Chinas BYD löst Tesla ab Der größte E-Autobauer der Welt ist chinesisch
Das erste Mal überhaupt hat der chinesische Elektroautobauer BYD mehr E-Autos verkauft als sein Konkurrent Tesla. Und das, obwohl der Konzern von Elon Musk im vierten Quartal so viele Autos wie noch nie ausgeliefert hat.
Der amerikanische Autohersteller Tesla hat seine Spitzenposition auf dem Weltmarkt für Elektrofahrzeuge an seinen chinesischen Konkurrenten BYD abgeben müssen. Im vierten Quartal 2023 lieferte das Unternehmen von Milliardär Elon Musk 484.507 Autos aus - immerhin eine Steigerung von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das reichte jedoch nicht, seine die Spitzenposition zu verteidigen. Denn der chinesische Autohersteller BYD verkaufte in dem gleichen Zeitraum 526.409 Fahrzeuge, wie aus Zahlen von Anfang der Woche hervorgeht.
Dabei hat Tesla im vierten Quartal sogar noch einen Rekord eingefahren und so viele Autos ausgeliefert wie nie zuvor. Damit hat das Unternehmen auch die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im vergangenen Jahr hat der US-Konzern insgesamt 1,8 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, auch wenn er hinter seinem ehrgeizigen internen Jahresziel von zwei Millionen Fahrzeugen zurückblieb.
Rabatte und Anreize
Dazu beigetragen haben dürften auch die kräftigen Preisnachlässe von Tesla für Elektroautos. Zudem wurden Anreize geboten, etwa sechs Monate kostenfreies Schnellladen. Einige Analysten weisen darauf hin, dass Tesla möglicherweise die im Januar letzten Jahres begonnenen Preissenkungen fortsetzen müsse, um die Nachfrage aufrechtzuerhalten, nachdem das Ende der Steuervergünstigungen im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) die Verkäufe in das vierte Quartal vorverlegt hatte.
"Tesla könnte gezwungen sein, die Preise weiter zu senken, insbesondere für ein Fahrzeug wie die Versionen des Model 3, die ihre Steuervergünstigung verloren haben", sagte Seth Goldstein, Aktienstratege bei Morningstar. Für die Heckantrieb- und Langstreckenvarianten des Tesla Model 3 gibt es in diesem Jahr keine Bundessteuergutschriften in Höhe von 7.500 Dollar mehr, da im Rahmen der IRA aktualisierte Anforderungen an die Beschaffung von Batteriematerial in Kraft treten.
Preissenkungen bei BYD für Marktanteile
Auch bei BYD haben Rabatte zu einem Umsatzplus geführt. 2023 hat BYD seine Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent gesteigert. Die Auslieferungen von BYD zeigten, dass die Preissenkungen für das chinesische Unternehmen funktionieren, sagte Susannah Streeter, Leiterin des Bereichs Geld und Märkte bei Hargreaves Lansdown. "Der Kampf wird die Gewinnspannen beider Unternehmen beeinträchtigen, aber BYD ist eindeutig der Meinung, dass es sich lohnt, diesen Preis zu zahlen, um den Marktanteil und die Anerkennung zu erhöhen", fügte sie hinzu.
Im September noch hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die chinesische Staatshilfe für Elektroautos kritisiert. "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt - das verzerrt unseren Markt", so von der Leyen damals. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle.
Chinesische Expansionspläne
Als Belohnung für das Einhalten der Verkaufsziele 2023 zahlt BYD nach Angaben von Händlern, die mit der Angelegenheit vertraut sind, einen Händlerbonus von 666 Yuan (93 Dollar) je Auto. Die Zahl 666 gilt in China als Glückszahl. Insgesamt dürfte BYD bis zu zwei Milliarden Yuan auszahlen.
Das Unternehmen, an dem auch Investor Warren Buffett über Berkshire Hathaway beteiligt ist, streckt seine Fühler aber auch außerhalb Chinas aus. Im Dezember wurde bekannt, dass BYD sein erstes Werk in Europa in Ungarn errichten will. Derzeit verkauft BYD in Europa fünf Modelle, im laufenden Jahr sollen noch drei weitere auf den Markt kommen.
Bei reinen E-Autos Tesla Nase vorn
Neben den reinen E-Autos verkaufte das in Shenzhen ansässige BYD im vierten Quartal außerdem mehr als 400.000 Plugin-Hybride. Über das ganze Jahr gesehen kommt das chinesische Unternehmen damit auf mehr als drei Millionen verkaufte Pkw, davon waren aber nur 1,6 Millionen reine E-Autos. In dieser Kategorie und über das ganze Jahr gesehen hatte Tesla mit 1,8 Millionen 2023 noch die Nase vorn.
Und in diesem Jahr will der Konzern von Elon Musk 2,2 Millionen Fahrzeuge an die Kunden bringen - das wäre ein Anstieg von etwa 22 Prozent, aber weniger als das 2023 erreichte Plus von rund 38 Prozent. Die Geschäftszahlen für das vierte Quartal will das US-Unternehmen am 24. Januar veröffentlichen.