Hohe Kosten, schwache Nachfrage Bei BASF bricht der Gewinn ein
Der Chemiekonzern BASF hat im vergangenen Jahr seine Prognosen verfehlt. Umsatz und Gewinn gehen zurück. Die Geschäftsaussichten der gesamten Branche haben sich zuletzt deutlich verschlechtert.
Der Chemiekonzern BASF gerät wegen schwacher Nachfrage und hoher Kosten immer mehr in Zugzwang. Im vergangenen Jahr blieben Umsatz und Gewinn deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück, wie der Konzern heute einräumte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sowie Sondereinflüssen lag 2023 wahrscheinlich bei 3,8 Milliarden Euro und damit unterhalb der Bandbreite von 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro, die der Konzern selbst als Ziel gesetzt hatte. Im Vorjahr hatte BASF noch einen Gewinn vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen von fast 6,9 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr sei auf umsatzbedingt niedrigere Margen zurückzuführen. Die bisher erreichte Senkung von Kosten habe dies nicht auffangen können. Neben der allgemein schwachen Nachfrage belastete eine Wertberichtigung von einer Milliarde Euro das Ergebnis. Der Umsatz ist von 87,3 auf 68,9 Milliarden Euro gesunken.
Anleger bleiben positiv
Die BASF-Anleger sahen am Morgen über die überraschend deutlichen Gewinneinbruch hinweg und setzen auf stabile Ausschüttungen. Zwar fielen die Papiere vor XETRA-Start leicht, allerdings legten die Aktien des Chemiekonzerns im frühen Handel wieder zu und pendeln sich aktuell bei einem Plus von rund 0,3 Prozent ein.
Die verfügbaren Barmittel von 2,7 Milliarden Euro seien hoch genug, um eine stabile Dividende in diesem Jahr zu zahlen, "wenn man bedenkt, dass der Konzernchef nicht mit einer Dividendenkürzung gehen will", urteilten die Analysten von Baader Helvea. Eine weitere Erklärung für den Kursauftrieb sei, dass die Erwartungen der Anleger für das Jahr 2023 bereits tief gewesen waren, sagte ein Händler. "Zudem sind die Zahlen durch viele Sonderfaktoren verzerrt."
Weiteres schwieriges Jahr droht
Trotzdem droht der deutschen Chemiebranche auch 2024 ein schwieriges Jahr. Das Geschäftsklima in der exportstarken Branche trübte sich vor dem Jahreswechsel ein: Das entsprechende Barometer fiel im Dezember auf minus 15,2 Punkte, nach minus 13,0 Zählern im November, wie das Münchner ifo-Institut heute zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. "Die Talsohle in der Chemiebranche scheint zwar erreicht zu sein, ein baldiges Aufwärts ist allerdings noch nicht in Sicht", kommentierte ifo-Branchenexpertin Anna Wolf die Entwicklung.
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerteten die Unternehmen im Dezember zwar weniger negativ als im Vormonat. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich dafür allerdings deutlich verschlechtert: Dieser Indikator fiel von minus 6,5 im November auf minus 14,6 Punkte zum Jahresende. Die Chemieindustrie setzen die hohen Energiekosten besonders zu. Ihren Auftragsbestand beurteilt sie mittlerweile als sehr niedrig.
Auslandsgeschäft erfüllt Hoffnungen nicht
Zuletzt hatten die Unternehmen noch auf das Auslandsgeschäft gesetzt, das für neuen Schwung sorgen sollte. "Doch diese Hoffnungen haben sich offenbar zerschlagen, denn die Erwartungen hinsichtlich der Aufträge aus dem Ausland verschlechterten sich", so das Institut. Auch bei BASF war die erhoffte Erholung der Geschäfte in China nach der Corona-Pandemie ausgeblieben.
Der Pessimismus der Firmen schlägt sich inzwischen auch in ihrer Personalplanung nieder. Hier sind laut ifo-Institut die Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009 abgerutscht. "Der Chemiebranche droht ein noch stärkerer Beschäftigungsabbau", sagte Branchenexpertin Wolf. In anderen energieintensiven Branchen hat sich das Geschäftsklima ebenfalls verschlechtert.