Prognose für 2024 Chemieindustrie fehlen weiter die Aufträge
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie schaut nach einem Krisenjahr nur mit wenig Hoffnung auf 2024. Sowohl die Lage als auch die Erwartungen bewertet der Branchenverband für die kommenden Monate negativ.
Nach einem schwierigen Jahr mit schwacher Nachfrage ist die Chemieindustrie in Deutschland für 2024 ebenfalls pessimistisch. "Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen", sagte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, heute in Frankfurt.
Kurzfristig sei kein Aufschwung zu erwarten. Einer aktuellen Umfrage unter 350 Mitgliedsunternehmen zufolge rechnet fast die Hälfte frühestens 2025 mit einer Besserung der Lage. Ein Drittel erwartet immerhin eine Erholung im zweiten Halbjahr 2024.
Umsatz der Branche dürfte auch 2024 sinken
Bereits im November hatte VCI-Chef Steilemann gewarnt, dass die Branche zwar die Talsohle wohl erreicht habe, eine Trendwende aber noch nicht sichtbar sei. Die Hoffnungen der Unternehmen ruhten daher auf 2024. Nun wird jedoch klar, dass der Branche weiter die Aufträge fehlen.
Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate seien negativ, erklärte Steilemann. Für 2024 geht der VCI deshalb nicht davon aus, dass die Chemieproduktion wieder zulegt. Der Branchenumsatz dürfte erneut um drei Prozent sinken.
Deutschlands drittgrößte Industriebranche hat wegen des Energiepreisanstiegs im Zuge des Ukraine-Kriegs und der schwachen Konjunktur schwierige Zeiten hinter sich. Im laufenden Jahr fiel der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche um zwölf Prozent auf rund 230 Milliarden Euro. Die Produktion brach um acht Prozent ein, in der Chemie allein waren es elf Prozent.
40 Prozent der Unternehmen beklagen Gewinneinbrüche
Eine schwache Nachfrage und hohe Produktionskosten setzen den Unternehmen massiv zu. Die Kapazitätsauslastung der Branche beträgt dem Verband zufolge rund 77 Prozent - die Produktion liege damit nun schon seit gut zwei Jahren unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent. Daher hatte es zuletzt eine Reihe von Gewinnwarnungen gegeben - etwa von Branchenprimus BASF sowie den Spezialchemieunternehmen Lanxess und Evonik.
Nach der VCI-Mitgliederumfrage verzeichnen knapp 40 Prozent der Unternehmen Gewinneinbrüche. 15 Prozent der Firmen schrieben Verluste. "Je länger diese Situation anhält, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass weitere Anlagen stillgelegt werden", warnte Steilemann.
Auch Investitionsverlagerung ins Ausland oder Personalabbau schloss er nicht aus nicht aus. In diesem Jahr blieb die Beschäftigung aber stabil bei rund 477.000 Menschen.