Milliardentransaktion erwartet Bahn startet Verkaufsprozess für Schenker
Die Deutsche Bahn bietet ihre Logistiktochter DB Schenker nun offiziell zum Kauf an. Mit dem erwarteten Milliardenerlös soll vor allem der Schuldenberg des Staatskonzerns abgetragen werden.
Die Deutsche Bahn hat den Verkaufsprozess für ihre internationale Logistiktochter DB Schenker eingeleitet. Ab jetzt könnten Interessenten für das Tochter-Unternehmen bieten, teilte der bundeseigene Konzern mit.
In den nächsten Wochen soll dann ein ernsthaft interessierter Bieterkreis für den Logistiker ausgewählt werden. Laut Konzernkreisen wird ein Komplettverkauf an einen Wettbewerber oder an einen Investor favorisiert. Ein Börsengang mit einer schrittweisen Privatisierung gilt dagegen als unwahrscheinlich.
Bahn soll Schuldenberg abbauen
Das Bieterverfahren solle nach den Regeln des EU-Beihilferechts offen und diskriminierungsfrei durchgeführt werden, teilte die Bahn mit. Der Verkaufserlös soll vollständig im Konzern verbleiben und ein Großteil davon zum Abbau der hohen Verbindlichkeiten von derzeit über 30 Milliarden Euro genutzt werden.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn den Staatskonzern damit beauftragt, die Veräußerung "von bis zu 100 Prozent von DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten". Ende September hatte die Bahn das Gremium darüber informiert, dass die Prüfung abgeschlossen sei und die Käufersuche beginne.
Schenker gehört im weltweit zersplitterten Logistikmarkt in den Geschäftsfeldern Landverkehr, See- sowie Luftfracht zu den vier Größten der Welt. Das Unternehmen beschäftigt über 75.000 Mitarbeiter an mehr als 1.800 Standorten in über 130 Ländern. In den vergangenen Jahren hatte die Logistiktochter der Bahn hohe Gewinne erzielt und dem Konzern zu schwarzen Zahlen verholfen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll Schenker in diesem Jahr vor Zinsen und Steuern (Ebit) eine Milliarde Euro verdient haben. 2022 im Logistik-Boom waren es noch 1,8 Milliarden Euro.
Zweistelliger Milliardenerlös möglich
Trotz der jüngsten geschäftlichen Abkühlung erwarten Branchenexperten ein hohes Interesse bei dem Bieterverfahren. Neben Finanzinvestoren kommen hier auch Wettbewerber wie etwa die dänische DSV, die Reederei Maersk oder auch DHL in Frage.
In der Finanzbranche wurde Schenker zeitweise mit einem Wert von um die 15 Milliarden Euro taxiert. Neben dem schwächeren Geschäft dürften aber auch die seit 2022 gestiegenen Zinsen den Verkaufswert drücken.
Verkauf politisch gewollt
Die Entscheidung zur Veräußerung war lange umstritten. Angesichts der hohen Verschuldung und des Finanzbedarfs der Bahn für die anstehende Sanierung der Schieneninfrastruktur ist der Verkauf der Tochter politisch gewollt.
Zudem passt das Unternehmen mit seinem hohen Luft-, See- und Straßenfrachtanteil aus Sicht vieler Kritiker nicht zur Bahn. Angesichts der zahlreichen Probleme auf der Schiene fordern sie, dass sich der bundeseigene Konzern wieder stärker auf sein Kerngeschäft konzentriert. Dazu sollte er vor allem seine weit verzweigte Firmenstruktur mit Hunderten Tochterunternehmen in der ganzen Welt entflechten.