Entscheidung, betont Knipp.
Expertin: BYD wird sich in Europa etablieren
Mittelfristig könnte es für die deutsche Autoindustrie durchaus ungemütlich werden. "BYD wird sich in Europa auf jeden Fall etablieren", so Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia-Hochschule in Wolfsburg. BYD selbst hat im E-Auto-Bereich für Deutschland einen Marktanteil von fünf bis zehn Prozent als Ziel formuliert.
Bereits jetzt zwinge der chinesische Autobauer die anderen Hersteller in einen Preiskampf. "VW musste mit den Preissenkungen bei Elektroautos nachziehen", sagt Wisbert. "Das ist eine Spirale, die von BYD ausgelöst wurde."
Kunden könnten von Preiskampf profitieren
Wisbert will die deutschen Autobauer aber keineswegs abschreiben. "Die Innovationskraft ist in Deutschland immer noch da", sagt sie. Außerdem hätten die deutschen Marken einen guten Ruf. Auch die Autohaus-Gruppe Senger bekennt sich weiterhin zu ihren deutschen Autos. Es gehe um Diversifizierung, so das Unternehmen.
Klar ist, dass es auf dem deutschen Markt enger wird, wenn BYD hierzulande tatsächlich im großen Stil Fuß fassen sollte. Für die Autoindustrie dürfte der Preis- und Konkurrenzkampf mit Einbußen verbunden sein. Die Käufer von Elektroautos in Deutschland könnten hingegen davon profitieren.