Chinesischer Autohersteller Wie BYD in Europa angreifen will
Der chinesische Hersteller BYD gehört inzwischen zu den größten Herstellern von E-Autos der Welt. Zunehmend gehen die Fahrzeuge in den Export. Auch nach Deutschland strebt die Marke - womöglich mit Fertigung vor Ort?
Auf großer Bühne präsentierte sich der Gründer von BYD, Wang Chuanfu, im September vergangenen Jahres bei einem Online-Event. Er stellte die Elektroautos des chinesischen Herstellers vor, die neu auf den europäischen Markt kommen, die ersten von BYD in Europa: Darunter zwei SUV mit den Modellen Atto 3 und Tang und eine Limousine mit dem Namen Han. Allesamt futuristisch designt in leuchtenden Farben, in blau, in rot. Mit braunen Ledersitzen, einem großen tabletartigen Display vorne und natürlich dem Herzstück: der eigens entwickelten Hightech-Batterie.
Alles begann mit Akkus
BYD - auf Chinesisch Biyadi - ist auch der Slogan des Autokonzerns: "Build Your Dreams". Übersetzt: Mach deine Träume wahr. Der Traum vom Elektroauto begann bei BYD vor 20 Jahren. Das Unternehmen war damals bereits bekannt für seine wiederaufladbaren Batterien. Diese wurden zum Beispiel in Digitalkameras und Handys eingebaut. Dann kam BYD-Gründer Wang Chuanfu 2003 auf die Idee, mit den Batterien auch eigene elektrisch betriebene Fahrzeuge zu bauen.
Dem Rivalen Tesla auf den Fersen
Erst baute BYD einen elektrischen Bus und Verbrennerautos. Dann 2008 das erste Elektroauto, einen Plug-in-Hybrid. Die eigene Batterie-Technologie sei bis heute ein Wettbewerbsvorteil, sagt der chinesische Auto-Experte Zhong Shi aus Peking: "Mit den selbst hergestellten Batterien war es möglich, nahtlos zur Batterieindustrie für Elektrofahrzeuge überzugehen. Dies ist eine besondere Wettbewerbsfähigkeit, die kein anderer chinesischer Autohersteller hat."
In China selbst verkauft kein anderes Unternehmen so viele Elektrofahrzeuge wie BYD, neben Autos gehören dazu zum Beispiel auch Busse. Auch im weltweiten Vergleich holt BYD zum direkten Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten, dem Hersteller Tesla, auf. Die beiden sind gleich alt, im Jahr 2003 gegründet. Tesla verkauft immer noch weltweit die meisten reinen E-Autos. Zählt man jedoch Plug-in-Hybride hinzu, die neben dem Elektroantrieb auch noch einen Verbrennungsmotor besitzen, hat BYD Tesla im Jahr 2022 bei den Verkaufszahlen überholt.
Neue Chancen in der Elektro-Ära
Auch in Europa und in Deutschland drängt der chinesische Autohersteller nun mit seinen Elektroautos auf den Markt. Der Plan von BYD ist es, im Jahr 2026 insgesamt 120.000 Elektro-Autos in Deutschland zu verkaufen. Auch zu mieten sollen sie sein. Im Herbst gab der Autovermieter Sixt eine Kooperation mit BYD bekannt. 100.000 E-Autos von dem chinesischen Unternehmen will Sixt in den kommenden Jahren kaufen.
Der chinesische Autoexperte Zhong Shi zeigt sich optimistisch, dass BYD sich auf dem europäischen Markt behaupten kann: "In der Ära der Benzinfahrzeuge hatten chinesische Autokonzerne in Europa, insbesondere auf dem deutschen Markt, keine Chance", sagt er. "Aber nach dem Beginn des Elektrozeitalters wird BYD die Möglichkeit haben, auf dem deutschen Markt zu konkurrieren."
Interesse an Ford-Fabrik in Saarlouis?
Die Pläne des Herstellers gehen über den Verkauf von Autos hinaus. Wie das "Wall Street Journal" kürzlich berichtete, soll BYD Interesse haben, die Fabrik von Ford im saarländischen Saarlouis zu kaufen. Dort sollen 2025 keine Autos mehr hergestellt werden, weil der US-Konzern seine neuen E-Fahrzeuge in Valencia produziert. Offenbar führen Ford und BYD bereits Gespräche über den Standort. BYD wollte das auf Anfrage der ARD nicht kommentieren. Es ist allerdings bekannt, dass BYD darüber nachdenkt, auch in Europa zu produzieren - und Standorte prüft.