Probleme mit sinkender Nachfrage Kriselnde Chemieindustrie drosselt die Produktion
Die deutsche Chemieindustrie steckt in einer tiefen Krise. Die Produktion ist gebremst worden, die Umsätze sind rückläufig. Die Branche fordert wettbewerbsfähige Strompreise und Deregulierung.
Die deutsche Chemieindustrie hat aus Kostengründen ihre Produktion im zweiten Quartal weiter gedrosselt. Die Hoffnung auf eine Erholung müsse angesichts einer zunehmenden Nachfrageschwäche verschoben werden, erklärte der Branchenverband VCI bei der Vorlage seines Konjunkturberichts.
VCI-Präsident Markus Steilmann erneuerte die Forderung nach international wettbewerbsfähigen Strompreisen und Deregulierung. "Natürlich nehmen wir als Branche wahr, dass die Politik nicht die Augen vor den aktuellen Problemen verschließt. Aber Worte sind noch keine Taten", sagte Steilemann und beklagte "immense Standortnachteile".
Nötig seien nun ein Brückenstrompreis und die Beibehaltung des Spitzenausgleichs. "Die Zeit drängt." Einige Unternehmen hätten schon dauerhafte Produktionsstilllegungen und die Verlagerung von Investitionen ins Ausland angekündigt, weitere könnten folgen.
VCI: "Chemieindustrie in tiefer Krise"
Die Chemiebranche befindet sich dem VCI zufolge in einer tiefen Krise. Im Zeitraum von April bis Juni verzeichnete sie demnach einen Umsatzrückgang um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, während die Produktion um 8 Prozent zurückging. Außerhalb der wichtigen Pharmasparte ging die Produktion sogar um 14,2 Prozent zurück. Die Anlagen waren nur noch zu 77,3 Prozent ausgelastet. Angestrebt wird normalerweise ein Wert von an die 85 Prozent.
Zumindest bei den Beschäftigtenzahlen macht sich die angespannte wirtschaftliche Lage nach Angaben des VCI zumindest noch nicht bemerkbar. Dazu trägt vor allem der Fachkräftemangel bei. Bei einzelnen Unternehmen stünden aber bereits Einstellungsstopps oder Kurzarbeit in besonders betroffenen Bereichen auf der Agenda.
Düstere Zukunftsaussichten für zweites Halbjahr
Die Unternehmen rechnen laut Verband für das zweite Halbjahr mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage. Für das Gesamtjahr ist der VCI pessimistischer geworden und rechnet nun mit einem Produktionsrückgang von 8 Prozent (zuvor minus 5 Prozent). Bei rückläufigen Preisen werde der Jahresumsatz voraussichtlich um 14 Prozent sinken.
Ob und in welchem Umfang die Branche in Zukunft von einem globalen Aufschwung profitieren könne, sei angesichts der immensen Standortnachteile mehr als fraglich. "Die Lage ist ernst und die Stimmung dementsprechend schlecht", erklärte Verbandspräsident Steilemann.