Forderung von FDP und Grünen Bahn soll DB Schenker verkaufen
Politiker von FDP und Grünen sprechen sich dafür aus, dass sich die Deutsche Bahn von ihrer Logistik-Tochter DB Schenker trennt. Das soll Schulden abbauen und den Konzern effizienter machen. Die Gewerkschaft und die Bahn selbst sind skeptisch.
Die Deutsche Bahn sollte sich nach Ansicht von Koalitionspolitikern auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und den internationalen Logistiker DB Schenker möglicherweise verkaufen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Torsten Herbst, verwies auf die hohen Schulden der Konzerns und den Investitionsstau im deutschen Schienennetz. "Deshalb sollten Beteiligungen an Unternehmen, die wie DB Schenker ihre Umsätze überwiegend im Ausland erzielen, veräußert werden", sagte er.
Auch der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel regte den Verkauf oder die Neuaufstellung von Tochterfirmen an, die kaum Berührungspunkte zum unmittelbaren Bahngeschäft haben und die für einen zuverlässigeren Schienenverkehr nicht benötigt werden. Schon länger plädieren die Grünen für einen reinen Bahnkonzern. Die SPD-Bundestagsfraktion wollte sich auf dpa-Anfrage nicht äußern. Laut Bundesregierung gibt es noch keine Entscheidung über einen Verkauf. Auch der Konzernbetriebsrat hat nach eigenen Angaben keine konkreten Informationen zu dem Thema.
Gewerkschaft und Bahn dagegen
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sprach sich dagegen aus, Schenker abzustoßen. Auf Arbeitnehmerseite werden die möglichen Vorteile betont, die Schenker der Bahn bringen könnte. "Allen, die sich mit der Zukunft von DB Schenker befassen, kann ich nur empfehlen, sich das genau anzusehen", mahnte EVG-Vize Martin Burkert. Noch sei es nicht gelungen, die Güterbahn DB Cargo und Schenker besser zu verzahnen. "Die Kunden im Güterverkehr verlangen eine durchgehende Logistikkette. Im Sinne der Klimaziele ist das der bessere Weg als ein Verkauf, der die finanziellen Löcher der DB kurzfristig verbessert."
Zuletzt hatte sich auch Bahnchef Richard Lutz zurückhaltend geäußert. Die Logistik-Tochter habe zwei fantastische Jahre hinter sich und stabilisiere den Konzern finanziell mit Rekordumsätzen und Rekordgewinnen, hatte Lutz im Januar der Deutschen Presse-Agentur gesagt. "Was die Zukunft bringt, das wird man sehen. Derzeit bin ich jedenfalls heilfroh, dass wir Schenker haben."
DB Schenker bietet international Transporte für Industrie und Handel zu Land, zu Wasser und in der Luft an. 74.200 Beschäftigte arbeiten weltweit an 2100 Standorten. Im vergangenen Jahr machte Schenker nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen im laufenden Geschäft einen Gewinn von deutlich über einer Milliarde Euro. Der Logistiker profitiere vom hohen Bedarf an stabilen weltweiten Lieferketten, hieß es. Mit der Eisenbahn in Deutschland machte die Bahn dagegen Verlust.
Schulden in Milliardenhöhe
In den vergangenen Wochen gab es wieder vermehrt Spekulationen über einen Verkauf von Schenker. In Medienberichten wurden ein Kaufpreis von bis zu 20 Milliarden Euro und mehrere internationale Finanzinvestoren als Kaufinteressenten genannt. Etwa die Beteiligungsfirmen CVC und Carlyle hätten sich für eine gemeinsame Offerte zusammengetan und bereits Berater hinzugerufen, um bereit zu sein, falls Schenker im Jahresverlauf auf den Markt komme, berichtete das "Handelsblatt" Anfang Februar. Die Unternehmen äußerten sich bislang nicht.
"Wir haben die Medienberichte zur Kenntnis genommen, können diese aber nicht bestätigen", teilte der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), mit. "Wie alles werden wir auch diese Entscheidung daran messen, ob sie die Bahn insgesamt attraktiver macht."
Im Laufe der kommenden Monate will Theurer für Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) eine Beschleunigungskommission einsetzen, die Maßnahmen identifizieren soll, mit denen die Bahn in den kommenden Jahren die Kapazitäten im Netz ohne Neubau von Schienen erweitern kann. Zudem hat sich die Ampel-Koalition vorgenommen, "die bundeseigene Deutsche Bahn effizienter und transparenter aufzustellen", sagte Grünen-Politiker Gastel. Sie sei zu komplex, das Geflecht aus Hunderten von Tochterunternehmen und Beteiligungen kaum zu durchschauen und schwer zu führen. Zudem soll sie Klimaschützer im Verkehr werden.
Der DB-Konzern steckt in tiefroten Zahlen. Die Schulden werden mittlerweile auf mehr als 30 Milliarden Euro beziffert. Wann es aber wirklich zur Trennung von Schenker kommen und damit Geld in die Kassen gespült werden könnte, ist noch unklar. Auch der Verkauf eines Minderheitsanteils über die Börse gilt laut "Handelsblatt" als möglich.